04.10.2024, 15:09 Uhr
Während aktive ETFs in den USA weiterhin ein Riesenerfolg sind, ist ihr Anteil in Europa mit etwas mehr als 2% des gesamten ETF-Volumens von knapp zwei Billionen Euro noch überschaubar. Doch das Segment wächst...
«Die Anleger werfen einen prüfenden Blick auf die nächste geldpolitische Sitzung, nachdem sie bereits eine Welle von Zinsanhebungen durch die Fed in nur gut einem Jahr durchgemacht haben», schreibt Clément Inbona, Fondsmanager bei La Financière de L'Échiquier (LFDE).
Fed-Chef Jerome Powell stehe vor einem Dilemma. Soll er mit einer weiteren Zinsanhebung seinen Kurs halten, um einen erneuten Anstieg der Inflation zu verhindern? Oder soll er angesichts einer drohenden Rezession im fertigenden Gewerbe nun die Reissleine ziehen? Trotz einer deutlich rückläufigen Inflation im Juni schien die Fed die erstgenannte Option anzupeilen und den Kurs zu halten – aus Angst vor einem erneuten Anziehen der Inflation.
Der Markt geht seinerseits von einer Anhebung um 25 Basispunkte im Rahmen der nächsten geldpolitischen Sitzung am 26. Juli aus. Er scheint sich auf die restriktiven Äusserungen Jerome Powells eingestellt zu haben, obwohl es immer schwieriger wird, diese durchzuhalten. Vor einigen Wochen rechnete der Markt zudem mit einer weiteren Zinsanhebung im September. Inzwischen ist dies nach der positiven Überraschung der jüngsten US-Inflationszahlen nicht mehr so sicher; und man wird die Rede im Anschluss an die nächste Sitzung der Fed abwarten müssen, um ein wenig Klarheit über die weitere Entwicklung zu erhalten.
Parallel hierzu dürfte die Europäische Zentralbank (EZB) eine klarere Linie verfolgen. In ihrer letzten Rede bekräftige Christine Lagarde erneut ihre Absicht, die Zinsen weiter anzuheben, und fügte hinzu, dass noch «ein Stück Weg zurückzulegen» sei. Trotz der enttäuschenden Wachstumsraten in der Eurozone haben sich die Erwartungen des Marktes nicht wirklich verändert. Man rechnet weiterhin mit einer Anhebung um 25 Basispunkte im Juli und mindestens einer weiteren im September. Nachdem sie mit der Bekämpfung der Inflation wesentlich später begonnen hat als die Fed, scheint die EZB nicht bereit zu sein umzuschwenken. Die Zentralbank dürfte ihre Zinsen nach dem Sommer weiter anheben, da die jüngsten Inflationszahlen – ohne Lebensmittel und Energie – keine klaren Anzeichen eines Rückgangs erkennen zu lassen scheinen. «Die EZB fährt auf Sicht, aber warum?», fragt sich Inbona.
Während die meisten Zentralbanken eine restriktive Haltung einnehmen, um die Inflation zu bekämpfen, gehört die Bank of Japan zu den seltenen Ausnahmen. Mit ihren negativen Zinsen von minus -0,1 Prozent und ihrer Kontrolle der Zinskurve liess sie die Inflation im Juni auf 3,3 Prozent ansteigen – ein seit 41 Jahren nicht mehr erreichter Spitzenwert. Trotz des jüngsten Amtsantritts des neuen Gouverneurs der Bank of Japan, Kazuo Ueda, scheint der Markt nicht mit einem Paradigmenwechsel zu rechnen, wenngleich Gerüchte über die Aufgabe der Zinskurven-Kontrolle lauter werden.
«Das Ziel der drei Zentralbanken ist klar. Sie wollen ein gesundes wirtschaftliches Umfeld wiederherstellen. Zum einen bewegen sich die Fed und die EZB – mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten – in Richtung einer Inflation von 2 Prozent. Zum anderen versucht Japan an eine tragbare durch die Löhne geschürte Inflation anzuknüpfen, um aus einer seit Jahrzehnten andauernden Deflation herauszukommen. Angesichts der sich verändernden und kaum vorhersehbaren Bedingungen braucht es gute Instrumente und die Fähigkeit, sich an jede Situation anzupassen, wenn man an den Märkten navigieren will», folgert der Fondsmanager bei La Financière de L'Échiquier (LFDE).
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