23.12.2024, 08:37 Uhr
Der Spezialkunststoff-Hersteller Gurit will sich künftig ganz auf profitablere Regionen und Geschäftsbereiche konzentrieren. Im Zuge der angekündigten Restrukturierung sollen Werke in Dänemark, Indien und der...
«Warum es bis zur Parität zwischen den beiden Währungen noch dauern kann und wo sich dabei bessere Einstiegszeitpunkte ergeben», erläutern Ashok Bhatia und Brad Tank, beide Co-Chief Investment Officer, Fixed Income und Fredrik Repton, Senior Portfolio Manager, Currencies bei Neuberger Berman.
«2025 rechnen wir mit einem stärkeren Dollar und einem schwächeren Euro. Aber das tun fast alle – und deshalb kann man mit dieser Erkenntnis vermutlich nicht mehr viel verdienen», schreibt das Trio.
Der Euro könnte auf dem Weg zur Parität sein, aber nicht sofort. Weil ausserdem Volatilität drohe, könnten sich laut Neuberger Berman «noch bessere Einstiegszeitpunkte ergeben.»
Die ersten Einkaufsmanagerindizes nach den US-Wahlen haben bestätigt, dass die amerikanische Wirtschaft sehr viel stärker wächst als die europäische. Dabei dürfte es laut den Experten bleiben. Einerseits weil zunächst keine grösseren Konjunkturprogrammen in Europa oder China zu erwarten seien, andererseits wegen der Zollpläne der nächsten US-Regierung.
Schon allein die Unsicherheit könne der Wirtschaft in den möglicherweise betroffenen Ländern schaden. Auch ist bekannt, dass der US-Dollar nach Trumps Wahl zum Präsidenten aufwertete – und um weitere 11 Prozent zulegte, als er Zölle gegen China verhängte.
Zwar dürfte sich Trumps Protektionismus einmal mehr gegen China richten, doch könnte Europa diesmal stärker betroffen sein. Man rechnet mit Zöllen auf europäische Exporte in die USA in einer Zeit, in der Europas Industrie stärkerer chinesischer Konkurrenz ausgesetzt ist, weil China das nachlassende US-Geschäft ausgleichen möchte. Eine Handelsvereinbarung zwischen den USA und der EU könnte helfen, aber dann müsste Europa wohl mehr amerikanisches Erdgas kaufen – und Dollar, um das Gas zu bezahlen. Das könnte den Druck auf den Euro weiter erhöhen, erwartet Neuberger Berman.
Diese Entwicklungen haben auch Einfluss auf die Zinsen. Man geht davon aus, dass die US-Leitzinsen im laufenden Senkungszyklus stets um etwa 150 bis 200 Basispunkte über den EZB-Zinsen liegen. Die Fed fürchtet vor allem eine hartnäckige Inflation, die EZB mehr und mehr ein schwächeres Wachstum. Auch das macht den Dollar für Anleger attraktiv. 2014 führten ähnliche Zinsunterschiede zu einer 25-prozentigen Aufwertung.
Mit 1,04 Euro je Dollar ist die Parität zwar nicht mehr weit entfernt, aber Long-Positionen im Dollar sind nach den Wahlen laut den Experten noch immer sehr häufig. Fast alle klassischen Bewertungsmasse, einschliesslich der Kaufkraftparität, liessen die US-Währung teuer erscheinen. Hinzu komme, dass der Leistungsbilanzüberschuss des Euroraums für eine strukturelle Nachfrage nach Euro sorgt. Ausserdem sei der Dollar in acht der letzten zehn Jahre im Dezember gefallen, allerdings mit einer Ausnahme: 2016, nach Trumps erstem Wahlsieg.
Mittelfristig könnten Unternehmen auf drohende Zölle mit vorgezogenen Bestellungen reagieren und in Europa einen Scheinboom auslösen. Auch China könnte den Markt überraschen – mit einem Konjunkturprogramm, welches die Wirtschaft nicht nur stabilisiert, sondern wirklich fördere.
Auch Deutschlands Wahlen im Februar könnten dem Dollar schaden. Die letzte Koalition ist an unüberwindbaren Meinungsverschiedenheiten über die Haushaltspolitik gescheitert. Die nächste Regierung dürfte kaum die Schuldenbremse abschaffen, aber viel spreche dafür, dass die Wähler eine zu restriktive Fiskalpolitik nicht schätzen. Währungsstrategen werden in den nächsten drei Monaten daher genau darauf achten, was CDU-Kandidat Friedrich Merz, der wahrscheinlichste Wahlsieger, zu sagen hat.
Nach den Ereignissen der letzten Woche dürften die Risiken in der Ukraine eher zunehmen. Beide Seiten versuchen, sich für mögliche Verhandlungen nach Trumps Amtsantritt eine gute Ausgangsposition zu verschaffen. Das könnte dem Dollar ebenfalls helfen. Wenn dann aber ein Friedensvertrag geschlossen wird und der Wiederaufbau finanziert werden muss, könnten Baugewerbe und Industrie in Europa zu den Gewinnern zählen. Auch das sei zurzeit nicht sehr wahrscheinlich, sollte aber auch nicht völlig ausgeschlossen werden.
Auf der Dollarseite wiederum bestehe das Risiko, dass die neue US-Administration die eigene Währung schwächen will, damit die Zölle noch besser wirken. Natürlich dürfe man auch das US-Haushaltsdefizit nicht übersehen. «Die Nachhaltigkeit der US-Staatsfinanzen dürfte aber eher 2026 als 2025 zu einem grossen Thema werden. Dennoch könnten die Diskussionen darüber schon zu Beginn von Trumps Präsidentschaft einsetzen», schreiben die Spezialisten.
«Wenn der Euro auf die Parität fällt, dann wohl kaum linear. Vor allem die nächsten drei Monate könnten sehr volatil werden», so das Fazit.