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Deutschland: Vom kranken Mann zum Musterknaben

Bild: Andreas Walgenbach (Pixelio)
Bild: Andreas Walgenbach (Pixelio)

Deutschland steht wirtschaftlich so gut da wie lange nicht. Der Ausgang der bevorstehenden Bundestagswahlen wird weder die Märkte noch Deutschlands wirtschaftliche Position merklich tangieren, sagen die Experten von der Schwyzer Kantonalbank.

15.09.2017, 13:21 Uhr

Redaktion: jog

Am 24. September wird in Deutschland ein neues Parlament gewählt. Es sind keine Richtungswahlen. Anders als in anderen Ländern (z.B. in Frankreich diesen Frühling oder nächstes Jahr in Italien) will keine der relevanten Parteien aus dem Euro austreten. Ausserdem scheint das Rennen ohnehin gelaufen: Die alte und neue Kanzlerin heisst Angela Merkel.

Für die Märkte ein "Non-Event"
Eine Woche vor der Wahl ist es am wahrscheinlichsten, dass es erstmals in der Geschichte der Bundesrepublik zur Fortsetzung einer Grossen Koalition aus CDU/CSU und SPD kommt.

Spielraum für Überraschungen gibt es wenig. Eine absolute Mehrheit und somit eine Alleinregierung der Union aus CDU und CSU ist sehr unwahrscheinlich. Schon eher könnte die FDP nicht nur die Rückkehr in den Bundestag schaffen, sondern sogar als neue Koalitionspartnerin für die Union in Frage kommen – der für die Märkte wohl günstigste Wahlausgang. Für eine kleine Überraschung könnte auch ein über Erwarten gutes Abschneiden der AfD sorgen. Letztlich wird die AfD allerdings nicht als Koalitionspartnerin und schon gar nicht im Alleingang Regierungsverantwortung übernehmen.

Die Bundestagswahl ist also nicht richtungsweisend, das Ergebnis ist absehbar und sie birgt kaum Überraschungspotenzial. Entsprechend werden die Märkte darauf reagieren: gelassen und entspannt. Die deutschen Wahlen werden kein marktbewegendes Ereignis sein.

Unbestrittene Konjunkturlokomotive Europas
Deutschland wird sich also für Kontinuität und Stabilität entscheiden. Schlecht ist die Bundesrepublik mit den grossen Koalitionen von 2005 bis 2009 sowie in der auslaufenden Legislaturperiode 2013 bis 2017 nicht gefahren. Und es gibt aus wirtschaftlicher Sicht auch keinen Grund für einen Machtwechsel. Im Gegenteil. Deutschland hat sich vom "kranken Mann Europas" zum Musterknaben und zur unbestrittenen Konjunkturlokomotive Europas entwickelt. Deutliches Indiz die gute Verfassung ist der Leistungsbilanzüberschuss von zuletzt über 8%. Das ist enorm viel und bedeutet, dass Deutschland aus seinen Exporten deutlich mehr einnimmt, als es für Importe ausgibt. Das sorgt zwar auch immer wieder für Kritik. Es heisst, Deutschland spare zu viel bzw. investiere und konsumiere zu wenig. Auch wenn man einschränkend festhalten muss, dass der schwache Euro massgeblich zur positiven Entwicklung beigetragen hat, ist der deutliche Überschuss vor allem ein Zeichen wirtschaftlicher Stärke.

Erfolg im Aussenhandel und im Inland
Tatsächlich läuft die Konjunktur in Deutschland rund. Konjunkturindikatoren wie der Einkaufsmanager-Index oder der Ifo-Geschäftsklimaindex notieren auf mehrjährigen Höchstständen. Deutschland profitiert von der guten globalen Wachstumssituation. Und dabei insbesondere auch von der zunehmenden Wachstumsdynamik in der gesamten Eurozone, wo die DAX-Unternehmen (ohne Banken) rund die Hälfte ihres Umsatzes erwirtschaften. Das relativiert auch die Gefahr, die von der jüngsten Aufwertung des Euro ausgehen könnte.

Nicht nur der Export boomt, auch die Inlandnachfrage hat angezogen. An deren Ursprung steht neben dem Aussenhandel die Entwicklung am Arbeitsmarkt. Die Beschäftigung ist die letzten Jahre deutlich gestiegen und die Arbeitslosenrate ist kontinuierlich gefallen. Das sorgt für eine steigende Konsumnachfrage nach Waren und Dienstleistungen, wovon insbesondere die meist mehr binnenorientierten klein- und mittelkapitalisierten Unternehmen profitieren.

Wie die meisten Aktienmärkte sind auch der deutsche Leitindex DAX (mit den 30 grössten Unternehmen) sowie seine kleineren Geschwister MDAX (mittelkapitalisierte Werte) und SDAX (kleinkapitalisierte Werte) nicht günstig bewertet. Das Bewertungsniveau ist allerdings auch nicht extrem hoch. Der DAX ist gemessen an der eigenen Historie im Vergleich mit beispielsweise dem S&P500 in den USA oder dem Schweizer SPI klar günstiger bewertet.

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