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ZKB: Autoindustrie ist fundamental interessant

Diego D`Argenio, Teamleiter Global ESG Integrated, Swisscanto Invest by Zürcher Kantonalbank
Diego D`Argenio, Teamleiter Global ESG Integrated, Swisscanto Invest by Zürcher Kantonalbank

Value-Aktien haben in den letzten Jahren enttäuscht. Diego D'Argenio von Swisscanto nimmt die stark abgestrafte Automobilindustrie aus einer Bottom-Up Perspektive unter die Lupe und sieht vier Gründe für ein Investment.

02.09.2019, 14:40 Uhr

Redaktion: cwe

"Zweifellos gelten Automobilaktien aufgrund ihrer aktuell tiefen Bewertung als gute Beispiele für Value-Titel", sagt Diego D'Argenio, Teamleiter Global ESG Integrated, Swisscanto Invest by Zürcher Kantonalbank. Europäische Automobilhersteller verloren -11 Prozent über die letzten zwölf Monate gemessen am STOXX Europe Automobiles Index bis 31.07.2019, wobei die bekannten Namen mit -15 Prozent bis -28 Prozent nochmals stärker nachgaben. Im gleichen Zeitraum rentierte der breite europäische Aktienmarkt +2.1 Prozent.

Die nachfolgende Tabelle zeigt, wieso die Investoren Automobilaktien meiden. Europäische Automobilhersteller sehen sich sinkenden Verkaufszahlen, abnehmender Profitabilität und steigenden Investitionsausgaben gegenüber. Letztere sind u.a. notwendig, um die Akzeptanz für Elektrofahrzeuge auf dem Markt weiter zu erhöhen.

Womit müht sich die Automobilindustrie derzeit ab?

Zu den grössten Herausforderungen für den Sektor gehört für Diego D'Argenio erstens die Transition zum Elektrofahrzeug, welche keineswegs einfach ist und grosse Investitionsausgaben erforderlich macht. Gemäss einer Reuters Studie wird erwartet, dass die globale Automobilindustrie über die nächsten 5 bis 10 Jahre ca. USD 300 Billionen für Technologien im Zusammenhang mit Elektrofahrzeugen ausgeben wird.

Zweitens ist die Gefahr durch das verlangsamende Wachstum im chinesischen Automobilmarkt nicht zu unterschätzen; insbesondere für europäische Automobilhersteller, welche eine grosse Abhängigkeit vom chinesischen Konsumenten aufgebaut haben. BMW generierte beispielsweise fast 50 Prozent ihres Nettoeinkommens in China

Drittens trägt der weiterhin ungelöste Handelskonflikt zwischen den USA und China zur allgemeinen Unsicherheit bei und trübt die Prognosen bezglich zukünftigen Investitionsaktivitäten.

Somit gibt es genügend Gründe, um den Automobilsektor abzustrafen und Verkaufsargumente für europäische Automobilaktien zurecht zu legen.

Erfolgversprechender Sektor für Value Investoren

"Viele der aktuellen Herausforderungen können weder einfach noch schnell gemeistert werden, es werden noch einige Quartale vergehen bevor der breite Markt den wahren Wert der Automobilindustrie entdeckt", sagt D'Argenio, und nennt vier Gründe, die eine Investition zum heutigen Zeitpunkt attraktiv machen:

  1. Die finanzielle Lage der Autohersteller zeigt sich gefestigt und bleibt solid. Trotz den fallenden operativen Margen, können viele Fahrzeugproduzenten auf eine robuste Finanzlage zählen. Die seit 2013 steigenden Investitionsausgaben finanzieren sich durch vorangegangene äusserst profitable Geschäftsjahre und sind entsprechend kein Grund zur Besorgnis. Gleich nach der globalen Finanzkrise haben Unternehmen ihre Investitionsausgaben gekürzt und Effizienzpotentiale ausgenützt, so dass sie heute in weit besserer Verfassung sind.
  2. Die Sicherheitsmarge ist gross genug, da sich die Bewertung der Industrie auf historischen Tiefstständen bewegt. Wie die vorangehende Tabelle zeigt, implizieren die aktuellen Multiples bereits eine signifikante Vernichtung von Shareholder Value über die nächsten Jahre.
  3. Trotz der strukturellen Veränderungen, welche die Automobilindustrie zwingen, ihre Geschäftsmodelle zu überprüfen, bleibt die Industrie hochgradig kapitalintensiv. Dies bedeutet, dass die Einstiegsbarrieren weiterhin hoch sind, was traditionelle Autobauer befähigt, um neue technologische Trends zu konkurrieren. Die Geschichte der US-Firma Tesla zeigt deutlich, dass es viele Jahre braucht, um ein kapitalintensives Geschäftsmodell nachhaltig und profitabel zu etablieren.
  4. Historisch gesehen ist der beste Zeitpunkt für eine Investition in Automobilaktien dann, wenn die Gewinne substanziell unter Druck kommen und die Markterwartungen auf Tiefstständen notieren. Es gibt keine Anzeichen, warum es dieses Mal anders sein sollte als in den vergangenen 30 Jahren.

Aktien steigen im Wert nicht einfach an, weil sie günstig sind. Gewisse Signale sind hierzu notwendig. "Bereits eine bescheidene Erholung des chinesischen Marktes kann diese Funktion ausüben und für eine Neubewertung des Automobilsektors sorgen", sagt D'Argenio. "Aktuell ist die Erwartungshaltung gegenüber Autoherstellern extrem tief, was bedeutet, dass nur schon eine leichte Aufhellung im chinesischen Automarkt einen signifikanten Schub bei den Aktienkursen auslösen kann."

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