23.11.2024, 12:00 Uhr
Matt Quinlan, Portfoliomanager bei der Franklin Equity Group, erläutert die entscheidende Rolle, die Dividenden bei der Steigerung der Gesamtrendite und bei der Verringerung der Gesamtvolatilität für Aktienanleger...
Im Interview mit Fondstrends schaut Thomas Heller, CIO der Schwyzer Kantonalbank, auf das Anlagejahr 2017 voraus. Dabei blickt er unter anderem auf die anstehenden politischen Entscheidungen in Europa.
Im Dezember schürte das italienische Referendum Angst um die Stabilität der Eurozone. Sind diese Ängste gerechtfertigt?
Thomas Heller: Ein einzelnes Ereignis, wie das Verfassungsreferendum in Italien, lässt die Eurozone nicht auseinanderbrechen. Die Ängste waren grösser, als die unmittelbare reale Gefahr. Andererseits gibt es schon Anzeichen einer Schwächung der EU und der Eurozone. Die Briten haben sich entschieden aus der EU auszutreten, Griechenland droht das Ausscheiden aus der Eurozone. Kommt es in Italien zu Neuwahlen und einem Sieg der eurokritischen 5-Sterne-Bewegung, so ist das ein weiterer kleiner Mosaikstein, der aus dem Gesamtkonstrukt Eurozone herausbricht. Die Stabilität der Eurozone ist mittelfristig schon gefährdet.
2016 war auch sonst das Jahr der überraschenden Wahlausgänge. Erwarten Sie in 2017 Ereignisse mit politischer Sprengkraft?
Ich bin kein Politologe. Der Brexit und die Wahl von Donald Trump haben gezeigt, dass das Unvorstellbare eintreten kann. Und es stehen mit Frankreich, den Niederlanden und Deutschland Wahlen mit Überraschungspotenzial an. Die Frage ist, wie die Märkte jeweils reagieren werden. Die unerwarteten Wahlausgänge 2016 haben sie erstaunlich unbeeindruckt überstanden.
Am 20. Januar zieht Donald Trump ins Weisse Haus ein. Auf was können sich Anleger einstellen?
Trump gilt gemeinhin als unberechenbar. Das mag für seine nächste Beleidigung oder den nächsten diplomatischen Faux-pas zutreffen. Was seine für die Konjunktur und die Märkte relevante Politik betrifft, ist Trump hingegen im Grunde genommen mindestens so berechenbar, wie es Hillary Clinton gewesen wäre. Konkret: 1. Die Geldpolitik wird restriktiver. Trump hat zwar keinen direkten Einfluss, er kann der Fed mit der Besetzung von zwei vakanten Sitzen aber eine restriktivere Ausrichtung geben. 2. Die Aussenhandelspolitik wird protektionistischer (z.B. Strafzölle) und isolationistischer (z.B. Ausstieg aus Handelsabkommen). 3. Die Fiskalpolitik wird expansiver (Stimulusprogramm) und wird den US-Konjunkturzyklus verlängern. Davon wird auch der Rest der Welt profitieren. Über 2018 hinaus wirken die Massnahmen hingegen wachstumsdämpfend. 4. Insgesamt wirkt dies inflationär und führt zu höheren Zinsen.
Welche Auswirkungen hat dies auf den US-Dollar? Wird 2017 das "Jahr des Dollars"?
Es spricht schon einiges für den Dollar: Die Ausweitung der Zinsdifferenz zwischen den USA und der Eurozone oder auch der Schweiz, die bessere konjunkturelle Verfassung der USA. Allerdings ist das ja nicht neu und zumindest teilweise in den Markterwartungen eingepreist. Passiert nicht Unvorhergesehenes, so rechne ich zwar mit einer weiteren Aufwertung des Greenbacks, ohne allerdings 2017 gleich zum "Jahr des Dollars" ausrufen zu wollen.
Wie sehen Sie die Zusammenarbeit zwischen Trump und Fed-Chefin Yellen?
Da gibt es keine direkte Zusammenarbeit. Trump wird verbal und mit der Besetzung der zwei vakanten Fed-Sitze den Druck auf Yellen erhöhen. Wobei auch Trump angesichts der geplanten Neuverschuldung kein Interesse an stark steigenden Zinsen hat. Yellen wird bis zum Ende ihrer Amtszeit im Februar 2018 im Amt bleiben und dann aus der Fed zurücktreten. Das war's.
Was können wir in 2017 von den Zentralbanken erwarten?
In unserem Hauptszenario rechnen wir in den USA mit zwei Zinserhöhungen im kommenden Jahr. Das Risiko besteht allerdings darin, dass die Konjunktur besser läuft sowie der inflationäre Druck grösser ist als erwartet und die Fed stärker auf die Bremse tritt. Die EZB hat soeben ihr Anleihenkaufprogramm (QE) um neun Monate verlängert. Spätestens im Sommer wird sich Mario Draghi zum QE-Ausstiegsszenario (Tapering) äussern. Ein Start Anfang 2018 scheint aus heutiger Sicht realistisch. Die SNB wird sich stark an der EZB und am Wechselkurs orientieren. Deviseninterventionen werden das bevorzugte Instrument der SNB bleiben, wir rechnen nicht mit einer Zinssenkung noch tiefer in den Negativbereich.
Nach der Förderungskürzung der OPEC ist in 2017 Schluss mit billigem Öl?
So billig wie Anfang 2016, d.h. weniger als USD 30 pro Barrel, wird das Öl 2017 sicher nicht werden. Man darf aber nicht vergessen, wo der Ölpreis herkommt, nämlich von über USD 100 vor gut zwei Jahren. Öl ist im 5-Jahres-Vergleich noch nicht teuer. Aufgrund der Angebotsstruktur rechnen wir nicht damit, dass sich der Preis nachhaltig über USD 55 halten wird. Nach unten scheint er bei USD 40-45 allerdings auf Jahressicht gut abgestützt.
Der Goldpreis ist derzeit auf seinem niedrigsten Stand seit Monaten. Welche Entwicklung prognostizieren Sie fürs nächste Jahr?
Ein starker Dollar und steigende Realzinsen sind Gift für den Goldpreis. Es fehlen derzeit Preistreiber. Für einen signifikant höheren Goldpreis bräuchte es ein Überschiessen der Inflation oder neue Unsicherheiten, welche die Märkte belasten und eine Flucht in den sicheren Hafen Gold auslösen würden.
Wie sieht es mit den Anleihemärkten aus?
Die Zinsen sind seit dem vergangenen Sommer und insbesondere nach den US-Wahlen bereits deutlich angestiegen. Die Tiefststände, welche wir nach der Brexit-Abstimmung gesehen haben, liegen definitiv hinter uns. Aufgrund der verbesserten Wachstumsaussichten, des Inflationsanstiegs, einer restriktiveren Fed und Tapering-Diskussionen in der Eurozone rechnen wir mit weiter steigenden Zinsen am langen Ende. Die Zinskurven werden steiler.