23.12.2024, 08:37 Uhr
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Anhaltende Lieferprobleme bei dringend benötigten Bauteilen und eine Abschreibung in der Raumfahrtsparte haben die Jahresziele des weltgrössten Flugzeugbauer Airbus durchkreuzt. So musste der Boeing-Konkurrent seine Prognosen für Gewinn und Auslieferungen in diesem Jahr senken.
Anleger reagierten tiefst betroffen: Für die im Dax gelistete Airbus-Aktie ging es steil nach unten. Mit einem Minus von knapp 10 Prozent auf 134,24 Euro rutschen die Papiere 2024 wieder ins Minus.
Am Montagabend hatte Airbus nach Börsenschluss mitgeteilt, dass der um Sondereffekte bereinigte Gewinn vor Steuern und Zinsen im laufenden Jahr nun nur noch bei etwa 5,5 Milliarden Euro liegen dürfte. Damit stellt sich das Management auf einen Rückgang gegenüber dem Vorjahreswert von gut 5,8 Milliarden Euro ein. Bislang hatte sich der Vorstand ein Ziel von 6,5 bis 7,0 Milliarden Euro gesteckt.
Beim bereinigten freien Barmittelzufluss (Free Cashflow) kalkuliert das Management nun mit rund 3,5 Milliarden Euro im Gesamtjahr statt mit 4 Milliarden. 2023 hatte Airbus hier noch knapp 4,4 Milliarden Euro ausgewiesen.
Im ersten Halbjahr habe das Raumfahrt-Management bei einer Überprüfung weitere Probleme entdeckt, hiess es von Airbus. Das Unternehmen schreibt daher eine knappe Milliarde Euro in der Sparte ab. Hintergrund seien aktualisierte Prognosen mit Blick unter anderem auf Zeitpläne, Risiken und Kosten während der Lebenszeit bestimmter Programme.
UBS-Analyst Ian Douglas-Pennant monierte, dass das neue Ziel unter der durchschnittlichen Markterwartung liege. Für ihn stellt sich die Frage, ob die Gewinnwarnung Anleger auf den Boden der Tatsachen zurückgebracht hat oder noch grösseres Abwärtsrisiko besteht.
Zudem rechnet Airbus nicht mehr damit, 2024 sein Auslieferungsziel von rund 800 Verkehrsflugzeugen zu erreichen. Stattdessen will Konzernchef Guillaume Faury in diesem Jahr nur noch 770 Maschinen an Kunden übergeben. Experten hatten sich zuletzt bereits zurückhaltend zur Erreichbarkeit der alten Prognosen geäussert. Airbus begründete die Prognosekürzung mit der anhaltend knappen Verfügbarkeit an Bauteilen - etwas, das laut Analyst Ken Herbert von der kanadischen Bank RBC zwar nicht überraschend sei. Allerdings frustriere der Dauerzustand die Anleger.
Die Anlaufphase in den Lieferketten nehme nicht so schnell Tempo auf wie erhofft, erklärte Faury in einer Telefonkonferenz mit Analysten. Vor allem die Situation bei den Triebwerken bleibe herausfordernd.
Mit Blick auf das reduzierte Auslieferungsziel ergänzte er: «Es liegt leider zum Teil an den A320-Maschinen, aber nicht nur.» Der Plan, bis 2026 monatlich 75 Exemplare aus der A320-Familie produzieren, verspätet sich zudem um ein Jahr. Um die überarbeiteten Ziele zu erreichen, will der Manager stark auf die Kosten achten. Zudem sollen sich spezielle Teams um die Erholung kümmern.
JPMorgan-Analyst David Perry zeigte sich zwar weiterhin optimistisch in Bezug auf die Airbus-Aktie: Die Gewinnwarnung dürfte nach dem Kursrücksetzer in Folger der Hochs im März bereits eingepreist sein. Zudem ändere sich durch die Neuigkeiten nichts an der sehr starken Nachfrage nach neuen Flugzeugen. «Wir rechnen weiter damit, dass Airbus seine Mittelfrist-Auslieferungsziele erreicht, nur später als erhofft.» Zugleich senkte er aber seine Prognosen für den Gewinn je Aktie für die kommenden Jahre merklich.
Airbus beabsichtigt, am 30. Juli dann seine Ergebnisse für das erste Halbjahr zu veröffentlichen.