04.12.2024, 10:51 Uhr
«Während die Märkte von einer lockeren Geldpolitik beflügelt werden, drohen politische Umwälzungen in den USA sowie geopolitische Spannungen», schreibt Nicolas Forest, Chief Investment Officer bei Candriam in...
Das "Quantitative Easing" der Europäischen Zentralbank wirkt sich positiv auf den globalen Makroausblick aus und auch die Inflationsrisiken dürften durch den Ölpreiscrash entschärft werden. Vor diesem Hintergrund erhöht LGT ihr Aktienübergewicht weiter, primär durch Zukäufe in Europa. Zudem bleibt der US-Dollar in den Fonds übergewichtet. Mikio Kumada und Boris Pavlu erläutern anbei ihre taktische Asset Allokation von LGT für Q2/2015.
"Europas frisch lancierte quantitative Lockerung hat den globalen Makroausblick aufgehellt, während der Einbruch der Energiepreise das Inflationsrisiko weltweit zusätzlich entschärft. Vor diesem Hintergrund erhöhen wir unser Aktienübergewicht weiter, primär durch Zukäufe in Europa. Zudem steigen wir von teilweise negative Renditen aufweisenden Staatsanleihen auf Unternehmensobligationen hoher Bonität um. Der US-Dollar bleibt unsere favorisierte Währung.
Weltkonjunktur: Aufhellung ohne Inflationsanstieg
Unter dem Strich hat sich die grosse transatlantische Divergenz im Laufe des letzten Quartals etwas entspannt. Der globale Konjunkturausblick sieht nun vor allem aufgrund der Entwicklungen im Euroraum etwas freundlicher aus, während sich die Inflation weiterhin weitgehend zahm verhält. Wir bekräftigen daher unser wirtschaftliches Hauptszenario vom moderaten, inflationsarmen Wachstum, messen aber unserem Risikoszenario eines ausgeprägten Konjunktureinbruchs eine nunmehr geringere Wahrscheinlichkeit zu.
Die US-Konjunktur bleibt insgesamt recht robust. Der abklingende Energieboom, die (kurzfristigen) Folgen des starken US-Dollars und auch Zufallsfaktoren wie das Wetter haben zuletzt jedoch für konjunkturelle Enttäuschungen gesorgt. Gleichzeitig wollen sich die mittelfristigen Inflationserwartungen immer noch nicht wirklich von ihrer Nähe zu mehrjährigen Tiefständen lösen. Letzteres gilt vorerst natürlich auch für Europa. Mit der Lancierung der quantitativen Lockerung (QE) im Januar ist es der Europäischen Zentralbank allerdings sehr wohl gelungen, die Konjunkturstimmung im Währungsraum auf breiter Basis aufzuhellen und damit Erwartungen eines allgemeinen Aufschwungs zu schüren - und zwar nicht nur in den Kernländern (z.B. Geschäftsklima in Deutschland), sondern auch in anderen Regionen (Dienstleistungen in Frankreich, verarbeitende Industrie in Italien). Gleichzeitig hat das Szenario einer (mehr oder minder) geordneten Verabschiedung Griechenlands aus dem Euro weitgehend sein Schreckenspotential eingebüsst.
Japan entwickelt sich unterdessen besser als ein oberflächlicher Blick auf die gängigen Konjunkturdaten suggeriert. Aus nominaler Sicht erholen oder beschleunigen sich praktisch alle Wirtschaftssektoren stetig. Japan ist heute sogar das einzige Industrieland, in dem die mittelfristigen Inflationserwartungen seit einigen Jahren steigen - und zudem nahe der höchsten Stände in einer ganzen Generation notieren (wenn auch unter dem Notenbankziel von 2%). Die Emerging Markets (EM) zeigen sich sehr heterogen: Reformorientierten Ländern wie Indien und Mexiko geht es relativ gut, während die Rohstoffbaisse und/oder politische Themen auf Staaten wie Russland und Brasilien lasten. In Asien-Pazifik exklusive Japan sehen wir insgesamt eine bescheidene Aufhellung.
Aktien: Gewichtsverlagerung von den USA nach Europa
Vor diesem Hintergrund erhöhen wir unsere bereits deutlich übergewichtete Aktienquote, primär durch eine Quotenverlagerung von den USA nach Europa. Dabei handelt es sich um unseren zweiten Schritt in diese Richtung - den ersten hatten wir bereits im Januar gesetzt. Vergleichsweise hohe Bewertungen und die bevorstehende Zinswende dürften US-Aktien fortan mit Gegenwinden konfrontieren, während insbesondere der Euroraum viel Erholungspotenzial bietet. In geringerem Ausmass kaufen wir auch in Asien hinzu.
In Summe bleibt Japan weiterhin unser grösstes Übergewicht, jetzt dicht gefolgt von Europa. Die USA bleiben insgesamt leicht übergewichtet, während Asien-Pazifik exkl. Japan nach wie vor nahe der Neutralposition rangiert. In den EM behalten wir unsere langjährige Untergewichtung weiter bei.
Dabei fügen wir hinzu, dass wir kurzfristig bei Aktien durchaus ein erhöhtes Risiko temporärer Rückschläge sehen (z.B. im technisch «überkauften» DAX). Wir glauben allerdings nach wie vor, dass die globale Hausse noch nicht zu Ende ist. Dafür mangelt es nämlich immer noch an den typischen Symptomen einer drohenden Wende - d.h. hohe Bewertungen in Verbindung mit überhitzender Konjunktur, signifikanter Straffung der Geldpolitik sowie überschwänglicher Anlegerstimmung und Positionierung.
