23.12.2024, 08:37 Uhr
Der Spezialkunststoff-Hersteller Gurit will sich künftig ganz auf profitablere Regionen und Geschäftsbereiche konzentrieren. Im Zuge der angekündigten Restrukturierung sollen Werke in Dänemark, Indien und der...
Das europäische CO2-Preissystem wird immer wichtiger, auch für Anlegerinnen und Anleger. Es verdient deshalb gemäss der DWS mehr Aufmerksamkeit. Die steigenden Kohlenstoffpreise könnten weit über Europas Grenzen hinaus wirken.
Mehr als 15 Jahre nach Einführung des Europäischen Emissionshandelssystems (EHS) haben die CO2-Zertifikate nun endlich 50 Euro pro Tonne überschritten, wie das DWS "Chart of the week" zeigt. Die Entwicklung der Kohlenstoffpreise galt auf den breiteren Finanzmärkten lange als Randthema. Ausserhalb weniger Nischensegmente waren die Kohlenstoffpreise zu niedrig und der Umfang solcher Systeme zu gering, um grosses Interesse zu wecken. "Das hat sich drastisch geändert", meint die DWS. Gemäss der World Bank gibt es heute etwas mehr als 60 CO2-Steuer- oder Handelssysteme, die 25% der globalen Treibhausgasemissionen (THG) abdecken, verglichen mit nur 5% vor zehn Jahren. Dieser Trend dürfte sich fortsetzen.
So erwähnen etwa 97 Länder, die 58% der Emissionen weltweit ausmachen, die Verwendung von CO2-Preisen in ihren offiziellen Klimaplänen. Dies ergebe angesichts der wachsenden Zahl von Ländern, die sich zu Netto-Null-Emissionen verpflichten, durchaus Sinn – zuletzt waren das 132 Länder. Europa ist führend und verfügt über den grössten Kohlenstoffmarkt der Welt, der gemäss der European Environment Agency etwas mehr als 40% der Emissionen des Kontinents abdeckt. In diesem Jahr werden weitere Sektoren wie Strassenverkehr und Gebäude und möglicherweise sogar noch der Schifffahrtssektor hinzukommen.
Die Stärke der europäischen Kohlenstoffpreise spiegelt laut DWS teilweise ehrgeizigere Klimaziele wider: Die Europäische Union (EU) verpflichtet sich nun, die Treibhausgasemissionen bis 2030 um 55% gegenüber dem Stand der 90er Jahre zu senken, verglichen zur bisher geplanten Reduzierung um 40%. Dies könnte erklären, warum viele Verantwortungsträger – von der EZB-Präsidentin Lagarde bis zum EU-Klimachef Timmermans – in jüngster Zeit darauf hinweisen, dass die Kohlenstoffpreise noch weiter steigen könnten.
Damit scheine auch die Wirtschaft schon zu rechnen, so die DWS. Mehr als 850 Unternehmen, darunter eine Vielzahl globaler Börsenschwergewichte, verwenden bereits einen internen Kohlenstoffpreis, um Investitionsentscheidungen zu bewerten. Das seien über 40% mehr als noch 2018. Dieser Anteil könnte noch weiter steigen, wenn sich die EU mit ihren Plänen durchsetzt, eine CO2-Einfuhrsteuer einzuführen. Dies würde sich schnell auf Regionen mit weniger strenger Kohlenstoffpolitik auswirken. "Für Anlegerinnen und Anleger ist es also höchste Zeit, Kohlenstoffpreisen mehr Aufmerksamkeit zu schenken", meint die DWS.