04.10.2024, 15:09 Uhr
Während aktive ETFs in den USA weiterhin ein Riesenerfolg sind, ist ihr Anteil in Europa mit etwas mehr als 2% des gesamten ETF-Volumens von knapp zwei Billionen Euro noch überschaubar. Doch das Segment wächst...
Rohstoffe hatten in den vergangenen Jahren ein sehr ungünstiges Risiko-Rendite-Profil. Deshalb wird deren Rolle in einem gemischten Mandat zunehmend in Frage gestellt. Phil Gschwend von Swisscanto Invest beleuchtet die Frage, ob diese Skepsis wirklich gerechtfertigt ist und wann Rohstoffe Mehrwert bieten können.
Im Portfolio-Management werden Rohstoffe heute oft nicht mehr als Standard-Baustein eingesetzt. Dies zeigt auch die Schweizer Pensionskassenstudie der Swisscanto Vorsorge AG von 2019. So betrug das durchschnittliche Gewicht in der Anlageklasse Rohstoffe im Jahr 2013 1,3%. In den vergangenen Jahren wurde die Allokation in dieser alternativen Anlageklasse aber stetig abgebaut und beträgt aktuell nur noch 0,6%.
"Gründe für den Abbau der Rohstoffquote sind unter anderem die ungünstigen Risiko-Rendite-Profile sowie die zunehmende Berücksichtigung von Nachhaltigkeitskriterien, welche Rohstoffe teils ausschliessen", sagt Phil Gschwend, Portfolio Manager im Team Multi Asset Solutions bei Swisscanto Invest by Zürcher Kantonalbank. Darüber hinaus spielen die tiefen Etragsschätzungen eine Rolle. Aber auch Asset Manager und Sovereign Funds (Staatsfonds) berücksichtigten Rohstoffe in Ihren Portfolios immer weniger oder nur auf taktischer Ebene. Die leichte Beimischung von Rohstoffen könne bei Anlagestrategien mit tiefem Risiko aber Mehrwert bieten, so Gschwend.
Aus einer Gleichgewichtsbetrachtung hält der durchschnittliche Investor das sogenannte Marktportfolio. Dieses enthält sämtliche verfügbaren Anlagen und ist gemäss dem Capital Asset Pricing Model (CAPM) das bestmöglich diversifizierte Portfolio, welches unabhängig von der Risiko-Rendite-Präferenz der Investoren ist. Es hat definitionsgemäss ein Beta (β; Kennzahl für die relative Schwankungsbreite im Verhältnis zum Gesamtmarkt) von eins. In der folgenden Grafik hat das Multi-Asset-Solutions-Team das Marktportfolio basierend auf den verfügbaren Markt- und Positionsdaten über den Zeitraum von 2010 bis 2020 geschätzt, wobei ein Rohstoffanteil von 4% resultiert. Die Experten merken aber auch an, dass Rohstoffe in der Praxis oft viel weniger stark vertreten sind.
Die Experten haben ebenfalls untersucht, ob Rohstoffe zur Absicherung gegen Inflation eingesetzt werden können. Die Analyse zeigt, dass Rohstoffe ein Risikoprofil gegenüber der Inflation aufweisen, welches sich stark von jenem von Aktien und Obligationen unterscheidet. Sie reagieren stärker auf die Inflation und können daher als Hedge eingesetzt werden. Der stärkste Effekt zeigt sich dabei bei Energierohstoffen. Bei einer Erhöhung der Inflation um 1% steigt beispielsweise die Rohstoffkategorie S&P GSCI Gasoline um rund 21%. Aktien, auch Rohstoffaktien, reagieren deutlich schwächer, und bei TIPS und T-Bonds ist die Reaktion am schwächsten. Nur die Kategorie 3-mo Treasury Bill zeigt keine signifikanten Ergebnisse auf dem 5%-Signifikanzlevel.
Ein starkes Argument für Rohstoffe ist also der Inflationshedge. Rohstoffe reagieren sehr stark auf Inflation und können somit in Phasen mit anziehender Inflation einen signifikanten Renditevorteil bieten. Die Experten der Zürcher Kantonalbank gehen mittelfristig von höheren Inflationszahlen aus, was Rohstoffe in eine vorteilhafte Position versetzt.