23.12.2024, 08:37 Uhr
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Das Interesse institutioneller Investoren, sich an der Finanzierung der Realwirtschaft zu beteiligen, wächst. Infrastrukturanleihen bieten eine entsprechende Diversifizierungslösung. Jean-Francis Dusch, Managing Director, BRIDGE CIO bei Edmond de Rothschild Asset Management, weiss warum.
Wie entwickelt sich der Bereich der Infrastrukturanlagen angesichts der Grosswetterlage an den Märkten in den letzten Jahren?
Jean-Francis Dusch: In der Vergangenheit haben hauptsächlich Banken die Infrastrukturfinanzierung in Europa gewährleistet. Die Krise von 2008, die Verschärfung der Kreditvergabekriterien und die Umsetzung der Basel-III-Vorschriften veranlassten Industrie- und Finanzinvestoren, neue Liquiditätsquellen zu erschliessen. Hinzu kam, dass neue Investoren auf den Plan traten, die auf der Pirsch nach sicheren Anlagen sind.
Gibt es genügend Anlagemöglichkeiten?
Weltweit sind die Anlagemöglichkeiten praktisch grenzenlos. Seit 2010 werden global jährlich rund 300 Milliarden Euro in Infrastrukturprojekte investiert, von denen rund 70% fremdfinanziert sind. In den kommenden Dekaden ist nicht zu erwarten, dass diese Quelle versiegt. Die Notwendigkeit, neue Arten von Infrastrukturen ("Greenfield") zu entwickeln oder in die Jahre gekommene zu erneuern ("Brownfield"), ist gross. Gigantisch ist allein schon der zu deckende Kapitalbedarf in den Bereichen Verkehr, Energie, Telekommunikation, öffentliche Dienstleistungen, soziale Infrastruktur, sprich Bildung und Gesundheit, d. h. Schulen sowie Krankenhäuser. Dadurch entsteht ein bedeutendes Investitionsuniversum. Es wird durch nationale oder europäische Initiativen wie den europäischen Energiewandel, das transeuropäische T-Network oder verschiedenen Digitalisierungsvorhaben laufend erweitert.
Sind die politischen und regulatorischen Rahmenbedingungen angesichts dieser Herausforderungen hinreichend?
Infrastrukturverschuldung profitiert von substanzieller politischer Unterstützung und regulatorischen Anreizen. Das öffnet interessante Anlageperspektiven. Die Regulierungsbehörden zeigen insbesondere im Rahmen von Solvabilität II einen vorteilhaften Weg auf, um die Investitionen von Versicherungsgesellschaften in Infrastrukturanlagen zu fördern. Diese regulatorischen Änderungen liegen namentlich im politischen Bestreben der Europäischen Kommission begründet. Konkret handelt es sich um den 2014 angekündigten "Juncker-Plan", der seit 2015 umgesetzt und bis 2020 verlängert wurde. Sein Ziel ist es, Investitionen in die Infrastruktur der verschiedenen Länder der Europäischen Union in Höhe von 500 Mrd. EUR zu fördern.
Welchen Beitrag leisten Infrastrukturinvestitionen im energie- und umweltpolitischen Wandel?
Infrastrukturprojekte, welche echte Wachstumstreiber sind, haben erhebliche Auswirkungen auf die Umwelt. Insbesondere hinsichtlich der Planung und Erneuerung von Infrastrukturanlagen, die Arbeitsplätze schaffen und zur Verringerung der CO2-Emissionen beitragen. Die meisten Infrastrukturen, die in der Realwirtschaft verankert sind, erbringen zentrale Leistungen für die Märkte, welche sie bedienen.
Wie tragen Sie den Nachhaltigkeitskriterien Rechnung?
Um den bisher getätigten Investitionen noch mehr Durchschlagkraft zu verleihen, identifiziert bei uns ein Team von 12 erfahrenen Fachleuten kontinuierlich weitere nützliche und innovative Anlagemöglichkeiten. Darunter befinden sich unter anderem Projekte aus den Bereichen Windenergiekraftwerke, Solarstromanlagen, Bio- und Erdkernenergie, energieeffiziente Sozialgebäude und umweltschonende Transportmittel. Die vierte Generation der Fonds von BRIDGE, der Infrastructure Debt Plattform von Edmond de Rothschild Asset Management, konzentriert sich auf den Energie- und Umweltwandel. Diese Initiative schätzen Kunden sehr, zumal sie im Einklang mit dem Anliegen der Edmond de Rothschild Gruppe steht, nachhaltige Entwicklungen zu fördern. So kann in alle Bereiche des Infrastrukturuniversums investiert werden, während die Investoren zeitgleich dazu beitragen, die Verkleinerung des ökologischen Fussabdrucks voranzutreiben und CO2-Ausstösse zu reduzieren.
Welche Vorteile hat Infrastructure Debt für einen Investor?
Durch den Bedeutungsverlust von Banken als Intermediäre entstehen neue Akteure. Beachtet man zusätzlich die anhaltend niedrigen Zinsen, punkten Infrastructure Debt Investitionen durch ihre Transparenz und ihre attraktiven Renditen. Die höheren Erträge sind als Gegenleistung für die geringe Liquidität dieser Anlageklasse zu verstehen. Die beachtlichen Eintrittsbarrieren formen natürliche Monopole, was zu soliden Fundamentaldaten führt. Diese profitieren ferner davon, dass Infrastrukturinvestments während der Dauer ihrer Laufzeiten über eine ungebremste Kreditqualität der Anlagen, eine geringe Volatilität und stabile Cashflows verfügen.
Wie sollte man die Anlagen im Portfolio einsetzen?
Infrastrukturanlagen sind eine alternative Anlageklasse zur Verbesserung der risikoadjustierten Performance eines diversifizierten Portfolios. Sie ermöglichen es Anlegern, über einen längeren Zeitraum von vorhersehbaren und vertraglich festgelegten Cashflows zu profitieren. Zudem können sie die Investoren vor plötzlichen Reaktionen auf Marktereignisse schützen, auf die börsennotierte Vermögenswerte in der Regel sensibler reagieren.
Welche Bedeutung hat Infrastructure Debt für Edmond de Rothschild?
Infrastructure Debt ist Teil der Geschichte der Familie Rothschild. Sie leistete einen wesentlichen Beitrag zur Finanzierung grosser Infrastrukturprojekte während der industriellen Revolution des 19. Jahrhunderts. Dazu gehören der Suezkanal, der das Mittelmeer mit dem Roten Meer verbindet, und das europäische Eisenbahnnetz. In Fortführung dieser Tradition hat die Edmond de Rothschild Gruppe ein weltweit etabliertes Beratungsgeschäft für Infrastrukturanlagen entwickelt, das vom Managementteam für die BRIDGE-Infrastrukturfinanzierungsplattform getragen wird.