23.12.2024, 08:37 Uhr
Der Spezialkunststoff-Hersteller Gurit will sich künftig ganz auf profitablere Regionen und Geschäftsbereiche konzentrieren. Im Zuge der angekündigten Restrukturierung sollen Werke in Dänemark, Indien und der...
Schwellenländerspezialist Markus Mettier spricht im Interview über die Kompetenzfelder von Clarus Capital, die Herausforderungen im Negativzinsumfeld und die Anlagechancen in Schwellenländern.
Herr Mettier, weshalb wechseln Sie nach mehreren Jahrzehnten in einer Grossbank zu einem mittelgrossen Vermögensverwalter?
Markus Mettier: Bei Clarus Capital schätze ich, dass ich meinen breiten Erfahrungsschatz einbringen kann. Ich bin freier in der Wahl der Anlageentscheide und in meiner Funktion. Ebenfalls kann ich meine Zeit besser und freier einteilen als in einem grösseren Institut.
Was am Geschäftsmodel von Clarus Capital hat Sie besonders überzeugt?
Ich glaube die Selbstverantwortung der Kundenberater ist zentral. Jeder kennt die Bedürfnisse seiner Kunden bestens und ist bemüht, eine bestmögliche Rendite zu erzielen. Ich habe gespürt, dass meine Erfahrung geschätzt wird und ich meine Stärken dabei ausspielen kann.
Welche Vorteile bringt diese Struktur den Kundenberatern?
Die Plattform bietet dem Kundenberater eine grössere Freiheit. Er handelt als Entrepreneur, kann aber auf eine professionelle Infrastruktur zurückgreifen. Eines meiner Ziele wird es sein, die Kundenberater mit meiner Erfahrung zu unterstützen und die Renditeentwicklung positiv zu beeinflussen.
Und den Kunden?
Ich kann mir vorstellen, dass die persönliche, individuelle Kundenbeziehung stärker ausgeprägt ist als bei anderen Setups. Das sind alles Kundenberater, die auf eine langjährige, erfolgreiche Zusammenarbeit mit ihren Kunden zurückblicken können.
Clarus Capital richtet sich vor allem an Kunden aus Russland und den GUS-Staaten – inwiefern unterscheiden sich diese von typischen, vermögenden Schweizer Kunden?
Der erste Unterschied ist sicher die Anlagewährung. In diesem Falle der US-Dollar. Tendenziell sind osteuropäische Kunden eher Coupon-orientiert und auch bereit, etwas mehr Risiko in dieser Anlageklasse zu tragen. Das Anlagespektrum im US-Dollar ist zum Glück wesentlich breiter als im Schweizer Franken. Nur schon die Anzahl an US-Dollar-Emittenten ist enorm viel grösser als im Schweizer-Franken-Markt.
Welche Dienstleistungen fragen diese Kunden nach?
Unsere Dienstleistung richtet sich auf die Obligationenquote aus, dort haben wir unsere Stärken. Im Durchschnitt hat ein Kunde eine Aktienquote von 15 oder 25 Prozent – hier setzen wir gezielt Instrumente von Drittanbietern ein, während wir unseren Fokus auf eine solide Auswahl der Emittenten und Obligationen legen.
Sehen Sie Präferenzen in der Vermögensallokation Ihrer Kunden – wie etwa ein Übergewicht in Edelmetallen oder alternativen Anlagen?
Gold als Sicherheitshafen ist gerade für unsere Kundschaft von hoher Bedeutung. Einem Investor aus den Schwellenländern müssen sie den Begriff Inflation nicht erklären. Gleichfalls merken wir, dass die Goldpositionen aktiver bewirtschaftet werden sollten, denn es ist längst nicht mehr nur «buy and hold». Gegenüber anderen Alternativen Anlagen herrscht eine gesunde Zurückhaltung. Am ehesten werden Produkte im Private Debt Bereich eingesetzt, Hedge Funds kommen nur zur Absicherung der Aktienrisiken ins Portfolio. Beispielsweise CTA können hier sehr gute Dienste leisten.
Wie wichtig sind alternative Anlagen für die Vermögensverwaltung in Zukunft?
