23.12.2024, 08:37 Uhr
Der Spezialkunststoff-Hersteller Gurit will sich künftig ganz auf profitablere Regionen und Geschäftsbereiche konzentrieren. Im Zuge der angekündigten Restrukturierung sollen Werke in Dänemark, Indien und der...
Der Sieg von Donald Trump hat entgegen der Einschätzung vieler Experten nicht zu drastischen Einbrüchen an den Märkten geführt. Gerade auch im Pharmasektor dürfte der Ausgang der US-Präsidentschaftswahl die Besorgnis vieler Anleger mit Blick auf die Gesetzgebung in Sachen Arzneimittelpreise lindern. Christophe Eggmann, Portfoliomanager Healthcare Equities bei GAM, analysiert den Markt und gibt einen Ausblick auf das neue Jahr.
Neben dem Ausgang der US-Wahl ist auch eine weitere politische Entscheidung für den amerikanischen Pharmasektor relevant: Die kalifornischen Wähler lehnten am Tag der Präsidentschaftswahl den "California Drug Price Relief Act" ab einen Gesetzentwurf zur Absenkung der Arzneimittelpreise für staatliche Krankenversicherungsprogramme. "Diese Ergebnisse sind zweifellos ein Segen für Anleger, die im Biopharma-Sektor investiert sind, der zuvor schwer unter die Räder gekommen war. Zwar war die unmittelbare Reaktion des Marktes überaus positiv, doch die Frage ist nun, wie sicher die Anleger angesichts dieser Ergebnisse von einer nachhaltigen Erholung im Jahr 2017 und danach ausgehen können", sagt Christophe Eggmann.
Teils scharfe Polemik des Wahlkampfs gehört wohl der Vergangenheit an
Obwohl die Diskussion über Arzneimittelpreise auch künftig immer wieder für Schlagzeilen sorgen werde, erwartet Eggmann, dass die scharfe Polemik, die die Anlegerstimmung so schwer belastet hat, abnehmen wird. Unvorhergesehene politische Massnahmen der Regierung Trump können indes nicht ausgeschlossen werden vor allem wenn Obamacare aufgehoben und ersetzt werde. Doch Reforminitiativen im Gesundheitssektor seien von den Demokraten in der neuen politischen Konstellation nach der Wahl nicht zu erwarten und hätten ohnehin keine Aussicht auf Erfolg. Daher ist nach den US-Wahlen eine Neubewertung des Sektors nötig.
"Der stärkere Wettbewerb bei Behandlungen zum Beispiel von Diabetes und die von privaten Versicherern festgelegten höheren Hürden bei der Rückerstattung der Kosten werden vor allem in innovationsarmen Bereichen weiterhin Abwärtsdruck auf die Preise ausüben", erläutert Eggmann. Dennoch sollten Investoren sich vor Augen führen, dass Bemühungen um die Begrenzung der Arzneimittelpreise in den letzten 25 Jahren die Norm gewesen seien und auch in Zukunft weiterverfolgt würden. "Wir erwarten zum Beispiel mehr Preistransparenz und neue leistungsorientierte Erstattungsmodelle, die den Nutzen von Medikamenten deutlich stärker betonen."
US-Pharmaunternehmen mit hohen Barmitteln und Auslandsgewinnen
Für das Jahr 2017 rechnet der Experte damit, dass Anleger, die sich bislang zurückgehalten haben, wieder in den Sektor einsteigen werden, denn es gebe insbesondere nach der Wahl sehr gute Argumente für Anlagen im Gesundheitswesen. Einer der Eckpfeiler der künftigen Politik des designierten US-Präsidenten Trump sei voraussichtlich eine umfassende Reform der Unternehmensbesteuerung. "Dazu gehören unter anderem eine einmalige Steuerbefreiung für Kapitalrückführungen und eventuell dauerhafte Steuervergünstigungen für die Forschung und Entwicklung im Rahmen einer Initiative zur Innovationsförderung. Wir glauben, dass ein solcher Plan zur Überarbeitung des Steuersystems im US-Kongress nur geringe Hürden zu überwinden haben dürfte, da immer mehr Einigkeit darüber herrscht, dass eine Steuerreform erforderlich ist, um die amerikanischen Unternehmen wieder wettbewerbsfähiger zu machen." Dabei könnte der amerikanische Gesundheitssektor einer der grössten Nutzniesser einer solchen Entwicklung sein. Ausgehend von den begrenzt verfügbaren Markt- und Unternehmensdaten schätzt Eggmann, dass die Unternehmen in diesem Sektor über Barmittel in Höhe von rund 150 Milliarden US-Dollar sowie über Gewinne in Höhe von 450 Milliarden US-Dollar im Ausland verfügen.
"Zwar ist es schwierig, vorherzusagen, wie und inwieweit sich eine Steuerreform auf die Strategien der Unternehmen auswirken wird, doch bekanntlich haben Unternehmen nicht nur an der Rückführung von Barmitteln an die Aktionäre, sondern auch an der externen Geschäftsentwicklung ein grosses Interesse. Neue steuerliche Anreize werden ihre finanzielle Flexibilität erheblich verbessern und potenzielle Aufspaltungen von Unternehmen wie beispielswiese bei Pfizer oder Johnson & Johnson attraktiver machen", so Eggmann. Auf der Angebotsseite habe die jahrelang erfolgreiche Produktentwicklung dazu geführt, dass es heute eine grössere Anzahl von attraktiven Übernahmekandidaten gebe.
Hohe Abschläge bei Bewertungen im Gesundheitssektor
Hinsichtlich der Bewertungen weise der Pharmasektor den höchsten Abschlag seit fünf Jahren auf, und Biotechnologiewerte seien zu äusserst niedrigen Preisen erhältlich. "Daher glauben wir, dass die Anleger zwar derzeit die Fundamentaldaten des Sektors kaum beachten, die erwartete Zunahme der Fusions- und Übernahmeaktivitäten in Verbindung mit positiven Nachrichten zur Produkt-Pipeline und einer Neubeurteilung der Gewinnerwartungen für 2017 jedoch ausreichen dürften, damit die Anleger eher früher als später wieder in den Gesundheitssektor einsteigen", schliesst Eggmann.