23.12.2024, 08:37 Uhr
Der Spezialkunststoff-Hersteller Gurit will sich künftig ganz auf profitablere Regionen und Geschäftsbereiche konzentrieren. Im Zuge der angekündigten Restrukturierung sollen Werke in Dänemark, Indien und der...
Investitionen in Unternehmen im Infrastrukturbereich können attraktiv sein. Susanne Linhardt, Senior Portfolio Manager für Infrastrukturaktien bei Bantleon, erklärt die Gründe und worauf, inbesondere im Hintergrund des Brückeneinsturzes in Genua, geachtet werden sollte.
Börsenkotierte Infrastrukturinvestments, darunter auch Transportinfrastruktur wie Mautstrassen, See- und Flughäfen, bieten Anlegern attraktive Eigenschaften, sagt Susanne Linhardt. Diese Unternehmen haben monopolistische Geschäftsmodelle mit lang laufenden Verträgen und damit weitgehend vorhersehbaren Zahlungsströmen; der defensive Charakter und hohe Dividenden tragen zusätzlich zu einem attraktiven Chance-Risiko-Profil bei, erörtert sie.
Der Mehrwert einer fundamentalen Analyse in diesem Segment zeige sich durch die jüngsten Ereignisse im Zusammenhang mit dem Brückenunglück in Italien: Gerade die oft als Stabilitätsfaktor gesehenen staatlichen Rahmenbedingungen können durchaus auch zu einem Risikofaktor werden, die daraus resultierenden Kursentwicklungen zu Investitionsmöglichkeiten, meint Linhardt.
Konzessionen sind rechtlich stabil
Aktuell im Blickfeld von Anlegern ist der Konzessionär der eingestürzten Polcevera-Brücke in Genua. Der italienische Staat hat bisher nur Informationen zu dem Unglückshergang sowie Pläne zum Wiederaufbau angefordert. Eine Konzessionsauflösung oder Nationalisierung wurde bisher nicht angestossen. Solche drastischen Massnahmen würden hauptsächlich aus politischen Gründen ergriffen werden und zur Zahlung einer hohen Entschädigung an den Konzessionär führen, erklärt Linhardt. Tatsächlich haben sich Mautstrassen-Konzessionsverträge in Europa als rechtlich stabil erwiesen. Selbst in weniger eindeutigen Situationen als dem Fall der Polcevera-Brücke kam es zu Einigungen zwischen Konzessionär und Staat.
Nicht-finanzielle Kriterien müssen beachtet werden
"Das Unglück in Genua verdeutlicht die Wichtigkeit von Basis-Infrastruktur, zu der unter anderem Strassen, Stromnetze und Telekommunikationseinrichtungen gehören, und veranschaulicht die Risiken, wenn private Unternehmen keine ausreichende soziale Akzeptanz erlangen können", erläutert Linhardt. Um die Risiken bei Infrastrukturinvestments zu begrenzen und die am besten positionierten Unternehmen zu identifizieren, sollten auch nicht-finanzielle Kriterien berücksichtigt werden, die aus Nachhaltigkeitsgesichtspunkten im Analyseprozesses einbezogen werden, ist ihr Ratschlag. Als Beispiel nennt sie für Mautstrassen Faktoren wie die Einbeziehung von Interessengruppen, die Sicherheit von Mitarbeitern und Infrastrukturnutzern sowie die Unternehmensethik.
Regulierte Strom- und Gasnetze als Alternativen
Für Anleger, die lieber etwas ferner der aktuellen negativen Nachrichtenlage bezüglich italienischer Mautstrassen investieren wollen, sind die regulierten Strom- und Gasnetze eine gute Alternative, sagt Linhardt. Betreiber von Hochspannungs- und Gasnetzen sind Eigentümer der Infrastruktur, während Mautstrassenbetreiber auf Vertragsverlängerungen und Neuvergaben angewiesen sind. Pläne, die Versorgung mit erneuerbaren Energien auszubauen, eröffnen Unternehmen zusätzliches Wachstumspotenzial, führt Linhardt weiter aus. In Ländern wie Italien bestehe zusätzlich die Möglichkeit, dass Versorgerfirmen ihre Einnahmen wegen gestiegener Zinsen erhöhen können, da die Regulierungsbehörde höhere Vergütungen genehmigen könnte. In diesem Zusammenhang seien positive Kursentwicklungen denkbar.