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Der Sturz der Tauben

Mark Nash, Head of Fixed Income bei Old Mutual Global Investors, geht von einer allmählichen Straffung der Geldpolitik aus, was zu wesentlich höheren Anleiherenditen und steileren Renditekurven führen würde.

29.01.2018, 09:10 Uhr

Autor: jod/sif

In den letzten Jahren quollen die Postfächer in der City of London und in anderen Finanzzentren im Dezember jedes Mal häufig vor Analystenberichten regelrecht über, die auf kurze bis mittlere Sicht höhere Staatsanleihenrenditen prognostizieren. Diese Prognosen werden dann innerhalb von Monaten, wenn nicht sogar Wochen wieder über Bord geworfen, meint Mark Nash. Ein Zusammenspiel makroökonomischer Faktoren habe indes zur Folge, dass 2018 alles anders sein könnte, da massgebliche Notenbanken der Industrieländer endlich den Tauben in ihren Reihen das Wasser abgraben.

"Heutzutage sind sich die geldpolitischen Entscheidungsträger nur allzu sehr der Bedrohungen für die Stabilität der Finanzmärkte bewusst, nachdem sie für ihre laxe regulatorische Herangehensweise im Vorfeld der globalen Finanzkrise herbe Kritik einstecken mussten", sagt Nash. Sie seien über die Möglichkeit einer neuen Krise derart besorgt, dass sie neue makroprudenzielle Instrumente entwickelt haben, um mit diesen Risiken umzugehen.

Sorge einer neuen Krise
Da sich die Kurse vieler Anlagewerte nun nahe Rekordhochs befinden, sorgen sich die Zentralbanker zunehmend, es könnte eine erneute Krise drohen eine Krise, die sie mit heraufbeschworen haben, indem sie die Märkte mit geldpolitischen Anreizen überschwemmten. "Zugleich sind die geldpolitischen Entscheidungsträger der Ansicht, dass der reale Gleichgewichtszinssatz, seit geraumer Zeit steigt, da die Investitionsausgaben und Prognosen zum potenziellen Wirtschaftswachstum zulegen", fährt Nash fort. Ist dem in der Tat der Fall, dann würde ihr Versagen, die Geldpolitik zu straffen, de facto bedeuten, dass das Finanzumfeld just dann noch stärker gelockert wird, da sich die Zentralbanken über die Auswirkungen der geldpolitischen Anreize bereits den Kopf zerbrechen.

Nachdem geldpolitischer Aktivismus in den letzten Jahren für die Weltwirtschaft die grösste Stütze bot, insbesondere in den Industrieländern, scheint nun die Fiskalpolitik das Ruder zu übernehmen. Ungewöhnlich sei gemäss dem Experten indes, dass dies zu einem Zeitpunkt geschieht, da sich das globale Wachstum scheinbar synchron erhole. Zeitgleich fordern die Arbeitnehmer grosszügigere Lohnerhöhungen ein. In der gegenwärtigen Phase des Wirtschaftszyklus, da es zahlreiche offene Stellen gibt und die Menschen bereits seit längerer Zeit in Beschäftigungsverhältnissen stehen, werden die Verbraucher wohl weniger sparen. Das heisst, dass fiskalpolitische Lockerungen schnell ihren Weg in die Realwirtschaft finden und genau zu dem Zeitpunkt die Inflation anheizen dürften, da sich Lohnerhöhungen bemerkbar machen.

Der Aufstieg der Falken
Diese Themen im Verbund mit technischen Umständen, etwa die Tatsache, dass der EZB die Anleihen für ihr Kaufprogramm ausgehen, bedeuten, dass die Notenbanken in den Industrieländern in Sachen geldpolitischer Expansion sicherlich den Zenit überschritten haben.

Angesichts des Aufstiegs der Falken geht Nash von einer allmählichen Straffung der Geldpolitik aus, was zu wesentlich höheren Anleiherenditen und steileren Renditekurven führen würde. "Die Kredit-Spreads dürften sich ausweiten, während andere Anlageklassen, die von einem expansiven geldpolitischen Umfeld profitiert haben, wie Aktien und Immobilien, sich schwer tun könnten", sagt der Head of Fixed Income. Er prognostiziert einen Anstieg der Volatilität und glaubt, dass bestimmte Märkte bisweilen unter einer mangelnden Liquidität zu leiden haben werden. Ein solches Umfeld dürfte den Stärken aktiver Manager gegenüber passiven Anlageprodukten entgegenkommen. "In diesem neuen, für Anleihenmärkte unsicheren Umfeld wird es unseres Erachtens unabdingbar sein, sich flexibel durch das Universum globaler festverzinslicher Anlagen zu manövrieren, um Risiken zu meiden und Chancen zu nutzen", schliesst der Experte.

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