23.12.2024, 08:37 Uhr
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Die Wahl Emmanuel Macrons zum 25. Präsidenten Frankreichs verspricht politische Stabilität für die EU und eine tendenziell wirtschaftsfreundliche Politik für Frankreich. Den Märkten wird dies zugute kommen, sagen Experten von T. Rowe Price und BNY Mellon Investment Management (IM).
Emmanuel Macron ist zum neuen Präsidenten Frankreichs gewählt worden. Die Erleichterung ist deutlich spürbar: Es steht ausser Frage, dass der Sieg von Macron besser für die Märkte ist, als es bei der Wahl von Le Pen der Fall gewesen wäre. Durch das Wahlergebnis sinkt das geopolitische Risiko in der Region und es dürften wirtschaftliche Chancen entstehen, erklärt Dean Tenerelli, Portfoliomanager der European Equity Strategy von T. Rowe Price. Auch dem Euro dürfte dieses Ergebnis zugutekommen. Die grösste Belastung für die Währung in diesem Jahr war das Risiko, dass ein rechtspopulistischer, EU-feindlicher Kandidat die Präsidentschaftswahlen gewinnt. Mit dem Wegfall dieses Risikos werden sich die Märkte stärker auf die Fundamentaldaten konzentrieren, so Tenerelli weiter.
Auch Paul Hatfield, Global Chief Investment Officer bei Alcentra (BNY Mellon IM), ist optimistisch: "Da der Populismus in Europa nun praktisch tot ist, könnte sich die Stimmung seitens der Anleger weiter verbessern und das Kaufinteresse an Risikopapieren deshalb ansteigen. Macron hat erklärt, dass er sich für eine Bankenunion in Europa einsetzen möchte. Falls er dies vorantreiben sollte, dürfte das den Konsolidierungsdruck innerhalb der Bankenbranche noch erhöhen und die Banken zwingen, ihre Bilanzen zu sanieren. In der Folge könnten sich für Anleger, die in Not leidenden Krediten investiert sind, günstige Investmentchancen bieten."
Politisches Neuland für Frankreich
Noch nie zuvor hat ein unabhängiger Kandidat in Frankreich die Präsidentschaftswahl gewonnen. Somit führt Macron sein Land in unbekanntes politisches Terrain. Zunächst steht er vor der Aufgabe, bei den Wahlen der Legislative am 11. und 18. Juni so viele Sitze wie möglich für seine En Marche!-Bewegung zu gewinnen.
Das wahrscheinlichste Szenario ist laut T. Rowe Price, dass die französischen Republikaner, die wohl die grösste Fraktion im Parlament stellen werden, die neu gewählte Regierung in der Nationalversammlung unterstützen werden. In diesem Fall rechnen sie mit einer zwar klaren, jedoch nicht umwälzenden Verlagerung von der Mitte-Links-Politik von Präsident Hollande hin zu einer Mitte-Rechts-orientierten Agenda.
Europäische Peripherieländer profitieren
Insgesamt hält T. Rowe Price für die Märkte fest, dass sich die Spreads von Anleihen einengen werden, während Anleihen und Währungen zulegen werden. Als Befürworter der Europäischen Union dürfte Macron eine gute Zusammenarbeit mit Angela Merkel bevorstehen, was die Brexit-Verhandlungen für Grossbritannien wiederum erschweren könnte. Für die europäischen Peripherieländer, die einen grösseren fiskalpolitischen Spielraum fordern, könnte es jedoch eine Erleichterung bedeuten. Denn diese könnten von einer Lockerung der von der EU vorgegebenen Sparanstrengungen profitieren, was wiederum die Dynamik von EU-feindlichen Parteien in diesen Ländern etwas bremst und dadurch die politische Stabilität der EU erhöht.
Deutsche Bundesanleihen der kleine Verlierer
Raman Srivastava, stellvertretender Global Chief Investment Officer bei Standish (BNY Mellon IM), rechnet zwar ebenfalls mit einer erneuten "Erleichterungsrally" für die Märkte, doch glaubt er auch, einen kleinen Verlierer ausmachen zu können: Deutsche Bundesanleihen. Denn nach der Wahl dürfte der Trend hin zu sicheren Wertpapieren etwas nachlassen und die Anleger dafür wieder offener werden. "Wir rechnen wir auch mit einem erneuten Abverkauf deutscher Bundesanleihen, weil der Trend hin zu sicheren Wertpapieren, der noch vor der Wahl zu beobachten war, nun allmählich nachlässt," so Srivastava.
Das zurzeit grösste Risiko sieht Srivastava im Timing der EZB hinsichtlich einer allmählichen Beendigung ihrer quantitativen Lockerungspolitik. Dabei lautet die entscheidende Frage, ob die Quantitative-Easing-Massnahmen zurückgefahren werden können, ohne dadurch einen Beendigungskoller auszulösen, wie er in den USA zu verzeichnen war, als die Fed seinerzeit signalisiert hatte, ihre Anleihenkäufe langsam zu reduzieren. Er führt aus: "Die Wahl in Frankreich war eine der grössten Gefahren für Europa, doch nun ist die Aussicht auf eine Staatspräsidentin Le Pen vom Tisch. Angesichts des vergleichsweise stabilen politischen Umfelds ist der Zeitpunkt für die EZB, eine Beendigung der quantitativen Lockerungspolitik in Betracht zu ziehen, unserer Meinung nach derzeit günstig."