"Angst vor akuter Inflation ist unbegründet"

Vor allem in der mittel- und längerfristigen Perspektive könnte das Thema Inflation noch Sorgen bereiten. (Bild: Shutterstock.com/Michael Wick)
Vor allem in der mittel- und längerfristigen Perspektive könnte das Thema Inflation noch Sorgen bereiten. (Bild: Shutterstock.com/Michael Wick)

Steigende Preise sorgen gegenwärtig für Unruhe und Besorgnis. Gemäss BAK Economics sind Befürchtungen einer ausufernden Inflation jedoch übertrieben, zumindest kurzfristig und ganz besonders für die Schweiz. Allerdings könnten die aktuellen Inflationserwartungen in den kommenden Jahren einem ernsthaften Test unterzogen werden.

17.05.2021, 18:01 Uhr

Redaktion: rem

Die Hauptursache der aktuellen Preissteigerungen erachtet BAK Economics zunächst als erfreulich. Die globale Nachfrage hat wieder kräftig angezogen. Auf dem Höhepunkt der Pandemie waren die Preise vieler Güter und Dienstleistungen massiv gefallen. Nun normalisierten sie sich wieder. Ein prominentes Beispiel für diese sogenannten Basiseffekte ist der Ölpreis.

Zugegebenermassen verlaufe aber auch der Erholungsprozess nicht ohne Friktionen, so das BAK. Aus verschiedenen Gründen kann das Angebot gegenwärtig vielerorts nicht mit der hohen Nachfrage mithalten. Viele Produzenten wurden vom Tempo der globalen Erholung überrascht. Als Beispiel hierfür nennen die Experten die Holzproduktion.

Andere Produzenten dürfen pandemiebedingt noch nicht in dem Ausmass anbieten, wie es eigentlich möglich wäre, z.B. im Gastgewerbe. Hinzu komme Pech wie gestrandete Transportschiffe oder der Brand in einer grossen Chip-Fabrik. Die Herstellung vieler aktuell besonders gefragter Produkte werde hierdurch verzögert und der Nachfrageüberhang zusätzlich verschärft.

Temporär höhere Inflationsraten

Gefährlich wird Inflation immer dann, wenn sich auch die Inflationserwartungen deutlich nach oben verschieben und eine sich selbst verstärkende Preis-Lohnspirale in Gang bringt, die nur mit einer schmerzhaften geldpolitischen Straffung wieder eingefangen werden kann. Die genannten Prozesse führen zwar aktuell in einigen Ländern zu deutlich höheren Inflationsraten als wir es in den letzten Jahren gewohnt waren. Vieles davon ist laut BAK jedoch temporär und wird für sich genommen nicht ausreichen, die Inflationserwartungen auf ein Mass zu treiben, das nicht mehr mit Preisstabilität ver- einbar ist.

Deflationäre Gegenkräfte wie die trotz aller Erholung erst zögerlich zur Normalauslastung zurückkehrende globale Wirtschaft, eine nach wie vor deutlich über dem Vorkrisenniveau liegende Arbeitslosigkeit und der weiterhin intensive globale Wettbewerb wirkten stark. Vor allem aber korrigieren dynamische Marktprozesse vieles selbst. Steigende Preise setzen Anreize für Investitionen und Markteintritte, so dass Nachfrageüberhänge bald auch angebotsseitig abgebaut werden.

Mittel- und längerfristig nicht ganz ohne Sorge

"Ganz ohne Sorge sollte man das Thema Inflation jedoch nicht zur Seite schieben, vor allem in der mittel- und längerfristigen Perspektive", mahnt das BAK. Die während der Pandemie nochmals stark erhöhten öffentlichen Schuldenberge und Liquiditätszufuhren der Notenbanken müssten irgendwann abgetragen werden. Die Inflationstoleranz vieler Staaten sei gestiegen.

"Die aktuell noch fest verankerten Inflationserwartungen könnten in den kommenden Jahren einem ernsthaften Test unterzogen werden, vor allem in den USA und der Eurozone. Dieses Szenario wäre auch für die Schweiz ungemütlich. Zwar bleibt die Inflationsgefahr hierzulande gering. Inflationsbedingte Nachfrageeinbrüche in anderen Ländern und ein wohl wieder deutlich erstarkender Franken bergen aber auch ernstzunehmende Gefahr für die Schweizer Wirtschaft", kommentiert BAK Economics.

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