02.12.2024, 10:49 Uhr
«Europa steht wirtschaftlich unter Druck und muss seine Wettbewerbsfähigkeit gegenüber anderen globalen Wirtschaftsmächten – insbesondere den USA – verbessern», heisst es im neuesten Marktausblick des...
Verantwortungsvolles Anlegen liegt im Trend. Trotz – oder gerade wegen – der steigenden Beliebtheit stehen dem Thema viele mit Skepsis gegenüber. Ben Constable-Maxwell von M&G Investments räumt die drei grössten Mythen aus dem Weg.
Für die meisten langfristig orientierten Anleger hat zukünftiges Kapitalwachstum höchste Priorität. Immer mehr wollen dies aber auf eine Art und Weise tun, die möglichst keine negativen Auswirkungen auf den Planeten und die Gesellschaft hat. Beide Ziele können dank verantwortungsvollen Investitionen erreicht werden. Trotz steigender Beliebtheit hat Ben Constable-Maxwell, Head of Sustainable and Impact Investing bei M&G Investments, drei hartnäckige Mythen erkannt, welche Investorinnen und Investoren davon abhalten, ihr Geld noch besser sowie gewinn- und nutzbringender anzulegen.
Wertebasiertes Investieren ermöglicht es Anlegern, Branchen oder Unternehmen zu meiden, die mit ihren Vorstellungen, Ansichten und Werten nicht vereinbar sind. "Werte sind jedoch etwas Subjektives. Was für mich akzeptabel ist, ist für Sie vielleicht nicht hinnehmbar und umgekehrt", sagt Constable-Maxwell.
Damit es nicht bei den guten Absichten bleibt und die eigenen Vorgaben eingehalten werden können, benötigen Investorinnen und Investoren einen klar definierten Anlagerahmen. Meistens handelt es sich dabei um die Berücksichtigung von Faktoren aus den Bereichen Umwelt, Soziales und Governance. "ESG verfügt heute über Werkzeuge zur Analyse und Modellbildung, um sämtliche Faktoren zu identifizieren, die Einfluss auf den langfristigen Erfolg eines Unternehmens haben – weit über das hinaus, was die Unternehmen selbst preisgeben", erklärt der Experte. So könnten Chancen sowie aktuell relevante Risiken, die in der Vergangenheit womöglich weniger bedeutend oder nicht vorhanden waren, erkannt werden.
Traditionell glaubte man, dass Anleger, die verantwortungsvoll investieren wollen, bei den finanziellen Erträgen Abstriche machen müssen. Diese Annahme wurde mittlerweile von mehreren Studien widerlegt und immer mehr Daten und Forschungsergebnisse – von Oxford bis Harvard – deuten darauf hin, dass Anlagestrategien, die ESG-Faktoren berücksichtigen, sich langfristig überdurchschnittlich entwickelt haben. "Das überrascht kaum. Man kann zwar erwarten, dass ein Unternehmen, das auf Kosten der Umwelt und Gesellschaft erfolgreich ist, kurzfristig zu den Gewinnern zählt. Doch langfristig sind massive, schmerzhafte regulatorische Kosten und Reputationsverluste wahrscheinlich", meint Constable-Maxwell.
Er betont zudem, dass Anlergerinnen und Anleger bei der konstruktiven Einflussnahme auf Unternehmen eine wichtige Rolle spielen und so eine verbesserte Geschäftspraxis erwirken können. "Die Folgen schlechter Governance und eines mangelnden Verantwortungsgefühls gegenüber der Umwelt und der Gesellschaft werden die langfristige Entwicklung eines Unternehmens wahrscheinlich – und womöglich irreparabel – beeinträchtigen. Für die Investorinnen und Investoren könnte dies dauerhaft finanzielle Verluste bedeuten", warnt Constable-Maxwell.
Die Prinzipien, die ESG-Anlagen zugrunde liegen, sind nicht neu. Jedoch ist die Nachfrage der Anleger nach Investmentansätzen, die diese Strategien umsetzen, in den letzten Jahren sehr stark gestiegen. Im Februar 2018 beliefen sich die europaweit in ESG-Strategien investierten Gelder auf 372 Mrd. Euro, 2010 waren es noch 132 Mrd. Euro.
Dieses Wachstum werde aber nicht allein von der Nachfrage getrieben, sondern auch von der Investmentbranche selbst. Die Zahl der Vermögensverwalter, die die von den Vereinten Nationen herausgegebenen Prinzipien für nachhaltiges Investieren (UN Principles for Responsible Investment, PRI) unterzeichnet haben, ist deutlich gestiegen. Damit garantieren die Unterzeichner unter anderem die Berücksichtigung von ESG-Faktoren in Investment-Analysen und -Entscheidungen. Angesichts dieser tiefgreifenden Entwicklungen sei es deshalb verfehlt, von einem vorübergehenden Hype zu sprechen.