"Der Sektor war zu gefährlich"

Paul Casson, Fondsmanager des Henderson Horizon Pan European Alpha Fund
Paul Casson, Fondsmanager des Henderson Horizon Pan European Alpha Fund

Die jähen Umschwünge bei Finanzwerten können Anleger "den Kopf kosten". Für Paul Casson, Fondsmanager des Henderson Horizon Pan European Alpha Fund, war diese Einschätzung Grund genug, den Sektor 2011 ganz zu meiden. Angesichts der Schuldenkrise in der Eurozone und ihrer Auswirkungen liess der Fondsmanager bewusst die Hände von diesen Titeln.

29.02.2012, 15:45 Uhr

Redaktion: anw

Im vergangenen Jahr hielt Casson überhaupt keine Finanzwerte, da ihm diese einfach zu gefährlich erschienen. "Das kann einen sehr schnell um Kopf und Kragen bringen. Sie sehen ja, was Anlegern passiert ist, die im Januar short positioniert waren, nachdem die EZB mit ihrem längerfristigen Finanzierungsgeschäft an den Markt gegangen ist", so Casson kürzlich in einem Interview. Er bezog sich damit auf Mario Draghis Entscheidung vom Dezember, 489 Mrd. € in den europäischen Bankensektor zu pumpen, indem Geldinstituten dreijährige Kredite angeboten wurden.

"Die Finger davon lassen"
"Wir haben eine genaue Analyse durchgeführt und sind zu dem Ergebnis gekommen, dass wir von den Finanzwerten besser die Finger lassen. Die Sache war uns schlicht zu gefährlich. Wir wollte aber wissen, was da genau los war", erläutert Casson. Der Fondsmanager glaubt, dass die gegenwärtige Situation Implikationen für den übrigen Markt hat und dass die EZB mit ihrer Aktion vor Weihnachten hauptsächlich klarstellen wollte, dass den europäischen Banken keine Kreditkrise droht.

Ähnlich wie sein Kollege Tim Stevenson beobachtet Casson zurzeit eine weitverbreitete negative Einstellung zu europäischen Aktien. Auf einer Reise nach Hongkong stellte er kürzlich fest, dass europäische Aktien bei Anlegern wahrscheinlich am wenigsten gefragt sind. Das wundere ihn etwas, so Casson, da sich europäische Aktien durch Berechenbarkeit auszeichneten. Investoren, die auf der Suche nach zuverlässigen, niedrig bewerteten Qualitätsunternehmen seien, sollten Europa unbedingt in Betracht ziehen.

Interesse nach Schnäppchen

Angesichts der vielen schlechten Nachrichten, die zurzeit kursieren, lassen sich Anleger durch das aktuelle Geschehen in der Eurozone nur allzu leicht von positiven Aspekten ablenken. "Wir leben in einer Welt von Mikro- und Makro-Anlegern. Man kann gute Ideen auf der Mikro-Ebene finden, aber dann kommen die Makro-Jünger und schreien immerzu 'Rette sich, wer kann!'", kritisiert Casson.

Mit Blick auf ein mögliches Ende der Schuldenkrise in der Eurozone sagt Casson, Kunden hätten Interesse an europäischen Aktien und besonders am Einsammeln von Schnäppchen bei einer Rally gezeigt. Das erscheine ihm jedoch kurzsichtig.

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