20.12.2024, 14:24 Uhr
Das neue Diätmittel CagriSema von Novo Nordisk ist zwar besser als das alte Mittel, aber nicht besser als die Konkurrenz. Das führt zu einem Kurssturz weil mehr erwartet worden war.
Anlässlich der Jahrestagung zum Thema Anlegen und Innovation in einer unsicheren Welt, die kürzlich in Paris stattfand, präsentierte das Team von Rothschild & Cie Gestion seine Anlageperspektiven vor annähernd 300 Partnern und professionellen Anlegern. Emmanuel Petit, Direktor für den Bereich Anleihenmanagement, und Delphine Laloum, Fondsmanagerin und Analystin bei Rothschild & Cie Gestion, referierten über ihre Auffassungen zur Anleihenstrategie.
Nachdem an den Anleihenmärkten zwei Jahre in Folge eine beträchtliche Performance erzielt wurde, haben es die Anleger nun mit dem Risiko steigender Zinsen zu tun. In Europa dürften durch die Besserung der wirtschaftlichen Bedingungen, zu denen die Stützungsmassnahmen der Europäischen Zentralbank beitragen, die Deflationsängste, welche die Märkte heute in Anbetracht des Zinsniveaus noch einpreisen, in weitere Ferne rücken. Im Übrigen stellt die Straffung der geldpolitischen Bedingungen auf Seiten der US-Notenbank, die durch eine erste Anhebung der Leitzinsen im zweiten Quartal 2015 ihren konkreten Ausdruck finden könnte, einen potentiellen Destabilisierungsfaktor für Anleihen dar.
Emmanuel Petit erklärt hierzu: Das Szenario eines allzu kräftigen Anstiegs der langfristigen Anleihenzinsen ist nicht auszuschliessen. Deswegen ist besondere Obacht beim Tempo geboten, mit dem die Leitzinsen in den USA steigen. Der Spread zwischen den 10-jährigen Zinsen in den USA und in Deutschland ist übrigens heute schon beachtlich. Bundesanleihen sind nach wie vor unterbewertet. Die Rückkehr der Inflation in Europa könnte zusammen mit der geldpolitischen Straffung auf der anderen Seite des Atlantiks dazu führen, dass die deutschen Zinsen bis zum nächsten Jahr in der Grössenordnung von 100 Basispunkten steigen. Selbst wenn die Korrelation nicht mehr so gross wie noch vor einigen Jahren ist, besteht die Gefahr, dass steigende Zinsen in den USA in ihrem Kielwasser alle europäischen Anleihenzinsen mit sich ziehen.
Unter diesen Umständen hat es oberste Priorität, die Sensitivität der Anlagen gegenüber dem Zinsrisiko so weit wie möglich zu reduzieren. Die richtige Positionierung auf der Zinskurve und die richtige Laufzeit der Titel zu wählen, ist ein wirksames Mittel zum Schutz des Portfolios. Kurzfristige Zinsen sind zu vermeiden, denn hier ist die Rendite unzureichend, aber auch das lange Ende der Kurve, weil man sich hier einer starken Duration bei einer nur geringen zusätzlichen Risikoprämie aussetzt. Das beste Profil weisen Papiere mit einer Laufzeit von 3 bis 5 Jahren auf, die ein optimales Verhältnis von Rendite und Sensitivität bieten und damit das Risiko von steigenden Zinsen minimieren, analysiert Emmanuel Petit. Dem Markt für Unternehmensanleihen sollte der Vorzug gegeben werden, weil in der Vergangenheit steigende Zinsen nur sehr geringe Auswirkungen auf die Entwicklung der Kreditspreads hatten. Wir bleiben mit dieser Analyse allerdings insofern vorsichtig, als nicht auszuschliessen ist, dass Unternehmensanleihen bei einem Szenario steigender Zinsen von Staatsanleihen am langen Ende der Kurve benachteiligt werden. Von daher ist es sinnvoll, die Risikoprämie zu nutzen, ohne sie zu maximieren, indem in Titel mit mittlerer Laufzeit investiert wird, fügt er hinzu.
Auch wenn die Verzinsung von Anleihen gering ist, hat Selektivität bei den Titeln vordringliche Bedeutung für den Aufbau der Anleihenallokation. Anleger können nicht mehr undifferenziert den gesamten Markt kaufen. Insgesamt sind Anleihen teuer geworden. Deswegen ist es wesentlich, einige Anlagen mit attraktiver Rendite bei Emissionen von Unternehmensanleihen ausfindig zu machen, anstatt um jeden Preis in Staatsanleihen oder Unternehmensanleihen der Kategorie Investment Grade investiert zu sein, die nicht mehr viel einbringen und auf einen etwaigen Anstieg der Zinsen sensibel reagieren, führt Emmanuel Petit weiter aus.
Nach Einschätzung von Delphine Laloum lassen sich bei europäischen High-Yield-Anleihen noch attraktive Risikoprämien nutzen. Der High-Yield-Markt ist relativ gesund und dynamisch. Europäische Unternehmen haben ihre Aktivitäten umstrukturiert und ihre Verschuldung abgebaut. Deswegen ist die Ausfallrate historisch niedrig. Für 2015 liegt sie voraussichtlich bei etwa 2%. Die Garantie, dass die Schulden bedient werden, hat bei der Optimierung des Rendite-Risiko-Verhältnisses in dieser volatileren Emissionskategorie weiter oberste Priorität.
Beim Bond Picking werden Papiere mit dem Rating B von der Fondsmanagerin und Analystin bevorzugt: Historisch betrachtet, erscheinen mit B bewertete Anlagen interessanter als Anlagen mit BB mit einer Spreaddifferenz von etwa 150 Basispunkten am Sekundärmarkt und mehr als 200 Basispunkten bei Primäremissionen mit zufriedenstellenden Risikoprofilen. Vor allem werden mit B bewertete Papiere im Falle eines Anstiegs der risikolosen Zinsen defensiver sein, mit einer Sensitivität von weniger als 3% gegenüber 3,5% beim BB-Segment.
Wir geben Anleihen mit geringer Duration den Vorzug. In der Hauptsache handelt es sich hierbei um Anleihen mit hohen Coupons und Optionen auf vorzeitige Rückzahlung in weniger als einem Jahr. Des Weiteren favorisieren wir 'Event Driven'-Themen. Das sind Unternehmensanleihen, die von besonderen Kreditereignissen profitieren können wie z. B. der Veräusserung von Vermögenswerten oder einem Übernahmeangebot eines Konkurrenten. Wir haben uns beispielsweise an Emissionen wie Wind, Play oder TVN beteiligt.