23.12.2024, 08:37 Uhr
Der Spezialkunststoff-Hersteller Gurit will sich künftig ganz auf profitablere Regionen und Geschäftsbereiche konzentrieren. Im Zuge der angekündigten Restrukturierung sollen Werke in Dänemark, Indien und der...
Ross Teverson, Head of Global Emerging Markets Strategy bei Jupiter sagt, dass die aktuelle Schwäche Chancen biete, zu günstigen Bewertungen in den langfristig positiven Wandel zu investieren.
Die Emerging Markets erfahren einen breit angelegten Kursrutsch, der in den letzten Wochen noch durch die Wachstumssorgen in China, die nachgebenden Schwellenländer-Währungen, die Aussichten auf eine Zinserhöhung in den USA und die sinkenden Rohstoffpreise befeuert wurde. Im Zentrum des Orkans steht China: Die sinkenden A-Shares aus Festlandchina (an denen weder unsere Global Emerging Markets noch unsere China-Portfolios unmittelbar beteiligt sind) und ein schwacher Einkaufsmanagerindex wirken sich auf den gesamten Aktienmarkt und auch auf chinesische Unternehmen aus, die in Hongkong oder in den USA notieren. In US-Dollar steht der MSCI Emerging Markets (total return) Index ca. 25 Prozent unter seinem Hoch vom April und bewegt sich auf einem Niveau, das wir zuletzt 2011 gesehen haben.
Grundsätzlich sind wir der Meinung, dass sich der Markt zu sehr auf die gefühlten Risiken in China und generell in den Schwellenländern konzentriert. Dazu braucht man sich nur das überaus negative Szenario anzuschauen, das in die Bewertungen eingepreist ist. Das durchschnittliche Kurs-Buchwert-Verhältnis der im MSCI EM Index enthaltenen Aktien liegt mittlerweile unter 1,3 so niedrig war es seit 2009 nicht mehr, als die Schwellenländer noch unter den Auswirkungen der globalen Finanzkrise ächzten. Die Bewertungen mancher Unternehmen sind bereits so tief gesunken, dass ihre Bargeldbestände einen wesentlichen Teil ihres Marktwerts ausmachen. Das in den USA gelistete Small-Cap-Unternehmen China Distance Education (CDE) bietet online berufsbildende Kurse an und sein Cashbestand beträgt fast 30 Prozent seiner Marktkapitalisierung. Unter den Large Caps sitzt Samsung Electronics auf Barem in Höhe von 32 Prozent seines Börsenwerts und der Halbleiter-Zulieferer Mediatek gar auf 40 Prozent.
Eher kaufen statt verkaufen
Der Investmentansatz von GAM besteht darin, stets auf die Fundamentaldaten sowie auf die mittel- und langfristigen Aussichten der Unternehmen in den Fonds und auf ihre aktuellen Bewertungen zu achten. Die jüngsten Kursverluste bedeuten in unseren Augen eher eine Kaufgelegenheit als einen Grund zu verkaufen.
Die bereits erwähnte China Distance Education ist ein etabliertes Unternehmen mit guten Wachstumsaussichten und einer beträchtlichen Eintrittsbarriere, weil es in seinem Sektor eine bedeutende Größe darstellt. Derzeit beträgt sein Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) 11 und seine Dividendenrendite in Dollar acht Prozent. Wir halten es für ein sehr positives Zeichen, dass die Firmenleitung bei der Bekanntgabe der Zahlen auch einen Aktienrückkauf ankündigte. Diesen Schachzug haben wir schon bei einer ganzen Reihe von Unternehmen gesehen, unter anderem bei Baidu, Chinas Google. Unseres Erachtens signalisiert dies deutlich, dass die Lenker einiger chinesischer Unternehmen ihre Aktien zu den derzeitigen Kursen für wertvoll halten.
Auch Tata Motors sehen wir positiv, obwohl die Muttergesellschaft von Jaguar Land Rover (JLR) vom rückläufigen Absatz in China einem bedeutenden Wachstumsmarkt für die Luxusautos des Unternehmens in Mitleidenschaft gezogen wurde. Die Aktie erscheint uns nach wie vor aufgrund ihrer starken Pipeline an neuen Modellen attraktiv. Unter anderem soll auf die erst kürzlich lancierten Modelle Discovery Sport und Jaguar XE ein neues Jaguar-SUV folgen. Dank der neuen von JLR selbst entwickelten Motoren sind diese Modelle die führenden Spritsparer ihrer Klasse. Die Bedenken wegen der Abkühlung in China und ihrer Auswirkungen auf die Absatzzahlen und die Margen im laufenden Jahr überdecken jedoch seit einigen Monaten die Wirkung dieser positiven Veränderungen. Inzwischen ist die Bewertung mit einem KGV unter 7 auf einem Niveau angekommen, das nach unserer Meinung überzogene Sorgen wegen China widerspiegelt und den längerfristigen Wachstumsperspektiven des Unternehmens nicht gerecht wird.
Genug Günde für Optimismus
Viele Wege führen von den Emerging Markets nach China und es ist verständlich, dass die Rückgänge des dortigen Aktienmarkts und die Anpassung des Renminbi-Kurses im August die Aufmerksamkeit der Anleger auf alles gelenkt haben, was schiefgehen könnte, während China von seinem von Investitionen geprägten Wachstumsmodell wegkommen und seinen Konsum steigern will. Allerdings müssen wir als Stockpicker darauf achten, was bereits in die Aktienkurse eingepreist ist. Unserer Meinung nach hat sich der Markt in den letzten Monaten und Wochen unverhältnismäßig stark auf die Risiken statt auf die Chancen konzentriert. China steht zwar vor Herausforderungen, es gibt aber genügend Gründe für Optimismus. So beherbergt das Land innovative Unternehmen, die den positiven strukturellen Wandel vorantreiben oder davon profitieren. Zudem schafft die strukturelle Verschiebung in Richtung eines höheren Konsums Chancen für Unternehmen, die für den Markt interessante Dienstleistungen und Produkte anbieten. Wir sehen in der derzeitigen Volatilität des Marktes eine Gelegenheit, sich zu attraktiven Bewertungen in Unternehmen einzukaufen, die auf eine verlockende langfristige Dynamik ausgerichtet sind.