"Die nächste Rezession rückt näher"

Um für eine allfällige Rezession gewappnet zu sein, braucht es ein breit abgestütztes und stabiles Portfolio. (Bild: Shutterstock.com)
Um für eine allfällige Rezession gewappnet zu sein, braucht es ein breit abgestütztes und stabiles Portfolio. (Bild: Shutterstock.com)

Die tiefen Zinsen machen es zunehmend schwieriger, rechtzeitig auf eine allfällige Rezession zu reagieren. Das Multi Asset Team von Nordea AM sieht aber Chancen, die Portfolios durch eine breite Diversifizierung abzustützen und unter Berücksichtigung verschiedener Aspekte widerstandsfähig zu machen.

20.02.2020, 05:00 Uhr

Redaktion: lek

Nach elf Jahren fortlaufenden Wirtschaftswachstums sehen sich die Anleger aktuell mit einer ganzen Reihe von Herausforderungen konfrontiert. "Rezessionsängste verbreiten sich zunehmend, nachdem kürzlich eine Inversion und anschliessende Reversion der Zinsstrukturkurve von US-Treasuries zu beobachten war. Internationale Aktien erzielen trotz des von nachlassendem Gewinnwachstum geprägten Umfelds nach wie vor eine positive Wertentwicklung. Bei Unternehmensanleihen sind aufgrund der starken Zunahme von Papieren mit BBB-Rating zudem verstärkt Ängste vor einer Blasenbildung festzustellen", schreibt das Team von Nordea AM in seinem Marktkommentar. Hinzu komme, dass es für Anleger im weltweit Niedrigzinsumfeld zweifelsohne schwierig sei, stabile Erträge zu erzielen. Dadurch wird es für die Entscheidungsträger auch immer schwieriger, frühzeitig auf eine potenzielle Rezession zu reagieren.

Angesichts dieser zahlreichen Unsicherheitsfaktoren wäre es für das Multi Asset Team durchaus verständlich, für 2020 und darüber hinaus von einer schwächeren Renditeentwicklung auszugehen. Jedoch weiss niemand, wie lange der aktuelle Konjunkturzyklus noch andauert. Einer Sache ist sich das Team aber gewiss: Die nächste Rezession rückt täglich näher.

Diversifizierung braucht die richtigen Anlageklassen

Nordea AM meint: "Die grösste Gefahr für Anleger besteht unserer Ansicht nach darin, sich über die falschen Dinge Sorgen zu machen. Statt ein solides und umsichtig diversifiziertes Anlagekonzept anzustreben, machen Anleger häufig das Gegenteil und zerbrechen sich den Kopf über entgangene potenzielle Gewinne aus Aufwärtstrends, oder investieren zu Diversifizierungszwecken in die falschen Anlageklassen." Als zunehmend problematisch erweisen sich auch Argumente zugunsten einer stärkeren Diversifizierung, da diese bei Aufwärtstrends an den Märkten eindeutig die Performance schmälert. Zudem setzen laut Nordea AM viele Anleger nach wie vor auf Market Timing und schichten ihre Portfolios als Reaktion auf kurzfristige Marktschwankungen um. "Auch die fehlgeleitete Ansicht, dass Anleger ihr Portfolio bereits im Vorfeld eines Ereignisses – zum Beispiel einer wichtigen Wahl – optimal positionieren können, hält sich hartnäckig", schreibt das Multi Asset Team.

Doch Nordea AM hat auch eine gute Nachricht: in makroökonomisch schwierigen Zeiten lässt sich Diversifizierung durch Investments in Anlageklassen erzielen, die sich im Laufe des Konjunkturzyklus unterschiedlich verhalten. Tatsächlich gehe es bei der Diversifizierung nicht nur darum, in möglichst viele Anlageklassen zu investieren, sondern vielmehr, eine Reihe nicht miteinander korrelierender Positionen auszuwählen, mit denen Anleger über ein möglichst breites Spektrum von Marktlagen Renditen erzielen können. Ein Anleger, der sein Portfolio mit sorgfältig ausgewählten Vermögenswerten, die sich in Ab- und Aufschwungsphasen ergänzen, geschickt ausbalanciert, müsse nicht notwendigerweise laufend korrekte makroökonomische Prognosen stellen, um langfristig eine positive Gesamtrendite zu erzielen, ist Nordea AM überzeugt.

Erfolg baut auf Widerstandsfähigkeit

Das Team geht allerdings nicht davon aus, dass dies als Paradelösung gelten kann. Denn selbst bei einem wie oben beschrieben diversifizierten Portfolio bleiben drei grosse Herausforderungen. Da wäre zum einen das Risiko, für zu Diversifizierungszwecken getätigte Anlagen oder für konservative Anlagen zu viel zu bezahlen. Zum anderen stellt sich die Frage der richtigen Allokation und Gewichtungsverteilung auf die verschiedenen Anlageklassen. Das dritte Problem ergibt sich schliesslich aus instabilen Beziehungen oder Korrelationen. Unberücksichtigt bleiben dabei zudem politische Risiken und das grösste Problem, dass Zentralbanken ihre Zinsen nur in begrenztem Mass noch weiter senken können.

Die Widerstandsfähigkeit eines diversifizierten Portfolios sicherzustellen ist die wichtigste Basis für Stabilität und Erfolg. Daher sollten laut Nordea AM bei Multi-Asset-Investments stets die Risikoprämien im Blick behalten werden. Weiter brauche es eine gute Gewichtung, genauer gesagt eine gute Ausbalancierung. Es muss sichergestellt werden, dass das Exposure im Hinblick auf zyklische Risikoprämien (also solchen, die die Performance in der Expansionsphase des Zyklus erfassen) und antizyklische bzw. defensive Risikoprämien ausbalanciert ist, um sowohl während der Expansionsphase des Konjunkturzyklus als auch in Phasen, in denen zyklische, risikoaffine Anlageklassen sich schlechter entwickeln, eine positive Wertentwicklung zu erzielen. Und nicht zuletzt ist Nordea AM der Meinung, dass die Entwicklung der zyklischen und defensiven Risikoprämien in Boom-Phasen und Rezessionen (d.h. Perioden, in denen der Markt eine Standardabweichung von zwei bis drei Stufen über dem "normalen" Niveau aufweist) unbedingt berücksichtigt werden muss.

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