25.11.2024, 14:23 Uhr
«Wir sind derzeit vorsichtig optimistisch in Bezug auf Staats- und Unternehmensanleihen», sagt Rochus Appert, Länderchef Schweiz von PGIM Investments im Interview. Er beobachtet hier einen Fokus auf tendenziell...
Nach einem schwierigen Jahr 2018 hat der Schweizer Asset Manager GAM ein rigoroses Restrukturierungsprogramm angekündigt. Matthew Beesley, Head of Investments bei GAM, spricht über die laufenden Veränderungen in den globalen Investment-Teams und die zukünftige Strategie des Unternehmens.
2018 war ein schwieriges Jahr für GAM; die Suspendierung eines Star-Fondsmanagers führte zur Liquidation mehrerer Flaggschifffonds, was wiederum zusätzliche Abflüsse aus vielen anderen Fonds auslöste. Wird GAM es schaffen, sich von diesem Rückschlag zu erholen?
Matthew Beesley: Es stimmt tatsächlich, dass das vergangene Jahr für GAM sehr herausfordernd war. Neben den erwähnten internen Problemen mussten wir uns mit einem volatileren Marktumfeld auseinandersetzen, was dazu führte, dass die meisten Anleger eine eher vorsichtige Haltung einnahmen. Dies hatte natürlicherweise negative Auswirkungen auf die gesamte Asset-Management-Branche. Wie die meisten unserer Mitbewerber sahen wir erhebliche Rücknahmen aus einigen unserer Fonds, die sich in den Vorjahren sehr gut entwickelt hatten. Natürlich haben unsere internen Probleme, die regelmässig in den Medien erwähnt wurden, nicht dazu beigetragen, diesem allgemeinen Markttrend entgegenzuwirken. Dennoch bin ich fest davon überzeugt, dass es GAM dank unseres attraktiven Produktangebots und unseren talentierten Mitarbeitern gelingen wird, diese schwierige Periode zu überstehen.
Apropos Mitarbeiter; GAM kündigte Ende letztes Jahr ein umfassendes Restrukturierungsprogramm an, das auch Ihre Investment-Teams stark betrifft. Könnte es aber angesichts der Ereignisse letztes Jahr zu spät sein, diese Veränderungen durchzuführen?
Wir optimieren die Organisation unserer Investment-Teams nicht erst seit der Ankündigung des laufenden Restrukturierungsprogramms. Als ich 2017 zu GAM stiess, hatten wir noch zwei verschiedene Marken für unsere Fonds: GAM und Julius Bär. Dies aufgrund unserer Unternehmensgeschichte, die durch mehrere Fusionen und Übernahmen gekennzeichnet ist, was in einigen Produktsegmenten zu Überschneidungen geführt hatte. Mittlerweile wurden alle unsere Fonds, die den Namen Julius Bär trugen, in GAM umbenannt. Dies ermöglicht es uns, das Branding jetzt auf eine einzige Marke zu konzentrieren. Ausserdem zwingen bereits seit längerem Branchentrends und wechselnde Kundennachfrage alle Asset Manager, ihr Produktangebot ständig zu überprüfen, um wettbewerbsfähig zu sein. In den letzten vier Jahren hat GAM daher insgesamt mehr als 90 Fonds zusammengeführt oder geschlossen. Unser Ziel ist es, die Produktpalette zu vereinfachen und uns auf die vielversprechendsten und skalierbarsten Strategien zu konzentrieren.
Aber es scheint, als hätten sich die personellen Veränderungen bei Ihnen in letzter Zeit beschleunigt. Sollte man erwarten, dass in den kommenden Monaten weitere Fondsmanager GAM verlassen werden?
In den letzten Monaten haben wir einige Änderungen in unseren Investment-Teams in Zürich, London und New York vorgenommen. Mit dieser neuen Struktur wird GAM in der Lage sein, seine globalen Anlagekapazitäten besser auszurichten und die Teams in klar definierten Kompetenzbereichen zu bündeln. Diese Massnahmen werden es uns ermöglichen, die Bedürfnisse unserer Kunden optimal zu erfüllen: innovative Produkte, exzellente Performance und erstklassiger Service. Die Restrukturierung unserer Investment-Teams ist ein kontinuierlicher Prozess, und da dies das Kerngeschäft von GAM betrifft, ist es essenziell, dass diese Entscheidungen auf der langfristigen Überzeugung unseres Unternehmens beruhen und dabei die Interessen unserer Kunden stets im Vordergrund stehen.
Als Head of Investments ist es Ihre Aufgabe zu entscheiden, welche Fondsmanager bleiben dürfen und welche gehen müssen. Wie gehen Sie mit dieser heiklen Aufgabe um und wie können Sie vermeiden, dass Manager, die Sie behalten wollen, GAM von sich aus verlassen?
