23.12.2024, 08:37 Uhr
Der Spezialkunststoff-Hersteller Gurit will sich künftig ganz auf profitablere Regionen und Geschäftsbereiche konzentrieren. Im Zuge der angekündigten Restrukturierung sollen Werke in Dänemark, Indien und der...
Die Spuren, welche die Covid-19-Krise in der Vermögensverwaltungsbranche hinterlässt, werden einschneidend sein. Richard Dunbar von Aberdeen Standard Investments sieht die Pandemie aber auch als Katalysator für bestehende Trends in den Märkten.
Eine mit der Covid-19-Pandemie vergleichbare Krise habe niemand zuvor je erlebt. Die Auswirkungen dieser Krise auf die Menschen, die Unternehmen und die Gesellschaft insgesamt werden erheblich sein. Auch die Vermögensverwaltungsbranche, deren Aufgabe es ist, grossen und kleinen Kunden zu ermöglichen, ihre Ersparnisse in den Märkten zu investieren, stehe nun vor monumentalen Herausforderungen, kommentiert Richard Dunbar, Head of Research bei Aberdeen Standard Investments. "Diese Aufgabe war vielleicht nie anspruchsvoller als heute. Es gelte nun, aus den erteilten Lektionen zu lernen und die Weichen für die Zukunft richtig zu stellen", sagt er. Der Experte ist der Meinung, dass die Finanzwelt dieser Herausforderung gewachsen sei.
Zunächst aber müssten einige Fragen gestellt werden – allen voran die Frage nach dem Selbstverständnis der Branche. Zentralbanken und Regierungen hätten alles in ihrer Macht Stehende unternommen, um Wachstum anzuregen und die negativen wirtschaftlichen Folgen zu mildern. Die Finanzbranche müsse sich nun fragen, welche Rolle ihr in diesem Kontext zukommt. Wie Vermögensverwalter – als Anteilseigner an Gesellschaften oder als Bereitsteller von neuem Kapital – sich in diesem Umfeld verhalten, werde mehr denn je auf den Prüfstand gestellt werden.
"Unserer Ansicht nach wird diese Pandemie wie ein Katalysator wirken und bestehende Trends in der Wirtschaft, der Gesellschaft und auf den Märkten beschleunigen», kommentiert Dunbar. Das treffe vor allem auf die ESG-Agenda zu, die seines Erachtens bei Anlageüberlegungen weiterhin an vorderster Front stehen werde.
Was die Unternehmensgewinne angeht, werde diese Krise wahrscheinlich eine der schwierigsten im Anlagegeschäft. Schon heute erwarte man, dass die Gewinne der Unternehmen um ein Drittel einbrechen werden, und Dunbar befürchtet, das könnte noch zu optimistisch sein. Bei den Dividenden, den treuesten Indikatoren für die Gesundheit und Aussichten eines Unternehmens, sehe es ähnlich aus, auch sie verflüchtigen sich rapide, da Unternehmen angesichts der unsicheren Zukunft nun sehr sparsam mit ihren liquiden Ressourcen umgehen.
"Langfristige Anleger können Unternehmen dabei helfen, sich zu erholen und wieder in die Gewinnzone zurückzukehren. Schliesslich werden gute Unternehmen nicht über Nacht plötzlich zu schlechten. Es wird wichtig sein, ihnen während der Durststrecke der kommenden Monate die Treue zu halten», sagt Dunbar. In den letzten Wochen habe sich auch gezeigt, dass die Aktien- und Anleihemärkte – trotz hoher Volatilität und geringer Liquidität – Unternehmen und Emittenten auch weiterhin offenstehen. Dies vor allem denjenigen, die aufzeigen können, wie sie die jetzigen Probleme planvoll und strategisch angehen und überwinden wollen.
"In diesen Zeiten müssen wir unseren Wert als aktive Manager auch weiterhin unter Beweis stellen und aufzeigen, wie wir die Erwartungen unserer Kunden erfüllen können. Kommunikation und Transparenz sind jetzt essenziell», so Dunbar. Dazu gehören seiner Meinung nach ganz einfache Dinge, wie zum Beispiel in den Dialog einzutreten und offen und ehrlich mitzuteilen, wie die Lage der Wirtschaft und Märkte einzuschätzen sei. Die weiteren Aussichten seien heute ungewisser denn je. Gleichzeitig sei es jedoch mehr denn je nötig, offen zu kommunizieren und klar zu sagen, welcher potenzielle Ausgang der Entwicklungen erwartet wird und wie die Portfolios darauf vorbereitet werden.
"Auch in Zukunft müssen Aktien, Anleihen und andere Assets genauestens geprüft werden. Die Bedingungen, unter denen die Wirtschaft und die Märkte operieren, mögen sich ändern, gutes Research ist und bleibt jedoch von entscheidender Bedeutung", ist der Experte überzeugt. Dies gelte insbesondere in einer Welt, die wahrscheinlich auf eine höhere Verschuldung von Staaten, Unternehmen und Privatpersonen zusteuert.
Es gebe kaum Zweifel daran, dass der Weg aus der Krise für viele Branchen zahlreiche Veränderungen mit sich bringen wird. Für die Vermögensverwalter seien die grössten Veränderungen wohl im Bereich der Arbeitsorganisation und -praxis zu erwarten. "Trends wie die Flexibilisierung der Arbeit werden sich wahrscheinlich fortsetzen", erwartet Dunbar.