Aus unserer Sicht sollte ein Vermögensverwalter seinen Kunden Zugang zu einzelnen, interessanten Projekten anbieten können. Die strategische Anlageallokation des Kunden sollte mit einem risikogerechten Vermögensverwaltungsmandat als Kern konzipiert werden und spezifische illiquidere Anlagen sollen als Satelliten beigemischt werden. Jedes Anlageinstrument muss einen klar definierten Beitrag leisten. Die Vergangenheit hat jedoch gezeigt, dass Hedge Funds, die eine konvergente Strategie verfolgen, nur einen geringen risikoadjustierten Beitrag erzielen nach Abzug der Kosten. Also stehen bei uns Private Markets im Vordergrund.
Was für ein Setup muss ein Vermögensverwalter bieten, um zukunftsfähig zu bleiben?
Ein externer Vermögensverwalter sollte eine minimale Grösse von 10 Personen haben, um die Fixkosten möglichst gering halten zu können. Neben den regulatorischen Anforderungen benötigt es hier auch ein professionelles Asset Management und IT-Investitionen. Zwei Drittel der externen Vermögensverwalter sind immer noch zwischen einem bis drei Mitarbeitern, dies wird sich in den kommenden Jahren ändern. Clarus Capital ist ideal aufgestellt, es bietet dem Kundenberater einen professionellen Rahmen mit eigenem Profitcenter.
Ihre Kompetenz liegt im Bereich Fixed Income (FI) – kann man mit Anleihen in Zeiten von Negativzinsen überhaupt noch Geld verdienen bei überschaubarem Risiko?
Mitte Jahr wiesen 17 Billionen US-Dollar in ausstehenden Bonds eine negative Rendite auf. Vor allem im Schweizer Franken und Euro ist es beinahe nicht mehr möglich, Geld zu verdienen – ausser die Zinsen würden weiter fallen. Bei gleichbleibender Zinsstruktur kann da nur noch eine steile Zinskurve etwas helfen. Im US-Dollar ist das etwas einfacher. Die Auswahl ist grösser und Negativzinsen sind nicht in Sicht. Die Kreditauswahl bleibt aber entscheidend. Hier liegt mein Fokus und ich werde das bisherige Team dank meiner Expertise ideal ergänzen.
Gibt es noch Sweet Spots im Bereich FI? Oder anders gefragt, was ist attraktiver – die «BBeauties» oder die «BBBeasts»?
Das ist eine schwierige Frage und hängt vom Fall ab. Generell kann man sagen, dass BBB's, die ihr Investment Grade Rating verlieren, mit einem markanten Preisrückschlag reagieren. Das kommt davon, dass sich viele Benchmark-orientierte Anleger von ihren Papieren trennen müssen. Bei den BB's ist das nicht so ausgeprägt. Aber wie gesagt...alles von Fall zu Fall. Eine sorgfältige Analyse des Schuldners sowie der Bondliquidität bringen hier Licht ins Dunkel, ob sich eine Investition jeweils lohnt.
Schwellenländer sind ebenfalls ein Spezialgebiet von Ihnen. Bei den Schwellenländern handelt es sich um eine sehr heterogene Gruppe – wo orten Sie die grössten Renditechancen in den kommenden Quartalen?
Ein breit diversifiziertes Portefeuille bietet die besten Chancen. Ich glaube es ist wichtig eine gewisse Liquidität bereit zu halten. Das können bessere Qualitäten sein, die bei einer Korrektur gut verkauft werden können um «Firepower» zu generieren. Krisen werden immer wieder kommen. Dann muss man bereit sein zu reagieren. Generell gehen wir davon aus, dass Schwellenländer High-Grade Bonds outperformen werden.
Welche Länder und Sektoren gilt es eher zu meiden?
Allgemein sind die Spreads sehr eng und die Zinsen auf tiefem Niveau. Wir erwarten weiterhin ein Risk-on Sentiment, was zu einer Underperformance der besseren Qualitäten führen wird. Gewinne in langen Laufzeiten mitnehmen um in aggressivere Carry-Trades zu stecken wäre meine Strategie. Aber nicht vergessen – ein gewisses Liquiditätspolster sollte bereitgehalten werden.