Diese Entscheidungen treffe nicht ich alleine. Sie sind vielmehr das Ergebnis von gründlichen, internen Diskussionen unter Berücksichtigung entscheidender Faktoren wie Performance, Potenzial für die Zukunft und vor allem der Kundennachfrage. Basierend darauf, haben wir beschlossen, uns auf vier Kernbereiche mit struktureller Nachfrage zu konzentrieren: spezialisierte Fixed-Income- und Aktien-Lösungen, systematische bzw. quantitative Anlagestrategien und massgeschneiderte Multi-Asset-Angebote. GAM bietet eine sehr attraktive Plattform für Fondsmanager, die es ihnen ermöglicht, ihre eigenen Anlagestrategien umzusetzen, ohne sich an eine so genannte "House View" halten zu müssen. Diese Flexibilität wird durch eine solide Infrastruktur sowie ein globales Vertriebsnetz mit Büros in 14 Ländern ergänzt. Darüber hinaus erleichtert unsere relativ flache Hierarchie den Ideenaustausch innerhalb der Organisation und trägt dazu bei, unnötigen bürokratischen Aufwand zu minimieren. Ich stehe im ständigen Dialog mit unseren Investment-Teams, um sicherzustellen, dass sie gut gerüstet sind, um die Bedürfnisse unserer Kunden zu ihrer vollen Zufriedenheit zu erfüllen. Dies ist der Schlüssel zu langfristig erfolgreichen Geschäftsbeziehungen.
GAM ist zwar für seine Expertise im Fixed-Income-Bereich bekannt, aber bei den Aktien sieht dies etwas anders aus. Das zeigt sich auch in der Aufteilung der Vermögen, die Sie für Ihre Kunden verwalten. Was sind Ihre Pläne für die Zukunft der jeweiligen Investment-Teams?
Im vorherrschenden Niedrigzinsumfeld haben unsere spezialisierten Fixed-Income-Lösungen zwar mehr Zuflüsse erzielt als unsere Aktienstrategien, aber letztere werden derzeit angepasst, um die sich wandelnden Kundenbedürfnisse in den kommenden Jahren zu erfüllen. Sowohl unsere Angebote im Fixed-Income- als auch im Aktienbereich spielen eine integrale Rolle in den zukünftigen Wachstumsplänen von GAM. Bei Fixed-Income-Anlagen werden wir uns auf fünf Expertisen konzentrieren: Strategic Bond, Global Credit, Emerging Market Bond, spezialisierte Strategien sowie einem Mix aus Asset-backed Securities und Mortgage-backed Securities. Ergänzt wir dieses Angebot durch Strategien von etablierten, externen Managern wie Atanticomnium für unsere langjährige Credit Opportunities Strategie sowie Fermat Capital Management für unsere marktführenden Cat-Bond- und ILS-Strategien. Im Aktien-Bereich wurden folgende Anpassungen vorgenommen: Wir haben unser Emerging-Markets-Team erweitert, die Teams für europäische Aktien konsolidiert und das Management unserer Luxury-Brands-Strategie ausgetauscht. Darüber hinaus haben wir den quantitativen Teil unserer erfolgreichen GAM Japan Equity Strategie an GAM Systematic Cantab übertragen.
Die Übernahme von Cantab Capital durch GAM im Jahr 2016 war bisher eher enttäuschend – sowohl was die Performance als auch die zusätzlichen Vermögen betrifft. Glauben Sie immer noch an Cantab?
Cantab ist Teil von GAM Systematic, unserer Technologieplattform, über die wir quantitative, computergestützte Anlagestrategien für verschiedene Anlageklassen entwickeln und betreiben. Die Asset-Management-Industrie ist nicht immun gegen den allgemeinen Trend zu mehr Automatisierung und Digitalisierung. Wir sind davon überzeugt, dass es entscheidend ist, in neue Technologien zu investieren, um die Chancen für bahnbrechende Innovationen in unserer Branche nutzen zu können. In diesem Zusammenhang betrachten wir die Übernahme von Cantab als langfristige Investition und GAM Systematic ist ein wesentlicher Bestandteil unseres Produktangebots. Diese Überzeugung zeigt sich in der kürzlich lancierten GAM Systematic Dynamic Credit Strategie, die darauf abzielt, langfristige Outperformance an den globalen Kreditmärkten zu erzielen und gleichzeitig Abwärtsrisiken zu minimieren, indem sie das Kreditengagement in einem schwierigen Kreditumfeld dynamisch reduziert. Die Performance dieser Strategie seit der Lancierung zu Beginn dieses Jahres ist bereits sehr überzeugend. Die zweite Säule der GAM Systematic Plattform ist unsere Alternative Risk Premia Strategie, die darauf abzielt, unseren Kunden zur maximalen Portfoliodiversifizierung verschiedene Renditequellen aus nichttraditionellen Risiken zu bieten, z.B. ausserhalb von Aktien und Anleihen.
Sie haben bereits Branchentrends erwähnt. Ein konstantes Thema in den letzten Jahren war der Abfluss von Vermögen bei aktiv verwalteten Fonds wie die von GAM zu passiven Anlagelösungen, wie z.B. ETFs. Wird sich dieser Trend fortsetzen und wie ist GAM positioniert, um in diesem Umfeld wettbewerbsfähig zu sein?
Investoren betrachten zunehmend bewusster, wie viel Gebühren sie für die jeweiligen Investmentfonds bezahlen müssen – meiner persönlichen Meinung nach vollkommen zu Recht. Dieser Trend hilft sogenannten passiven Fonds, die in der Regel kostengünstiger sind als aktiv verwaltete Fonds. Aktive Asset Manager wie GAM müssen in der Lage sein, klar differenzierte und innovative Anlagestrategien anzubieten, um wettbewerbsfähig zu sein. Die lange Hausse an den Märkten, die wir in den letzten zehn Jahren erlebt haben, hat benchmarkorientierten Produkten ideale Bedingungen geboten, um die Wellen der ständig steigenden Märkte mitzureiten. Angesichts der zunehmenden Volatilität sind jedoch spezialisierte Anlagelösungen wie unsere gut positioniert, um einen Mehrwert für Kunden zu generieren.