04.12.2024, 10:51 Uhr
«Während die Märkte von einer lockeren Geldpolitik beflügelt werden, drohen politische Umwälzungen in den USA sowie geopolitische Spannungen», schreibt Nicolas Forest, Chief Investment Officer bei Candriam in...
Vieles deutet darauf hin, dass die gegenwärtige Wachstumsabschwächung die Talsohle bald erreichen wird und in nächster Zeit keine Rezession erfolgt. Eine gewisse Gelassenheit sei laut Thomas Heller, CIO der Schwyzer Kantonalbank, angebracht – auch für Anleger.
Eine Rezession im nächsten Jahr sei eher unwahrscheinlich und die jüngsten Konjunkturdaten deuten darauf hin, dass ein Ende der Wachstumsabschwächung absehbar ist, schreibt Thomas Heller, CIO der Schwyzer Kantonalbank, in seinem jüngsten Marktkommentar. Im arg gebeutelten Industriesektor zeichnet sich eine leichte Entspannung ab, wenn auch zum Teil auf noch sehr tiefen Niveaus. Der globale Einkaufsmanagerindex der Industrie stieg mit 50.3 Punkten erstmals nach sechs Monaten wieder in den Wachstumsbereich. In der Eurozone bestätigte sich die Stabilisierung auf tiefem Niveau (46.9), womit die Talsohle wohl erreicht wurde. Heller fragt sich, was passieren könnte, falls es dennoch zu einer weiteren Abschwächung kommen würde.
"Die Geldpolitik ist ein wichtiges Instrument zur Konjunktursteuerung. Stottert der Wirtschaftsmotor, senkt die Notenbank die Zinsen, entlastet damit die Unternehmen sowie Haushalte kostenseitig und stimuliert Investitionen und Konsum. Nur: Die Wirtschaft leidet weder unter zu hohen Zinsen noch unter zu wenig Liquidität. Das zeigt sich etwa an der geringen Nachfrage der Banken beim TLTRO-Programm der Europäischen Zentralbank (Refinanzierungsgeschäfte zur Vergabe von Krediten). Weitere Zinssenkungen lösen kaum Wachstumsimpulse aus. Die Hartnäckigkeit, mit der die Europäische Zentralbank auch unter der neuen Führung einer noch expansiveren Geldpolitik das Wort redet, irritiert deshalb", sagt Heller.
Auch mit fiskalpolitischen Massnahmen (z.B. Steuersenkungen oder höheren Staatsausgaben) könne das Wachstum stimuliert werden, meint Heller. Ein attraktives Steuerregime und produktive Investitionen, etwa in Infrastruktur oder Digitalisierung, sind jedoch langfristige Aufgaben des Staates, so der Experte. Sie eignen sich kaum zur kurzfristigen Konjunktursteuerung und haben Nebenwirkungen (höhere Verschuldung, verzögerte und u.U. prozyklische Wirkung, Mitnahmeeffekte). Heller erklärt: " Sogenannte automatische Stabilisatoren sorgen in einem Abschwung über höhere Ausgaben der Arbeitslosenversicherung und geringere Steuereinnahmen ohnehin für eine gewisse Glättung des Konjunkturverlaufs."
"Rezessionen sind schmerzvoll, dennoch muss man sie zulassen können", schrieb die Tageszeitung NZZ kürzlich. Diese Meinung vertritt auch Heller. Geld- und Fiskalpolitik sollen nicht bei jeder Wachstumsschwäche einschreiten. Sie müssen ja nicht gerade das Gegenteil tun und restriktiver werden, meint er. Ohnehin geplante, strukturell ausgerichtete Massnahmen könnten auch vorgezogen und vorhandene fiskalische Spielräume genutzt werden. Heller rät: "Handelt es sich nicht um ein strukturelles Wachstumsproblem, ist eine gewisse Gelassenheit angebracht. Gelassenheit im Umgang mit einer Rezession ist auch das Stichwort für Anleger. Sie sollten nicht in Aktivismus verfallen und blind verkaufen, wenn die Kurse ins Rutschen geraten. Erfahrungsgemäss fällt der Wiedereinstieg schwer und man verpasst die oft signifikante Erholung. Wer richtig, d.h. diversifiziert und seinem Risikoprofil entsprechend investiert ist, kann eine Korrektur auch mal aussitzen und allenfalls sogar für Zukäufe nutzen."