23.12.2024, 08:37 Uhr
Der Spezialkunststoff-Hersteller Gurit will sich künftig ganz auf profitablere Regionen und Geschäftsbereiche konzentrieren. Im Zuge der angekündigten Restrukturierung sollen Werke in Dänemark, Indien und der...
Im März 2020 haben sich auf dem Höhepunkt der ersten Corona-Welle in der Schweiz an einem Tag 12 von 100'000 Personen angesteckt. Der SPI hat damals 25% an Wert verloren. Aktuell liegt die Ansteckungsrate bei 250 von 100’000 und steigt weiter stark an. Der SPI verlor nach dem Auftauchen von Omikron kurzfristig 3% und liegt heute höher als damals. Handeln die Anlegerinnen und Anleger rational, fragt Thomas Stucki von der St.Galler Kantonalbank.
Die unterschiedliche Reaktion der Finanzmärkte mache Sinn und habe viel mit den wirtschaftlichen Einbussen durch die einzelnen Corona-Wellen zu tun, sagt Thomas Stucki, CIO der St.Galler Kantonalbank. Als Reaktion auf die erste Welle wurde weltweit, gleichzeitig die Wirtschaft heruntergefahren. Die Produktion und der Transport von Gütern sowie viele Dienstleistungen wurden massiv eingeschränkt. Der grösste Einbruch in der Weltwirtschaft seit den 1930er-Jahren war die Folge.
Im letzten Winter wurden zumindest in Europa noch die Restaurants und Fitnesscenter geschlossen und Grossveranstaltungen verboten, was in der Schweizer Wirtschaftsstatistik eine leichte Delle zur Folge hatte. Aktuell ist durch die Impfungen und die Genesungen die Immunität der Bevölkerung besser und man versucht, neue Schliessungen zu umgehen. Allenfalls sind kurzfristige Einschränkungen aufgrund fehlenden Personals möglich. "Dazu kommt, dass sich die Wirtschaft einmal mehr als sehr anpassungsfähig erwiesen hat. Die Firmen haben sich auf die neue Welle vorbereitet und sind in der Lage, die Auswirkungen auf ihr Geschäft so gut es geht zu minimieren. Entsprechend gelassen reagieren die Finanzmärkte auf die neuen Entwicklungen", stellt der CIO fest.
Die Vorgänge rund um die Corona-Pandemie zeigten exemplarisch, wie die Finanzmärkte mit unerwarteten Ereignissen umgehen. Stucki erläutert den Mechanismus: "Die erste Reaktion ist meistens negativ, weil man nicht einschätzen kann, was die Auswirkungen eines Ereignisses wie dem Tsunami in Fukushima oder dem Ja zum Brexit sind. Viele Anlegerinnen und Anleger wollen sich in Sicherheit bringen und ihre risikobehafteten Anlagen loswerden. Ein Schwall von Verkäufern trifft auf ein Rinnsal von Käufern. Ein Einbruch der Preise ist die logische Folge. Der Einbruch ist dabei umso grösser, je weniger liquide der Handel in den jeweiligen Anlagen ist. Die Aktien kleiner Firmen verlieren mehr als die Aktien der grossen Konzerne. Die Aktien in den Emerging Markets verlieren mehr als die Aktienmärkte der grossen Industrieländer. Weniger transparente Anlagen wie Obligationen mit Derivatkomponenten finden überhaupt keine Käufer mehr. Mit der Zeit lässt sich dann aber abschätzen, was die effektiven Folgen des Ereignisses sind. Dabei zeigt sich im Normalfall, dass lokal oder für einzelne Branchen der Schaden gross sein kann, er bezogen auf die Weltwirtschaft aber überschaubar ist. Die tieferen Kurse werden als Kaufgelegenheit betrachtet und die Finanzmärkte erholen sich wieder."
Negative Ereignisse, die diese Ängste auslösen, werde es immer wieder geben. Mit ein paar einfachen Verhaltensweisen kann man nach Meinung Stuckis gut damit umgehen. Die Aktienquote dürfe nur so hoch sein, dass man bei einem stärkeren Kurseinbruch nicht aus finanziellen oder emotionalen Gründen verkaufen "muss". Das Aktienportfolio müsse bezogen auf Branchen und Einzeltitel gut diversifiziert sein. Die regionale Verteilung sei dabei zweitrangig. Der Anteil an intransparenten und potenziell illiquiden Anlagen im Portfolio sollte überschaubar sein. "Wenn diese einfachen Grundsätze erfüllt sind, kann man ruhig abwarten, bis sich die Folgen des Auslösers des Kurssturzes besser abschätzen lassen. Meistens ergeben sich dann gute Möglichkeiten, die mit antizyklischen Zukäufen genutzt werden können", sagt Stucki.