02.12.2024, 10:49 Uhr
«Europa steht wirtschaftlich unter Druck und muss seine Wettbewerbsfähigkeit gegenüber anderen globalen Wirtschaftsmächten – insbesondere den USA – verbessern», heisst es im neuesten Marktausblick des...
Die Märkte sind verunsichert ob der sich abzeichnenden Zinserhöhungen. Asbjørn Trolle Hansen von Nordea Asset Management zeigt auf, mit welchen Investments Anlegerinnen und Anleger sich in den kommenden Monaten absichern können.
Monatelang waren sowohl die Geld- als auch die Fiskalpolitik rund um den Globus sehr locker, um den wirtschaftlichen Folgen der Pandemie entgegenzuwirken. Mit Erfolg: Verbraucherinnen und Verbraucher begannen, vermehrt Waren nachzufragen. Anders sah es bei den Dienstleistungen aus, die pandemiebedingt litten.
"Das hat zu einer Wareninflation geführt. Die Preise für Güter sind teilweise um bis zu 10% gestiegen", erklärt Asbjørn Trolle Hansen, Head of Multi Assets bei Nordea Asset Management. Etwas Ähnliches passiere auf den Finanzmärkten: "Die Börsen wurden auch während der Pandemie nie geschlossen, Aktien waren also immer verfügbar. Das hat zu einer gewissen Inflation an den Börsen geführt."
Es bestehe ein allgemeiner Konsens, dass Anleihen mit langer Duration in diesem Umfeld keinen Sinn machen. Wachstumsunternehmen, die über eine grosse Preissetzungsmacht verfügen und ihre Produkte ohne Lieferschwierigkeiten vertreiben können, gehören zu den Gewinnern dieser Abkehr von Anleihen. Besonders IT-Aktien sowie Titel der grossen Tech-Unternehmen wie Apple oder Amazon seien aktuell besonders gefragt.
"Es gibt guten Grund zur Annahme, dass diese Unternehmen bei einer unkontrollierten oder zumindest hohen Inflation in der Lage sind, die Preissteigerungen weiterzugeben und somit tatsächlich von der gestiegenen Inflation zu profitieren", kommentiert Hansen. Er warnt aber auch, dass nicht alle Investitionsflüsse in diese Wachstumsaktien rational seien. Die Aktienauswahl müsse deshalb differenziert vorgenommen werden.
Um der vielerorts historisch hohen Inflation Einhalt zu gebieten, werden die Zentralbanken allerdings bald dazu übergehen, die Geldpolitik zu straffen. Die Dynamik einer solchen zweiten Phase dürfte für die Growth-Werte gemäss dem Experten deutlich schwieriger werden.
Hansen empfiehlt zur Evaluierung der weiteren Strategie ein Blick zurück in die 1970er-Jahre, als die Inflation ebenfalls erhöht war. Defensive Unternehmen wie Coca-Cola und Johnson & Johnson konnten sowohl mit dem Inflationsdruck als auch mit den folgenden Zinserhöhungen gut umgehen, entsprechend attraktiv waren deshalb auch deren Aktien im Vergleich zu anderen Unternehmen. "Womöglich zahlt es sich auch jetzt eher aus, Value-Aktien von Unternehmen im Portfolio zu haben, die die höheren Kosten weitergeben und damit die Gewinne steigern können, aber nicht so stark auf die Massnahmen der Zentralbanken reagieren", so Hansen. Damit wäre man gemäss dem Experten gut auf die kommenden Zinserhöhungen vorbereitet.
Früher oder später werden die Inflationssorgen allerdings wieder in den Hintergrund rücken und alten Problemen wie dem Handelskonflikt zwischen China und den USA oder der hohen Staatsverschuldung Platz machen. An den Finanzmärkten könnte eine solche Umorientierung wiederum zu einem Schock führen. Gemäss Hansen sollten auch in einem solchen Fall defensive Aktien das Portfolio vor grossen Verlusten absichern. Aber auch das Halten von defensiven Währungen wie dem US-Dollar oder dem Yen könnte laut Hansen einen ähnlichen Schutz bieten.
Unabhängig von der Konjunkturlage lohne es sich aber auch, auf Unternehmen mit einem günstigen ESG-Profil zu setzen, ergänzt Hilde Jenssen, Head of Fundamental Equities bei Nordea Asset Management. Denn diese bieten auf lange Sicht einen besseren Shareholder-Value als Firmen mit einer problematischen ESG-Bilanz.