25.11.2024, 14:23 Uhr
«Wir sind derzeit vorsichtig optimistisch in Bezug auf Staats- und Unternehmensanleihen», sagt Rochus Appert, Länderchef Schweiz von PGIM Investments im Interview. Er beobachtet hier einen Fokus auf tendenziell...
Asien ex Japan-Aktien hätten Negativfaktoren inzwischen eingepreist, ist Jian Shi Cortesi von GAM überzeugt. Sie sieht in den gesunkenen Anlegererwartungen Chancen. Die USA müsse jedoch im Auge behalten werden.
Im Herbst 2018 korrigierten Aktien aus Asien ohne Japan (MSCI Asia ex-Japan Index) deutlich gegenüber ihrem Höchststand vom Januar, wobei einige Einzelwerte in der Region um mehr als 50% einbrachen. Zum Jahresende waren jene Aktien im Hinblick auf ihr Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) und ihr Kurs-Buchwert-Verhältnis erheblich günstiger bewertet als US-Aktien. Nach Einschätzung von Jian Shi Cortesi, Fondsmanagerin bei GAM, bedeutet dies jedoch, dass zahlreiche Negativfaktoren inzwischen in den Kursen berücksichtigt sind.
Anlagechancen sieht sie in Bereichen wie der Automobilindustrie und der koreanischen Kosmetikbranche. Beide Sektoren waren im Jahr 2018 starken kurzfristigen Belastungen ausgesetzt und erlitten dadurch beträchtliche Kursverluste.
Der chinesische Internetsektor bleibt eines der interessantesten Anlagethemen in Asien, meint die Expertin, da die Konsumenten im bevölkerungsreichsten Land der Welt zunehmend Einkaufs- und Unterhaltungsangebote im Internet nutzen. Nach ihrer spektakulären Performance im Jahr 2017 verzeichneten viele chinesische Internetaktien im vergangenen Jahr drastische Kursrückgänge. Die Absenkung der Anlegererwartungen auf ein deutlich niedrigeres Niveau erhöht die Chancen auf eine Kursrally.
Handelskonflikt weiterhin ein wichtiger Einflussfaktor
Im Jahr 2019 wird der Handelsstreit zwischen den USA und China ein starker Faktor für die Entwicklung der Anlegerstimmung und der Aktienkurse bleiben. Nach Ansicht von Shi Cortesi bietet dieses Umfeld sowohl Risiken als auch Chancen. "Obwohl die asiatischen Märkte unter Druck geraten könnten, falls sich der Konflikt zu einem echten Handelskrieg entwickelt, halten wir diese Möglichkeit für wenig wahrscheinlich", relativiert sie. Sollten sich die Auseinandersetzungen in die Länge ziehen, wäre dies weder für China noch für die USA von Vorteil. Derzeit wird am Markt keine rasche Lösung des Disputs erwartet. Im Jahr 2019 könnte es in den Handelsgesprächen Fortschritte geben, die dem globalen Aktienmarkt und insbesondere asiatischen Aktien zugutekommen könnten.
Die Unsicherheit über die zukünftige Richtung am US-Aktienmarkt stellt ein zusätzliches Risiko dar. Falls US-Aktien eine ausgeprägte Korrektur erfahren, könnten asiatische Aktien ebenfalls nachgeben, da beide Regionen stark miteinander korrelieren. Der Asia-Index in US-Dollar hat inzwischen fast seinen niedrigsten Stand seit der globalen Finanzkrise erreicht. Eine Abschwächung des derzeit starken US-Dollar wäre aus Shi Cortesis Sicht für die Wertentwicklung asiatischer Aktien ebenfalls vorteilhaft.
Idealer Zeitpunkt dank negativer Stimmung
Wenn alles negativ erscheint, ist der Zeitpunkt für Aktienkäufe in China nach ihrer Einschätzung ideal. Rund um den Globus seien Anleger derzeit pessimistisch gestimmt und betrachten den chinesischen Markt mit Sorge. "Bei einem Forward-KGV von 11 bzw. 8 (ohne Internet-Aktien) halten wir die Bewertungen derzeit für niedrig", so die Expertin Zudem habe die Regierung begonnen, die Wirtschaft aktiv durch eine Reihe von steuerlichen Lockerungsmassnahmen zu unterstützen.
Auf der Länderebene zieht die Fondsmanagerin China und Korea aufgrund der günstigeren Bewertungen vor. "Der chinesische Aktienmarkt gleicht derzeit einem Kaufhaus voller Sonderangebote", meint sie. Ein gutes Beispiel dafür sei das oft als "chinesisches Google" bezeichnete Internetunternehmen Baidu, das mit einem KGV von 20 inzwischen wieder dasselbe Bewertungsniveau wie auf dem Tiefpunkt der Krise im Jahr 2008 erreicht hat. Die Aktie von Geely Automobile, dem Eigentümer des schwedischen Automobilherstellers Volvo, wird derzeit nur zum zehnfachen Unternehmensgewinn gehandelt. Neben bedeutenden Positionen in China und Korea besteht das Portfolio vor allem aus Engagements in Taiwan, Hongkong und Indien.
Auf der Sektorebene bevorzugt Shi Cortesi Konsum- und Technologietitel gegenüber den Bereichen Schwerindustrie und Rohstoffe. "Wir konzentrieren uns weiterhin auf die Branchen, die von grossen Trends getragen werden, und streben dabei die Auswahl von Branchenführern mit nachhaltigen Wettbewerbsvorteilen an", schliesst die Asien-Expertin.