22.11.2024, 10:49 Uhr
Der neue Fonds soll laut Mitteilung die steigende Nachfrage nach nachhaltig bewirtschafteten Waldgebieten bedienen. Das erste Closing war mit 130 Millionen Dollar erfolgreich.
Die Schweizer Fondsindustrie konzentrierte sich in den vergangenen Jahren auf die institutionellen Anleger in der Schweiz. Mit Erfolg, wie die Statistiken zeigen. Auch die Swiss Funds & Asset Management Association SFAMA setzt dort einen Schwerpunkt. Ins Zentrum rückte dabei der Fondsinhalt, also das Asset Management und die zugehörigen Dienstleistungen wie Administration, Rechts- und Steuerberatung, Revision sowie die Kundenbedürfnisse und Vertriebsfragen, wie Markus Fuchs, Geschäftsführer von SFAMA im Gespräch mit Fondstrends unterstreicht. Das dürfte langfristig auch das Vertrauen der Privatanleger stärken, die sich gegenüber Wertpapieranlagen generell weiterhin sehr zurückhaltend zeigen.
Herr Fuchs, das Fondsvolumen in der Schweiz nahm in den letzten fünf Jahren gemäss den Statistiken von Swiss Fund Data SFD um 37% auf über 813 Mrd. Franken zu. Sind Sie als Geschäftsführer des Schweizer Fonds- und Asset Manager-Verbandes SFAMA zufrieden?
Markus Fuchs: Klar, das finde ich eine erfreuliche Steigerung. Neben den schweizerischen und zum Vertrieb zugelassenen ausländischen Fonds sind gemäss der Statistik der Schweizerischen Nationalbank SNB zusätzlich noch weitere rund 800 Mrd. Franken Kollektivkapitalanlagen in der Schweiz gebucht, v.a. Anlagegefässe wie Stiftungen, Pensionsfonds, bankinterne Sondervermögen und verschiedenste Offshore-Vehikel. Es fällt ausserdem auf, dass das Fondsgeschäft in der Schweiz rund einen Drittel der gesamten Wertpapierbestände auf Bankdepots der Schweiz Banken ausmacht. Hier stellen wir immer wieder mit Freude fest, dass dieser Drittel für alle Segmente zutrifft, d.h. sowohl schweizerische als auch ausländische Privatkunden sowie institutionelle Investoren mit immer noch steigender Tendenz. Diese Tatsache zeigt, dass das Konzept der Fonds überzeugt.
Auffallend ist, dass in dieser Zeit vor allem die hiesigen Institutionellen in Anlagefonds investierten. Sie haben ihre Fondsvolumen verdoppelt und halten zurzeit über 40% des Fondsvolumens. Vor fünf Jahren waren es noch weniger als 30%. Worauf ist dieser Erfolg zurückzuführen?
Es trifft zu, dass das institutionelle Geschäft in den letzten Jahren deutlich stärker gewachsen ist als das Privatkundengeschäft. Die beiden Hauptanleger im institutionellen Geschäft sind Versicherungen und Pensionskassen, also die Vorsorgeunternehmen. Sie dürfen im Gegensatz zu den Privatkunden nur beschränkt hohe Cash Positionen halten oder umgangssprachlich ausgedrückt, müssen sie voll investiert sein. Dabei kommt ihnen die Innovationskraft der Fondsbranche entgegen, die vermehrt geeignete institutionelle Produkte entwickelt. Stichworte dazu sind Alternative Anlagen, Immobilienfonds, Exchange Traded Funds bis hin zu sogenannten Smart Beta-Produkten. Waren es früher eher Standardbausteine in Fondsform auf Aktien Schweiz und Europa oder Obligationen Schweiz, sind es heute oft Spezialitäten- und Nischenprodukte. Die Fondslandschaft ist heute viel heterogener als früher.
Bei den Privatanlegern verhält es sich umgekehrt. In diesem Segment kam es in den letzten fünf Jahren gemäss den SFD-Daten sogar zu Nettorückgaben von Fondsanteilen. Was sind Ihre Einschätzungen dazu?
Das Wachstum des inländischen Privatkundengeschäfts ist rein von der Grösse der Schweiz bedingt beschränkt. Das ausländische Privatkundengeschäft wobei hier unterschieden werden muss, zwischen Kunden die direkt hier gebucht sind und solchen, welche ihre Vermögen repatriiert haben wächst zwar immer noch, jedoch deutlich weniger schnell als das institutionelle Geschäft. Die Gelder wurden weder in Fonds noch in Einzeltitel investiert, sondern werden oft als Cash Positionen gehalten. Diese haben heute im Privatkundenbereich Rekordhöhen erreicht.
Dies erstaunt angesichts der guten Performance der letzten fünf Jahre. Gemäss den SFD-Daten lieferten die Anlagefonds in dieser Zeit eine Rendite von über 20%. Das ist für ein breit gemischtes Portfolio, wie es die gesamte Fondspalette abbildet, ein erfreuliches Resultat. Die Privatanleger scheint dies jedoch nicht zu beeindrucken. Weshalb?
