23.12.2024, 08:37 Uhr
Der Spezialkunststoff-Hersteller Gurit will sich künftig ganz auf profitablere Regionen und Geschäftsbereiche konzentrieren. Im Zuge der angekündigten Restrukturierung sollen Werke in Dänemark, Indien und der...
Der Franken und Schweizer Anlagen waren in den letzten Jahren unschlagbar. Doch der Mythos von der Überlegenheit heimischer Investments ist gefährlich. Gemäss Peter Frech, Fondsmanager bei Quantex braucht es nicht mehr viel für eine Trendwende.
Wer auf Schweizer Werte setzt, kann nicht verlieren dieser Mythos hat sich in den letzten zehn Jahren verfestigt. Während die europäischen Nachbarn von der Finanzkrise 2008 und der folgenden Eurokrise erschüttert wurden, blieb die Schweiz davon so unberührt wie das Matterhorn, mit dem in unzähligen Verkaufsprospekten für Schweizer Stabilität geworben wird.
Die Schweiz steht auf dem Gipfel ihrer Attraktivität: Zehntausende von gut ausgebildeten Europäern streben jedes Jahr nach einem Job auf dem hiesigen Arbeitsmarkt. Abermilliarden ausländischer Anlagegelder suchen einen sicheren Hafen im Schweizer Franken, trotz der negativen Zinsen, mit denen sie die Schweizer Nationalbank zu verscheuchen sucht. Für das Privileg, der Schweizer Eidgenossenschaft über zehn Jahre Geld zu leihen, sind Investoren nach wie vor bereit, Geld zu bezahlen anstatt Zinsen zu kassieren. Die Schweizer Immobilienpreise sind mehr als eine Dekade lang nur gestiegen als Produkt von Zuwanderung, Geldflucht und sinkenden Zinsen. Und der Schweizer Aktienmarkt gehörte in den letzten Jahren ebenfalls zu den besten der Welt. Kein Wunder, hat sich bei vielen Investoren die Überzeugung durchgesetzt, dass sich ausländische Abenteuer in Franken und Rappen gerechnet nicht lohnen. Wieso in die Ferne schweifen, wenn das Gute so nah liegt?
Doch an den Finanzmärkten ist alles zyklisch. Wenn nach einer langen Phase der Stabilität die Marktteilnehmer überzeugt sind, dass es ewig so weiter gehen wird und sie sich entsprechend positioniert haben, ist die Trendwende meistens nicht mehr weit und sie fällt in der Regel umso heftiger aus, je länger die Phase der Trendkonfirmation zuvor dauerte.
Noch besser wird es kaum
Das internationale Ansehen des Schweizer Markts befindet sich derzeit zweifellos auf einem Höhepunkt: Viel besser kann es kaum noch werden, aber (relativ) schlechter durchaus. Eine einfache Grafik zeigt, dass zum Beispiel Schweizer Aktien keineswegs immer und über alle Zeit die beste Anlage waren.
Seit Beginn der Eurokrise im Jahr 2010 hat die Schweizer Börse inklusive der Wechselkursgewinne rund 50 Prozentpunkte besser abgeschnitten als die Aktienmärkte des Euroraums. Darauf fusst ein wesentlicher Teil des aktuellen Überlegenheitsmythos.
Blickt man weiter in die Vergangenheit zurück, gab es schon einmal eine Phase, in der die Schweizer Börse alle ihre Nachbarn in den Schatten stellte: Ende der 1970er Jahre auf dem Höhepunkt der damaligen Inflationsangst. Genau wie heute reagierte die Nationalbank 1978 mit Negativzinsen auf die überbordende Kapitalflucht in den Franken. Bald darauf glätteten sich die Wogen und dem Ausland ging es relativ gesehen wieder besser. Schweizer Aktien gehörten in der Folge für mehr als ein Jahrzehnt zu den schlechtesten Anlagen, was sich in dem fallenden Chartverlauf äussert. Ihren relativen Tiefpunkt erreichten sie zu Beginn der 1990er Jahre, als die Schweiz von einer Immobilienkrise und Rezession geplagt wurde.
Antyzyklisches Handeln lohnt sich
Die Lektionen der Vergangenheit sind eindeutig: Wer Schweizer Aktien 1978 auf dem relativen Gipfel ihrer Popularität kaufte, wurde vom Markt bestraft. Wer dagegen Anfangs der 1990er tief in der damaligen Schweizer Krise den Mut zum Kauf hatte, wurde fürstlich belohnt. Antizyklisches Handeln machte sich bezahlt. In der Zukunft dürfte es nicht anders sein.
Eine mögliche Trendwende und damit ein Verblassen des Anlegermythos Schweiz können nicht mehr weit sein. Der Schweizer Aktienmarkt gehört gemessen am Kurs/Gewinnverhältnis oder dem Kurs/Buchwert des SMI zu den teuersten der Welt. Die Renditen für Bundesanleihen sind bis auf zehn Jahre hinaus negativ. Und die Bruttorenditen von Schweizer Immobilien befinden sich ebenfalls auf einem absoluten Rekordtief.
Lesen Sie hier den vollständigen Quantex-Marktkommentar als pdf.