02.12.2024, 10:49 Uhr
«Europa steht wirtschaftlich unter Druck und muss seine Wettbewerbsfähigkeit gegenüber anderen globalen Wirtschaftsmächten – insbesondere den USA – verbessern», heisst es im neuesten Marktausblick des...
Niedrige Leitzinsen und fehlende Inflation führen unweigerlich zu niedrigen Anleiherenditen. Paul Brain von Newton IM kommentiert das Paradoxon, mit noch niedrigeren Zinsen das Runder herumreissen zu wollen.
Die ungewöhnlichen Bewegungen an den Anleihemärkten gaben Anlass zu unterschiedlichsten Spekulationen über eventuelle versteckte Botschaften. "Dazu gehörten die bevorstehende Kreditkrise in China, die mögliche wirtschaftliche Rezession in den USA und eine ‘Japanisierung’ Europas", so Paul Brain, Head of Fixed Income, bei Newton IM, eine Boutique von BNY Mellon Investment Management. Obgleich er keine der Vermutungen kategorisch ablehnt, zeige die Realität, dass wir seit Mitte letzten Jahres eine Verlangsamung des Welthandels erleben, und im Moment die Geldpolitik das einzige verfügbare Instrument sei, welches dem entgegen halten könnte.
"Niedrigere Leitzinsen und fehlende Inflation werden weiterhin zu niedrigeren Anleiherenditen führen", ist der Experte überzeugt. Da zum jetzigen Zeitpunkt Aktivitäten von Seiten der Zentralbank vom Markt antizipiert werden, entwickelt sich die Zinskurve in die umgekehrte Richtung. Hinter solch ungewöhnlich geformten Zinskurven verberge sich gemäss Brain der Glaube, dass weitere Zinssenkungen nicht dazu beitragen werden, das Wirtschaftswachstum umzukehren, und dass sie wahrscheinlich zu einer Inflation führen werden. Da Zentralbanken gewöhnlich langsamer sind als die Markterwartungen, bedürfe es einige Zeit bis die Pläne der Zentralbank die Renditen wieder nach oben treibt.
Sobald die Geldpolitik erschöpft sei, werden sich die Regierungen längerfristig auf die Ankurbelung der Staatsausgaben konzentrieren, glaubt Brain. Im Gegensatz zum geldpolitischen Instrument dauert die Umsetzung der Fiskalpolitik jedoch länger und zeigt sich in den verschiedensten Ausführungen und Umfängen. "Solange es keinen kohärenten Plan gibt, wird der Schwerpunkt weiterhin auf der Produktion über den Kapazitäten liegen, die die Handelsstreitigkeiten weiter anheizen und langfristig deflationäre Auswirkungen haben."