23.12.2024, 08:37 Uhr
Der Spezialkunststoff-Hersteller Gurit will sich künftig ganz auf profitablere Regionen und Geschäftsbereiche konzentrieren. Im Zuge der angekündigten Restrukturierung sollen Werke in Dänemark, Indien und der...
Gianmarco Mondani, Long-Short-Aktienmanager bei GAM, rechnet mit Druck auf die Zykliker und einem Wiedererstarken der defensiven Aktien.
Wie können Anleger ihr Depot vor unvorhersehbaren Ereignissen schützen? Diese Frage ist im Vorfeld der Wahlen, die in diesem Jahr in Europa bevorstehen, besonders aktuell. Potenzielle Risiken dürfen nicht ausser Acht gelassen werden, nur weil die Meinungsumfragen darauf hindeuten, dass die Wahrscheinlichkeit ihres Eintretens sehr gering ist, sagt Gianmarco Mondani, Fondsmanager bei GAM.
Allerdings könne nur darüber spekuliert werden, welche Auswirkungen die mögliche Machtübernahme einer populistischen Regierung in Frankreich haben könnte und wie hoch womöglich die Wahrscheinlichkeit eines sehr schnellen Austritts von Frankreich aus der Eurozone sein könnte. Niemand empfiehlt, sich auf die Wahlen in Europa mit extremen Massnahmen vorzubereiten, beispielsweise durch den Kauf von Grundstücken mit Erdgasquellen, den Bau von Bunkern oder das Vergraben von Trinkwasservorräten für mehrere Jahre, sagt Mondani. Denn, wer möchte schon - wie seinerzeit der Ökonom und Schriftsteller Gary North im Vorfeld der Jahr-2000-Umstellung allzu grosses Getöse machen?
Allerdings müssten sich die Investoren darüber bewusst sein, dass sich die modernen Finanzmärkte schneller bewegten und makroökonomische sowie geopolitische Ereignisse aggressiver einpreisten als früher. Zudem gebe es durch das Wachstum des algorithmischen Handels eine grössere Zahl schwergewichtiger Portfolios, die darauf ausgelegt seien, innerhalb von Sekunden nach einem signifikanten Ereignis zu kaufen oder zu verkaufen. In der zweiten Hälfte des vergangenen Jahres konnten wir beobachten, dass sich die Märkte bereits vor einer Veränderung der Konjunkturindikatoren bewegen. Insbesondere, wenn immer mehr Marktbeobachter und Anleger an eine bestimmte Entwicklung glauben, sagt der Fondsmanager.
Als Manager einer Long-Short-Aktien-Strategie haben wir im Vorfeld der Wahlen in Europa die Volatilität unserer potenziellen Renditen reduziert, erklärt Mondani. Zudem sei es aber auch wichtig, sich auf die Chancen zu konzentrieren. Der Fondsmanager und sein Team haben beobachtet, dass als zyklisch geltende Bereiche zuletzt höher bewertet wurden, während defensive Titel zurückfielen. Diese pauschale Verlagerung fand völlig unabhängig von den ausgewiesenen Gewinnen statt. Wir rechnen deswegen mit einem starken Comeback der Differenzierung in diesem Jahr. Zykliker, welche die überhöhten Erwartungen nicht erfüllen, dürften unter Druck geraten, während defensive Werte, die beweisen können, dass sie zu Unrecht abgestraft wurden, kräftig steigen sollten, erwartet Mondani.
Darüber hinaus sei der Spielraum für die Nutzung von Ineffizienzen erheblich grösser geworden, da sich die neuen Regulierungsbestimmungen von MiFID II direkt auf Brokerageunternehmen in ganz Europa auswirkten. Eine Reduzierung der Aktien-Berichterstattung mache es leichter, von Chancen zu profitieren, die vom Research vernachlässigt würden, so Mondani.
Falls wir den europäischen Wahlzyklus überstehen, ohne dass ein gravierendes Risiko eintritt, wie es vor der Jahrtausendwende befürchtet wurde, dürfte sich das Umfeld für die Aktienauswahl als fruchtbarer erweisen als dies für lange Zeit der Fall war, gibt sich der Fondsmanager zuversichtlich.