Fixed Income: Unternehmensanleihen werden «zwangsweise» attraktiver
Die Untergewichtung von Staatsanleihen (sowohl nominale als auch inflationsindexierte) wird weiter ausgebaut. Damit sinkt auch das Laufzeitenrisiko in unseren Portfolios. Im Detail haben wir das Gewicht von Staatsanleihen, mit ihren extrem tiefen bzw. teilweise sogar negativen Umlaufrenditen, in Unternehmensanleihen hoher Qualität (Investment Grade, oder IG) verlagert. Insgesamt bleiben die Risikoaufschläge (Spreads) zwar recht tief, insbesondere in den USA finden sich aber inzwischen attraktive Anlagemöglichkeiten. Europäische Firmenanleihen profitieren zusätzlich vom QE der EZB, welches die Anleger dazu «zwingt», von Staatsobligationen in das jeweils nächstbeste Qualitätssegment zu wechseln.
Im Bereich IG erhöht sich dadurch unsere Quote auf neutral. Im Risikosegment High Yield (HY) bleiben wir untergewichtet, wobei wir vor allem den US-Energiesektor meiden möchten. Für Wandel- und EM-Anleihen gilt weiter die Neutralposition. Bei Letzteren sind wir der Ansicht, dass die etwaigen Risiken der Folgen steigender US-Zinsen und/bzw. des starken US-Dollars durch vergleichsweise hohe Umlaufrenditen und fundamental moderate Währungsbewertungen in den Schwellenländern kompensiert werden.
Alternative Investments: REITs noch begünstigt
Im alternativen Bereich erfolgt ein bescheidener Ausbau der Übergewichtung von Immobilienaktien (Real Estate Investment Trusts, oder REITs). Die Gesamtpositionierung ändert sich dadurch allerdings kaum.
Immobilienaktien in Europa und Asien (inklusive Japan) interessanter
REITs profitieren grundsätzlich weiterhin von den attraktiven Renditen und der Aussicht auf anhaltendes Dividendenwachstum. Die anstehenden ersten Zinserhöhungen der US-Notenbank dürften zwar nach langjähriger Outperformance die amerikanischen REITs zukünftig doch belasten, dafür erscheinen jetzt die europäischen und asiatischen Märkte jetzt interessanter. Die Eurozone und Japan bleiben voraussichtlich noch länger auf QE-Kurs, während im restlichen Asien Spielraum für Zinssenkungen besteht. Da unsere eigene Benchmark bereits diesem regionalen Präferenzmuster entspricht erreichen wir mit der Erhöhung der REIT-Gesamtquote auch die gewünschte Exponierung in den von uns derzeit bevorzugten Märkten in Europa und Asien (inkl. Japan) erreichen.
Edelmetalle: Gold auf neutral reduziert
Der Goldpreis könnte sich im Schlepptau der anhaltenden geopolitischen Konflikte (Russland/Ukraine, Naher Osten) in nächster Zeit vorübergehend von den aktuellen Niveaus erholen. Das übergelagerte und wichtigere Thema der aufgehellten (aber inflationsarmen) Weltkonjunktur und der damit verbundenen US-Zinserhöhungen dürfte etwaige Goldrallyes jedoch in Grenzen halten. Das Edelmetall wird daher auf Neutralposition reduziert.
Währungen: USD bleibt weiter Favorit
Nach einer längeren Abwertungsphase erleben wir im Euro derzeit eine Gegenbewegung - technisch auch «Retracement» genannt. Von einer Trendwende kann jedoch angesichts der letztlich doch signifikanten Divergenz der geldpolitischen Marschrichtungen der Notenbanken noch nicht die Rede sein. Wir bleiben daher bei unserer Präferenz für den US-Dollar.
Allerdings haben wir beschlossen, den kanadischen Dollar (CAD) nicht mehr abzusichern. Damit reduziert sich unsere Untergewichtung im Segment «Sonstige/EM» etwas. Zur Erinnerung: Die Wechselkursrisiken, die sich aus der Positionierung in den verschiedenen Anlageklassen und Regionen ergeben, werden in unseren Portfolios grundsätzlich immer abgesichert. Die Positionierungen in den Emerging Markets stellten dabei die Ausnahme dar, weil eine Absicherung in diesem Segment vergleichsweise schwierig und teuer ist. Folglich sichern wir Positionen in kanadischen, australischen und neuseeländischen Dollars sowie in skandinavischen Kronen ab. Inzwischen betrachten wir die kanadische Währung allerdings gegenüber dem US-Dollar aus fundamentaler Sicht als unterbewertet. Zudem könnte sich der CAD - gemeinsam mit den Rohölpreisen - auch aus technischer Sicht temporär erholen.
Auch das britische Pfund bewerten wir aus fundamentaler Sicht grundsätzlich nach wie vor positiv. Nachdem Sterling aber seit Ende 2013 schon um rund 20% gegenüber dem Euro aufgewertet hatte, beschlossen wir, die Position kurzfristig zu schliessen und Gewinne mitzunehmen. Die kommenden britischen Wahlen Anfang Mai dürften einige (spekulative) Fragen über die künftige Wirtschaftspolitik Londons und möglicherweise sogar die Mitgliedschaft Grossbritanniens in der Europäischen Union aufwerfen. All das sind Faktoren, die das Pfund derzeit belasten.
Abschliessend fügen wir hinzu, dass sich unsere Cash-Position nach all den oben beschriebenen Veränderungen reduziert hat. Eine graphische Darstellung unserer aktuellen taktischen Asset-Allokation, welche im Wesentlichen für die nächsten drei bis sechs Monate gelten sollte, finden Sie im PDF auf Seite 4.