Die astronomische Wertsteigerung des Bitcoin

Wird Bitcoin für Anleger auch zum Wertspeicher wie Gold? (Bild: Shutterstock.com/next143)
Wird Bitcoin für Anleger auch zum Wertspeicher wie Gold? (Bild: Shutterstock.com/next143)

Bitcoin bewegt die Gemüter. Die Kryptowährung hat allein in den letzten 12 Wochen rund 140% an Wert zugelegt. Doch die Vergangenheit zeigt, dass der Wertverlust ebenso schnell eintreten kann. Die Interpretation liegt nahe, dass hier kräftig spekuliert wird. Wer indes bereit ist, Bitcoin die Funktion eines Wertspeichers zuzubilligen, dürfte ihm eine ähnliche Funktion wie Gold im Portfolio zuweisen.

12.03.2021, 13:51 Uhr

Redaktion: rem

Jenseits der teilweise emotional aufgeheizten Debatte über die Funktion des Bitcoin und Nachhaltigkeitsaspekte interessieren sich immer mehr Anleger für die Kryptowährung. Der enorme Wertzuwachs des Bitcoin in den letzten Monaten lässt so manches Anlegerherz höher schlagen. Jene, die schon länger investiert sind, freuen sich über massive Gewinne – falls sie diese auslösen – und jene, die den Einstieg nicht gewagt haben, fragen sich, ob der Zeitpunkt schon verpasst ist und die Kryptowährung demnächst wieder zur Talfahrt ansetzt.

Klar ist, dass der Bitcoin seit Anfang dieses Jahres 94% Wertzuwachs hatte und über die letzten 12 Wochen sogar 142%. Und blickt man ein Jahr zurück (Tiefst: 3864 USD), so ist sein Wert um den unglaublichen Faktor 15 gestiegen. Wenn ein Anleger also im April 2020 mit 1000 USD eingestiegen ist, würde er heute 15'000 USD lösen. Ein noch extremeres Bild zeigt sich über die letzten rund zwei Jahre (Februar 2019: Wert rund 3100 USD) – hier beträgt der Faktor sage und schreibe 18,5. Über drei Jahre gerechnet sieht es nicht mehr ganz so astronomisch aus, aber ein Anleger würde immerhin noch einen Gewin von 580% einfahren, wäre er damals eingestiegen.

Bitcoin als Wertspeicher?

Diese Wertentwicklung legt nahe, dass der Bitcoin zwar einer enormen Volatilität unterliegt, aber über längere Zeiträume stetig stark an Wert zulegt, also im Prinzip den Charakter eines Wertspeichers im Anlageuniversum hat. John Rekenthaler von Morningstar meint, dass wer bereit sei, Bitcoin die Funktion eines Wertspeichers zuzubilligen, ihm eine ähnliche Funktion wie Gold im Portfolio zuweisen dürfte.

Er richtet sich in seiner jüngsten Kolumne an diejenigen, die in Wertpapiere wie Aktien und Anleihen investieren und Bitcoin noch nicht in ihr Portfolio aufgenommen haben – dann befinde man sich übrigens in guter Gesellschaft. Obwohl mehr als 100 Millionen Bitcoin-Wallets existieren, sind die meisten dieser Konten klein. Im Frühjahr 2020, so berichtet cointelegraph.com, hielten nur 800'000 Bitcoin-Wallets ein Coin, was nach heutigem Kurs rund 56'000 USD entspricht. Im Gegensatz dazu hatten etwa 15 Millionen Haushalte in den USA ein investierbares Vermögen von mehr als jeweils 1 Mio. USD. Mit anderen Worten, so Rekenthaler, halten nur wenige wohlhabende Individuen substantielle Anteile an Bitcoin. Das gleiche gelte für kleinere Konten. In diesem Stadium besitzen die meisten normalen Investoren Bitcoin nicht, zumindest nicht für andere Zwecke als für Transaktionen.

Eine inhärent spekulative und volatile Natur

"Es mag sein, dass der Aussenseiterstatus von Bitcoin angemessen ist. Kryptowährungen sind nach konventionellen Investment-Massstäben eine Fata Morgana - eine Fiktion, die keinen intrinsischen Wert besitzt. Die meisten Anleger, die für ihr Alter sparen, investieren in etwas Handfesterem, wie Aktien, Anleihen, also Vermögenswerte, die Cash generieren", sagt Rekenthaler.

Andererseits gebe es auch noch Assets wie Gold. Dessen primärer Wert ergibt sich weder aus der dekorativen noch aus einer industriellen Verwendung, sondern nur aus seiner Funktion als Wertspeicher. Und er ist als solcher anerkannt: Wann immer jemand Gold verkaufen möchte, gibt es Käufer. Rekenthaler bringt es auf den Punkt: "Das Metall ist wertvoll, weil es wertvoll ist." Doch damit unterscheide sich Gold nicht wesentlich vom Bitcoin. Denn rein funktional und konzeptionell seien sich diese beiden Assets ähnlich, auch wenn viele Investoren Gold mit seiner jahrtausendalten Historie als Wertspeicher bevorzugen – im Gegensatz zum Parvenu Bitcoin.

