23.12.2024, 08:37 Uhr
Der Spezialkunststoff-Hersteller Gurit will sich künftig ganz auf profitablere Regionen und Geschäftsbereiche konzentrieren. Im Zuge der angekündigten Restrukturierung sollen Werke in Dänemark, Indien und der...
Die Märkte haben ursprünglich erwartet, dass die Bundestagswahl die Weichen für eine enge Partnerschaft zwischen Merkel und Macron stellen und damit weiterhin eine Stütze für den Euro sein würde mit direkten Vorteilen für die europäischen Aktienmärkte. Das starke Abschneiden der AfD könnte dies allerdings ins Wanken bringen, sagen die Experten der BNY Mellon Boutiquen Alcentra und Newton.
Da die deutsche Wirtschaft einer der grössten Nutzniesser des 'Projekts Europa' sei und sich auch dank der im Jahr 2016 in China umgesetzten Ankurbelungsmassnahmen momentan sehr gut entwickle, kam die Wiederwahl von Angela Merkel nicht überraschend, sagt Nick Clay, der leitende Fondsmanager bei Newton Investment Management (BNY Mellon IM), zum Ergebnis des Wahlsonntags in Deutschland.
"Wir könnten uns allerdings vorstellen, dass die optimistischen Schlüsse, die die Märkte aus diesem Wahlergebnis ziehen, voreilig sind. Nach dem Wahlsieg von Emmanuel Macron in Frankreich waren die Märkte ja zu der Auffassung gelangt, dass dieser Wahlausgang im Hinblick auf den aufstrebenden Populismus einen Wendepunkt markiert und sich das politische Umfeld nun wieder normalisieren wird. Und dass es sich beim Brexit lediglich um eine unüberlegte und missverstandene Fehlentscheidung handelt", führt Clay fort.
Seiner Meinung nach könnten sich diese Einschätzungen aber durchaus als Irrtümer erweisen, gerade wegen des Erstarkens der Rechtsaussenpartei AfD (13,5 Prozent), die besser abschnitt als erwartet und zur drittstärksten Partei wurde. Schliesslich hätte mit Macron ein absoluter Aussenseiter, der noch vor einem Jahr in politischen Kreisen völlig unbekannt war, die Wahl für sich entschieden. An dieser Stelle sehen die Experten von Newton Investment Management (BNY Mellon IM) eher Parallelen zu Donald Trump (obwohl dieser natürlich einen ganz anderen Ansatz verfolgt), denn beide Kandidaten hätten davon profitiert, dass die Wähler gegen die etablierten Parteien gestimmt haben. Und nach wie vor wünsche sich die Bevölkerung Wandel und Veränderung, da der Status quo für sie einfach nicht funktioniere. Mit dem Brexit wurde diese Unzufriedenheit ebenso zum Ausdruck gebracht wie mit der britischen Parlamentswahl.
"Wir halten es deshalb für gefährlich, aus der Wiederwahl von Angela Merkel das Ende der populistischen Tendenzen abzuleiten, zumal man damit die im nächsten Jahr in Italien anstehende Wahl ebenso wie eine mögliche Abstimmung in Katalonien als risikolos einstufen würde. Aber Veränderungen sind immer noch notwendig und werden auch gefordert werden", ergänzt Clay.
Merkels Einfluss geschwächt
Wie Paul Hatfield, Global Chief Investment Officer bei Alcentra (BNY Mellon IM)sagt, hätten die Märkte bei dieser Wahl keine Überraschungen erwartet, jedoch habe der überraschend hohe Stimmenanteil der AfD für Bestürzung gesorgt. "Vor dem Hintergrund der eher besonnenen Reaktionen auf die grösseren politischen Schocks der letzten Zeit, erwarten wir jetzt keine deutlichen Wertschwankungen", sagt der Global CIO von Alcentra. Das Ergebnis werde Merkels Einfluss in der zukünftigen Koalition allerdings schwächen und könnte auch Auswirkungen auf die Brexit-Verhandlungen haben. "Die Märkte hatten ursprünglich erwartet, dass die Bundestagswahl die Weichen für eine enge Partnerschaft zwischen Merkel und Macron stellen und damit weiterhin eine Stütze für den Euro sein würde mit direkten Vorteilen für die europäischen Aktienmärkte. Doch der Erfolg der AfD könnte einen Strich durch diese Rechnung machen. Bundesanleihen und US-Staatsanleihen zeigten zuletzt einen ähnlichen Verlauf, und vieles sprach dafür, dass sich dieser Trend fortsetzen würde aber dieses Wahlergebnis könnte dazu führen, dass die Zinsdifferenz noch eine Zeitlang andauert", schlussfolgert Hatfield.
Ian Ormiston von Old Mutual Global Investors weist noch darauf hin, dass er langwierige Koalitionsverhandlungen erwartet, da die SPD angedeutet hat, dass sie in die Opposition geht. "So ist die wahrscheinlichste Gruppierung Mitte-Rechts CDU/CSU, FDP und Grüne. Dies dürfte zu kleineren politischen Veränderungen führen und noch wichtiger die Dynamik hin zu einer stärkeren europäischen Integration verlangsamen, die sich nach der Wahl von Emmanuel Macron zum Präsidenten Frankreichs ausbreitete. Dies wird diejenigen enttäuschen, die eine europäische Neugewichtung mit einer expansiveren deutschen Finanzpolitik anstreben, und diejenigen, die auf eine Erweiterung der europäischen Strukturen zur Bewältigung der nächsten Krise hoffen. Für die Aktienmärkte können wir wahrscheinlich ein ähnliches, bescheidenes, aber angemessenes Wachstum in der gesamten Region und politischen Pragmatismus erwarten, der sich wenig auf die Erträge und Bewertungen auswirkt."