23.12.2024, 08:37 Uhr
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Das globale Universum an Dividendentiteln ist äusserst umfangreich und diversifiziert. Deshalb erwartet Ben Sheehan von Aberdeen Standard Investments bei den Dividendenerträgen trotz Kürzungen bei gewissen Titeln im Zuge der Corona-Krise ein langfristiges Wachstum.
Angesichts der schwerwiegenden wirtschaftlichen Folgen der globalen Coronavirus-Pandemie sei es schwierig, die Vorteile von Dividendenerträgen für Anlageportfolios zu finden. Immerhin senkten die Unternehmen weltweit ihre Dividendenzahlungen im 2. Quartal dieses Jahres auf das niedrigste Niveau seit über zehn Jahren. Die Erwartungen hinsichtlich der Gesamtausschüttungen in den nächsten zwölf Monaten sind gemäss Bloomberg jüngst um 15% zurückgegangen.
Doch die Anleger sollten über schwarzmalerische Schlagzeilen hinwegsehen und den Fokus auf die Fakten legen, meint Ben Sheehan, Senior Investment Specialist, Equities, Asia Pacific bei Aberdeen Standard Investments. Die Unternehmen schütteten im zweiten Quartal trotz des Shutdown der Weltwirtschaft 382 Mrd. USD an die Aktionäre aus. Dies bedeute, dass die meisten Unternehmen selbst in einer Krise weiterhin Dividenden zahlen.
Am stärksten von Kürzungen betroffen waren Märkte, die eine tief verankerte Dividendenkultur aufweisen, etwa Europa und Grossbritannien. Im Schnitt wenden Unternehmen in Europa einen höheren Anteil ihrer Cashflows für Dividenden auf als Firmen in anderen Teilen der Welt. Somit überrasche es nicht, dass auch die Kürzungen höher ausfielen.
Gleichzeitig habe sich die Pandemie nicht auf alle Unternehmen gleichermassen stark ausgewirkt. In Sektoren wie Reisen, Freizeit und Bauwesen tätige Unternehmen wurden am stärksten in Mitleidenschaft gezogen. Andere wiederum – z.B. in den Bereichen Cloud Computing und Online-Dienste – profitieren von den veränderten Arbeits- und Konsummustern.
Im Hinblick auf Dividendenanlagen können Anleger ihr direktes Exposure zu den Auswirkungen des Virus und zu Unternehmen, bei denen sie mit unerwünschten Extremrisiken rechnen, aktiv verringern. Gleichzeitig können sie den Schwerpunkt auf Unternehmen legen, die ihre Ausschüttungen dank der starken Bilanzen und Wettbewerbsposition beibehalten können.
Ein weiterer wesentlicher Faktor, der die Nachhaltigkeit von Dividendenerträgen untermauert, sei die Grösse und Vielfalt des globalen Aktienuniversums. "Bei Aberdeen Standard Investments pflegen wir eine Buy-Liste von 1'100 globalen Unternehmen, die auch Dividendentitel umfasst. Daraus ergibt sich eine unseres Erachtens ausreichende Pipeline für die Titelauswahl", kommentiert Sheehan.
Darüber hinaus werde bei den im europäischen EuroSTOXX und dem britischen FTSE 100 vertretenen Unternehmen in diesem Jahr zwar mit Dividendenkürzungen von über 30% gerechnet. Für den japanischen Topix500 Index liegt dieser Wert aber nur bei 8%, während für den S&P500 laut den Dividendenprognose von Bloomberg per Ende Juni keine Kürzungen erwartet werden.
Positiv anzumerken sei, dass bei über 30% der Unternehmen aus Grossbritannien, Europa und Japan und bei mehr als 60% der Unternehmen aus den USA in diesem Jahr mit Dividendensteigerungen gerechnet wird (vgl. Abbildung).
Aus den Daten geht überdies hervor, dass die USA der Markt mit den nachhaltigsten Dividenden sind. Laut Research von Jefferies haben während der Finanzkrise 2008 nur 30% der US-Unternehmen ihre Dividenden gekürzt. Im Zuge der Covid-19-Pandemie zeichnet sich ein ähnliches Bild, wobei die Dividenden in den USA im internationalen Vergleich bislang am robustesten ausfallen. Jefferies sieht dies in der Tatsache begründet, dass in den USA mehr Mittel für Aktienrückkäufe – eine weitere Möglichkeit, Kapital an die Aktionäre auszuschütten – aufgewendet werden als an jedem anderen Markt. In Stresszeiten setzen US-Unternehmen aus historischer Sicht eher die Rückkäufe als die Dividendenzahlungen aus.
Das globale Universum an Dividendentiteln könne viel bieten. Aufgrund des deutlichen Rückgangs der Anleiherenditen warten Aktien gemäss Bloomberg seit 2011 mit höheren durchschnittlichen Erträgen auf als Anleihen. "Dieser Trend dürfte sich unseres Erachtens angesichts des beachtlichen Umfangs an Anleihen mit niedrigen und negativen Renditen, der sich mittlerweile weltweit auf 15 Bio. USD beläuft, fortsetzen", so Sheehan.
Die global zu beobachtende Alterung der Bevölkerung deute ebenfalls auf einen anhaltend starken Ertragsbedarf hin, da die Menschen zunehmend ihre Altersvorsorge ins Auge fassen. Dieser wachsende Pool an ertragsorientierten Anlegern stellt einen starken Anreiz für Unternehmen dar, weiterhin Dividenden auszuschütten.
Daher sollten Anleger trotz der zahlreichen Schlagzeilen über Dividendenkürzungen nicht ausser Acht lassen, dass nach wie vor eine breite Basis an dividendenzahlenden Unternehmen für die Titelauswahl vorhanden ist, insbesondere aus einer globalen, diversifizierten Perspektive.