23.12.2024, 08:37 Uhr
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Digitalisierung, Big Data oder künstliche Intelligenz: Investoren sollten das Anlagepotenzial von disruptiven Technologien nutzen, meint Ophélie Mortier von Degroof Petercam Asset Management.
In unserem Alltag sind wir laufend neuen Einflüssen ausgesetzt, die von den sogenannten "disruptiven" Technologien hervorgebracht werden, hält Ophéline Mortier, Head of Responsible Investment bei Degroof Petercam AM, fest. Von "disruptiv" sei die Rede, weil diese Innovationen alte Produkte oder Dienstleistungen überflüssig machen und verdrängen. Das beste Beispiel ist das Smartphone, das Mobiltelefone der ersten Generation technologisch überholt und abgelöst hat, die wiederum das Festnetztelefonieren revolutioniert haben.
Die Expertin ist überzeugt, dass obwohl drastische technologische Veränderungen einerseits Fragen aufwerfen, diese andererseits auch neue Anlagechancen mit sich bringen.
Digitalisierung, Vernetzung und Big Data
Mortier ist sich sicher, dass diese marktprägenden Trends echte Chancen bieten: So soll der Markt für Daten und künstliche Intelligenz bis 2020 schätzungsweise ein Volumen von 210 Milliarden Dollar erreichen. Schon heute entfallen auf die vier US-Technologiegiganten Google, Apple, Facebook und Amazon (GAFA) allein 75 Prozent des geistigen Eigentums. Ihr Börsenwert ist seit 2006 exponentiell gestiegen, hält die Expertin weiter fest.
Auch folgende Zahlen sprechen für sich: Über 81 Prozent aller Unternehmen wurden bisher Opfer von Datendiebstahl. Schätzungen zufolge könnten sich die Kosten für Informationssicherheit bis 2021 auf jährlich 6 Billionen Dollar belaufen. Cyber-Angriffe sind die bedeutendste wirtschaftliche Bedrohung für Staaten und für Unternehmen die häufigste Ursache von Diebstahl geistigen Eigentums. "Diese Bedrohung stellt aber nicht nur ein Risiko, sondern auch eine Chance für die Märkte und damit auch für Anleger dar, die in auf Datensicherheit spezialisierte Unternehmen investieren", ist sich Mortier sicher.
Automatisierung bringt widersprüchliche Effekte
Aus Sicht der Expertin stellt die Automatisierung unserer Wirtschaft ein weiteres interessantes Anlagethema dar, ist gleichzeitig aber auch ein Paradoxon. Einerseits verzeichnete der Absatz von Robotern in den letzten Jahren einen Zuwachs im zweistelligen Bereich. Prognosen zufolge wird sich die Automatisierung von Arbeitsplätzen in der Fertigung von derzeit 10 Prozent auf rund 45 Prozent in 2025 erhöhen. Die durch den Einsatz von Robotern erzielten Produktivitätsgewinne werden in zahlreichen Branchen auf über 30 Prozent geschätzt, bei einer Senkung der Arbeitsplatzkosten um bis zu einem Drittel. Andererseits wird die Automatisierung auch auf die Sicherheit und die Beschäftigungslage auswirken. So wird davon ausgegangen, dass bis 2030 zwei Milliarden Arbeitsplätze gefährdet sind, insbesondere bei ungelernten Arbeitskräften. In den USA könnten 47 Prozent der Arbeitsplätze automatisiert werden und zu einem wahren Exodus von arbeitssuchenden US-Bürgern führen. Die Kluft zwischen Angebot und Nachfrage von qualifizierten gegenüber ungelernten Arbeitskräften wird sich ausweiten und weitere Ungleichheiten schaffen, so die Expertin.
Generationen Y und Z mit Potential
Die Generationen, die mit den "disruptiven" Technologien aufgewachsen sind, machen heute 59 Prozent der Weltbevölkerung aus und verdienen deshalb besondere Aufmerksamkeit. 60 Prozent aller auf dem Markt verfügbaren Arbeitskräfte werden 2020 auf diese Gruppen entfallen. Sie zeigen bereits jetzt ihr Bedürfnis nach Nachhaltigkeit und ein Bestreben, ihrem Handeln Sinn zu verleihen. Sie denken unternehmerisch, sind allseits offen und bereit für Innovationen. Auf diese Generationen entfallen weltweit derzeit 35 Prozent des gesamten Bruttoeinkommens, etwa 62 Billionen Dollar. Mortier ist sich sicher, dass sich auch hier Anlagechancen bieten, insbesondere in Branchen wie Telekommunikation, Medien, Unterhaltung, Konsum und Bildung.
Bedrohung oder Chance?
Mit Recht stellen sich verantwortungsvolle Anleger, die sich für diese vielversprechenden Themen interessieren, die Frage nach ihrer Wirkung, so die Expertin. Insbesondere die Besorgnis über die Herstellung von technologischen Geräten, deren Bestandteile zu einem grossen Teil nicht wiederverwertbar oder gar giftig sind, wüchse. Mortier sieht hier erneut ein Paradoxon: "Diese entscheidende Problematik von heute kann sich morgen als grosse Chance erweisen. So weisen Japan, Korea und Taiwan für ihre Elektronikabfälle eine Wiederverwertungsquote zwischen 75 und 82 Prozent aus. In anderen Ländern ist sie weitaus geringer: 18 Prozent in China, 5 bis 6 Prozent in Australien oder gar 2 Prozent in Indien oder Indonesien." Zweifellos stelle sich auch die Frage nach der Praxis im Zusammenhang mit diesen Elektronikabfällen, denn die grosse Mehrheit wird über illegale Wege in asiatischen Ländern wie China, Pakistan, Indien, Bangladesch oder Vietnam entsorgt.
Abschliessend hält die Expertin fest, dass angesichts dieser strukturellen und andauernden Trends unterschiedliche Verhaltensmuster denkbar seien: umgehen und ignorieren oder in den Alltag integrieren. Sie ist zudem der Meinung, dass verantwortungsvolle und nachhaltig orientierte Anleger vermutlich einem pragmatischen und verantwortungsbewussten Kurs folgen werden, um das Beste aus diesen Chancen herauszuholen sowie Risiken und Nebeneffekte weitestgehend zu mindern.