22.11.2024, 10:49 Uhr
Der neue Fonds soll laut Mitteilung die steigende Nachfrage nach nachhaltig bewirtschafteten Waldgebieten bedienen. Das erste Closing war mit 130 Millionen Dollar erfolgreich.
Die Aggression des russischen Präsidenten Putin schafft ein deutlich verändertes globales, vor allem aber europäisches Umfeld, sagt Martin Lück von BlackRock: ein düsteres, und für Anleger in vielerlei Hinsicht die schlechteste aller Welten. Denn längst fresse sich der Krieg hinein in das Makro-Bild.
Martin Lück, der Leiter Kapitalmarktstrategie in Deutschland, der Schweiz, Österreich und Osteuropa bei BlackRock, zeigt in seiner Analyse des Ukraine-Konflikts auf, wie der Krieg über mindestens drei Kanäle das Wachstum schädigt. Erstens steigen die Energiepreise weiter massiv an. Besonders stark dürfte hiervon Deutschland betroffen sein, wo die Abhängigkeit von russischem Gas (55% des Gesamtverbrauchs) und Öl (über 35%) auch Steinkohle (über 50%) betrifft. Gerade für den Fall, dass die Sanktionen nochmals verschärft werden (etwa durch Importbeschränkungen für russische Energielieferungen in die EU oder eine Ausweitung des SWIFT-Ausschlusses auf die Gazprom-Bank, über die bisher noch die Bezahlung von Energierechnungen läuft), dürften weitere Preissprünge vorgezeichnet sein, meint Lück.
Wie der Kapitalmarktstratege weiter ausführt, dürften Verbraucher die hohen Preise drastisch spüren, zumal die während der Corona-Pandemie gebildeten Überersparnisse zusehends abschmelzen. Steigende Ausgaben für Energie werden somit die Nachfrage in anderen Teilen des Warenkorbes schmälern, zumal in Kriegszeiten der Zukunftsoptimismus der Haushalte und damit ein wichtiger Treiber der Konsumstimmung sich eintrüben dürfte. Ähnlich sehe es auf der Unternehmensseite aus, so Lück, denn anders als über mehrere Quartale während des Neustarts könnten Unternehmen steigende Inputkosten (etwa Energiepreise) nicht mehr so einfach auf ihre Kunden abwälzen. Schrumpfende Margen und in der Folge schwächere Gewinnentwicklung sowie geringere Investitionsbereitschaft dürften die Folgen sein.
Zweitens drohen erneute Knappheiten an Rohstoffen. Nachdem die pandemiebedingten Lieferkettenprobleme sich gerade zu lösen begannen bzw. weitgehend überwunden schienen (so etwa bei Halbleitern), drohen jetzt neue Engpässe. Während Russland laut Lück 35% des globalen Palladiums und immerhin 14% des Platins liefert (beide Metalle werden für Autokatalysatoren benötigt), ist die Ukraine einer der weltweiten Hauptlieferanten für Kabelbäume. Knappheiten in der Autoindustrie seien also programmiert. Zusätzlich lieferte die Ukraine bis zum Krieg rund 50% des globalen Output an Neongas, welches für die Fertigung von High End-Halbleitern verwendet wird. Ähnliches gilt für Krypton (Anteil der Ukraine am globalen Output rund 40%) in der Chip-Produktion. "Hier droht also ein Deja-vu bei Knappheiten an Halbleitern und elektronischen Bauteilen, nur diesmal nicht pandemie-, sondern kriegsbedingt. Auch diese Engpässe dürften, das haben wir erst kürzlich gelernt, das Wachstum spürbar dämpfen", sagt der Experte.
Drittens schliesslich sei ein menschenverachtender Vernichtungskrieg mitten in Europa nicht gerade ein Szenario, welches Konsum- und Investitionsneigung stütze. Zurückhaltende Nachfrage seitens Verbrauchern und Unternehmen dürfte überwiegen und zur Schwächung der Wirtschaftsaktivität beitragen. Nehme man die beschriebenen Wirkungsketten zusammen und unterstelle zudem, dass sich die Pandemielage nicht so schnell bessert wie erhofft (die Inzidenz bei Neuinfektionen bleibt sehr hoch, inzwischen ist zudem von einer Covid-"Sommerwelle» die Rede), dann scheine eine drastische Wachstumsverlangsamung in Europa wahrscheinlich und sogar eine Rezession nicht auszuschliessen, so Lück.
Die EZB werde vermutlich anlässlich ihrer Ratssitzung diese Woche trotz einer Inflationsrate von aktuell 5,4% die Zinsen unverändert lassen. Der Verweis auf die preistreibenden Effekte des Krieges dürfte ihr die Argumentation erleichtern, zumal gleichzeitig zu erwarten sei, dass die neuen Schätzungen der EZB-Volkswirte ein trüberes Wachstumsbild zeichnen werden als noch im Dezember, sagt der Kapitalmarktstratege. Die EZB werde also einerseits betonen müssen, der Wirtschaft im Falle schwachen Wachstums beizustehen, andererseits ein waches Auge auf das Preisniveau und vor allem die Inflationserwartungen haben.
"Angesichts veritabler Rezessionsgefahren und eines schrecklichen Krieges in Europa ruht Hoffnung auf anderen Teilen der Welt, manche davon auch im autokratischen Lager zu finden. So könnten etwa in Asien wachstumsfördernde Massnahmen beschlossen werden, die auch Europa helfen. Andererseits könnte das eine oder andere aussereuropäische Land – insbesondere solche, die angesichts westlicher Sanktionen jetzt für Russland besonders wichtig sind – Einfluss auf die Entscheidungen des russischen Präsidenten nehmen könnten, auch wenn es derzeit nicht so aussieht. Die Hoffnung – auch hierauf – stirbt jedenfalls zuletzt", kommentiert Lück.