Mögliche Vorteile des Krypto-Assets Bitcoin

Bitcoin kann die Rendite steigern. Einen Vermögenswert zu besitzen, dessen Wert innerhalb von Monaten um 1'000% und mehr steigt, ist der wichtigste Trade eines Investors in Jahren, ja Jahrzehnten. Aber natürlich ist das Erkennen solcher Chancen viel leichter gesagt als getan. Der Chief Investment Officer von Guggenheim Partners etwa behauptet laut Rekenthaler, dass ein Bitcoin 400'000 USD wert ist. Schenkt man ihm Glauben, sollte man also rasch Bitcoins kaufen, und zwar sehr viel davon.

Der vernünftigere Grund auf Bitcoin zu setzen – zumindest für die, die nicht mit der Fähigkeit zur Propheterie gesegnet sind – sieht Rekenthaler in der Verbesserung der Portfolio-Diversifikation. Bitcoin sei hier zwar nicht perfekt, denn manchmal bewegt er sich im Einklang mit anderen Vermögenswerten – zum Beispiel, als Aktien während der Covid-19-Panik im März 2020 abstürzten, stürzte er auch ab. Insgesamt marschiert Bitcoin aber meistens nach der eigenen Musik, stellt Rekenthaler fest. Wenn er dies weiterhin tue, werde er ein wertvoller Diversifikator für manche sein.

Ein weiterer Punkt: Bitcoin kann auch – wie jeder realer Vermögenswert – auch als Absicherung gegen steigende Inflation angesehen werden, obwohl die inflationsschützenden Eigenschaften von Bitcoin völlig theoretischer Natur sind, da die Inflation seit der Erfindung von Bitcoin nicht existent ist. Auch hier erfüllen Gold und Bitcoin ähnliche Rollen, so Rekenthaler.

Wie er weiter ausführt, wäre für diejenigen, die Bitcoin wie Gold als eine Absicherung gegen unerwartete Ereignisse sehen, eine marktgewichtete Lösung geeignet. Sie würden für jeden Anteil Bitcoin zehn Anteile Gold besitzen – die Marktkapitalisierung von Bitcoin beträgt 1 Bio. USD; die 6 Mrd. Unzen Gold, die jemals abgebaut wurden, sind etwa 10 Bio. USD wert. Eine 50/50-Aufteilung wäre jedoch eine naheliegendere Lösung. Eine Investition von jeweils 2,5% in Gold und Bitcoin würde also einem Portfoliogewicht von 5% entsprechen.

Wie man an Bitcoin partizipieren kann

Es gibt zwei Hauptwege für Investoren, um am Bitcoin-Kurs zu partizipieren. Der eine ist direkt, indem man Bitcoin an einer Börse kauft und in einem Wallet speichert. Dies ist der günstigste Weg für langfristige Besitzer, denn obwohl sowohl Bitcoin-Börsen als auch Wallets Transaktionsgebühren erheben, gibt es keine Haltegebühren für Langfristanleger. Zu bedenken sei dabei allerdings, so Rekenthaler, dass Bitcoins an sich zwar fälschungssicher sind, der Weg der Bitcoins zum Wallet aber Unsicherheiten mit sich bringe. Und wer sein Passwort zum Wallet verliert, kann seine Bitcoins abschreiben.

In Europa führt der indirekte Weg über ETNs, die über die Börse gehandelt werden. Hier handelt es sich um ungesicherte Zertifikate, die auf unterschiedliche Weise versuchen, den Bitcoin-Kurs abzubilden. Manche bilden den Kurs eines Index ab, etwa der VanEck Vectors Bitcoin, andere bilden Durchschnittspreise an verschiedenen Bitcoin-Handelsplätzen ab, etwa der XBT Provider Bitcoin Tracker. Es gibt auch Tracker von Bitcoin Cash, eine Abspaltung vom eigentlichen Bitcoin, und wiederum andere Vehikel bilden nicht nur den Bitcoin-Preis ab, sondern den Preis unterschiedlicher Kryptowährungen. "Das erklärt, warum die Performance dieser Produkte höchst unterschiedlich ausfällt – geschweige denn, dass sie in der Lage wären, den eigentlichen Bitcoin-Kurs 1:1 abzubilden. Gemein sind ihnen allerdings die hohen Kosten. Bitcoin ETNs kommen auf Kosten von zwischen 1,5 bis 2,5% pro Jahr – zuzüglich Transaktionskosten", hält Rekenthaler fest.

Der indirekte Ansatz für US-Anleger bestehe darin, Anteile an Grayscale Bitcoin zu kaufen, einem Trust (kein registrierter Fonds), der Bitcoins hält. Akkreditierte Investoren können von der Treuhandgesellschaft selbst zum Nettoinventarwert kaufen, während normale Investoren Anteile kaufen müssen, die die akkreditierten Investoren auf dem Sekundärmarkt zur Verfügung gestellt haben. Der Besitz von Grayscale beseitige die Bedenken bezüglich des Passworts. Da der Trust jedoch eine jährliche Kostenquote von 2% hat, ist diese Option laut Rekenthaler für langfristige Besitzer kostspielig.

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