Den Privatanlegern stecken noch die grossen Börsenschocks in den Knochen. In den Jahren 2001 und 2002 verloren die wichtigsten Börsenindices rund 20% und 2008 gar 40%. Die virulente Angst vor weiteren massiven Korrekturen an den Anleihen- und Aktienbörsen sind wohl die plausibelste Erklärung, dass Privatanleger bei den Fonds- und Wertschriftenanlagen eher zurückhaltend waren und immer noch sind. Heute mahnt zur Vorsicht, dass die Notenbanken die Liquiditätszufuhr drosseln werden, was Auswirkungen auf das Zinsniveau hätte. Ein starker Anstieg der Langfristzinsen könnte schwere Folgen für die Emerging Markets oder die Hypothekarmärkte und auch auf die Börsenkurse haben. Die Rendite von spekulativen Unternehmensschuldnern ist heute tiefer als diejenige von US-Staatsanleihen vor noch wenigen Jahren. Die Renditeaufschläge vermögen die höheren Risiken in vielen Fällen nicht zu kompensieren.
Im Jahre 2010 lancierte der Schweizerische Fondsverband SFA die Vorgängerorganisation der SFAMA - eine Kampagne, um im breiten Publikum für Fonds zu werben. Hat diese Kampagne nichts gebracht? Weshalb?
2010, also rund zwei Jahre nach Lehmann und Madoff sowie im Nachgang zu diversen Bankenpleiten war es oberstes Ziel, das Vertrauen in Finanzprodukte wieder herzustellen. Mit dem Slogan Fonds Die kluge Anlage und dem Eulenlogo sollte das Branding des Produktes Fonds gefördert werden. Dabei war es auch die Absicht, Endinvestoren und nicht nur die Banken und Versicherungen anzusprechen, was mit diversen Publikumsanlässen und auch Fernsehspots unterstützt wurde. Zwischenzeitlich haben wir den Fokus teilweise auf den Fondsinhalt verschoben. Trotzdem mussten wir feststellen, dass das Privatkundengeschäft sowohl für unseren Verband als auch für die meisten unserer Mitglieder, primär Fondsleitungen und Asset Manager, zwar eine Bedeutung hat, jedoch bedingt durch beschränkte Ressourcen nicht oberste Priorität.
Seit Juli 2013 sind Sie Geschäftsführer der SFAMA. Haben Sie einen Strategiewechsel in Richtung Institutionelle Fonds eingeleitet?
Bereits vor meiner Ernennung zum Geschäftsführer haben wir eine graduelle Neuorientierung mit verstärkter Ausrichtung auf das Asset Management initiiert. Die zunehmende Internationalisierung und Segregation der Fondswertschöpfungskette in Asset Management, Fondsadministration und Vertrieb verschieben den Fokus unseres Verbandes von der eher traditionellen Orientierung auf Schweizer Produkte und Fondsstrukturen auf eine zunehmende Offenheit gegenüber «Best International Practices». Dabei rückt wie gesagt der Fondsinhalt ins Zentrum, also das Asset Management und die zugehörigen Dienstleistungen wie Administration, Rechts- und Steuerberatung, Revision etc. sowie die Kundenbedürfnisse und Vertriebsfragen. Der Fonds ist und bleibt jedoch das wichtigste Trägermedium, um Asset-Management-Dienstleistungen zum Kunden zu transferieren.
Welche Pläne haben Sie, um das Interesse der Privatanleger an Fonds wieder anzukurbeln?
Der Begriff Fonds ist heute eine allseits akzeptierte Marke, die im Gegensatz zu anderen Produkten nicht nur, aber sicher auch wegen der vielfach gescholtenen Regulierung ein hohes Ansehen geniesst. Das Interesse der Privatinvestoren für Fondsanlagen kann nur aufrecht erhalten respektive weiter entwickelt werden, wenn einerseits das Vertrauen in den Inhalt der Produkte als auch in die Hülle gegeben sind. Dieses Vertrauen zu fördern und zu rechtfertigen, ist Daueraufgabe des Verbandes. Dazu gehört auch die Förderung der sogenannten Financial Literacy im weitesten Sinn. Dies ist häufiger Gegenstand von Diskussionen in nationalen und internationalen Fachverbänden. Die konkrete Umsetzung ist jedoch eine Herkulesaufgabe. Ein Kollege hat es einmal treffend ausgedrückt: Eine gute Finanzausbildung muss beim Zinseszins- und Prozentrechnen in der Grundschule beginnen. Dem ist wohl zuzustimmen.
Wäre es jetzt, angesichts der gestiegenen Bewertungen von Aktien, Obligationen und Immobilien, sogar eher kontraproduktiv, Anlagefonds dem breiten Publikum zu empfehlen? Zumindest müsste man in diesem fortgeschrittenen Börsenzyklus recht vorsichtig vorgehen.
Es ist tatsächlich so, dass Empfehlungen für einzelne Anlagekategorien wie Aktien, Obligationen oder Immobilien bedingt durch die Marktlage respektive die aktuellen Bewertungen mit Vorsicht zu geniessen sind. Die weitere Unterteilung einzelner Kategorien in verschiedene Subklassen wie beispielsweise Hochzins- und Staatsanleihen bei den Obligation oder Sektoren bei den Aktien löst die Problematik auch nicht ganz im Gegenteil, sind doch einzelne Kategorien wie beispielsweise Rohstoffe oder Emerging Markets Anlagen einmal top und ein Jahr später finden sie sich am Ende der Performanceranglisten wieder. Jedoch zeigen diverse, auch neuere Untersuchungen, dass ein breit diversifiziertes Portfolio die Volatilität deutlich senkt und über längere Investitionszyklen eine vernünftige Rendite bringen kann. Eine triviale Aussage, die jedoch immer noch Gültigkeit hat. Folge dessen muss die Empfehlung lauten, die sehr hohen und teilweise negativ rentierenden Cash Positionen möglichst diversifiziert zu investieren, sei dies via Multi-Asset-Produkte oder aufgeteilt in verschiedene Anlageklassen.