19.12.2024, 10:35 Uhr
Die schwedische Zentralbank hat ihren Leitzins schon zum fünften Mal in diesem Jahr gesenkt. Und weitere Schritte dürften folgen.
Die US-Notenbank vollzieht die zweite Erhöhung des Leitzinses seit Beginn der Corona-Pandemie. Es ist der erste Anstieg um 0,5 Prozentpunkte seit 22 Jahren. Damit begegnet die Fed der viel zu hohen Inflation. Weitere Zinsschritte sind angekündigt. Auch der Abbau der Bilanz wird im Juni beginnen.
Angesichts der höchsten Inflationsrate in den USA seit Jahrzehnten hebt die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) ihren Leitzins deutlich um 0,5 Prozentpunkte an und signalisiert eine "rasche" weitere Straffung ihrer Geldpolitik. "Die Inflation ist viel zu hoch", sagte Zentralbankchef Jerome Powell am Mittwoch an der Medienkonferenz. "Wir handeln rasch, um sie wieder zu senken", versprach er.
Die Fed hat damit genau das getan, was die Notenbanker bereits vor der Sitzung im Mai angekündigt hatten. Das Zielband für die Federal Funds Rate wurde auf 0,75 bis 1,0% angehoben. Auch der Abbau der Bilanz wird im Juni mit zunächst 47,5 Mrd. USD pro Monat beginnen. Letzteres heisst, dass die Fed es beim Schrumpfen der Bilanz diesmal deutlich schneller angeht als 2017.
Die Entscheidung wurde von allen stimmberechtigten Gremiumsmitgliedern unterstützt – auch von denjenigen, die öffentlich über Zinserhöhungen von mehr als 50 Basispunkten spekuliert hatten. Dies deutet darauf hin, dass sich selbst die falkenhaftesten Notenbanker mit den Tauben handelseinig sind, was Rückschlüsse auf die unmittelbare Zukunft zulässt. Für diese gab Notenbankchef Powell den deutlichen Hinweis, dass weitere Zinserhöhungen von 50 Basispunkten für die nächsten Sitzungen "auf dem Tisch liegen". Das Einzige, was diese Einschätzung wahrscheinlich ändern könnte, sind Überraschungen bei der bereits "viel zu hohen" Inflation. Hier sind die Zentralbanker "sehr aufmerksam". Powell sagte zudem, dass noch drastischere Leitzinserhöhungen, etwa um 0,75 Prozentpunkte, derzeit nicht zu erwarten seien.
In den USA lag die Teuerungsrate zuletzt bei 8,5% gegenüber dem Vorjahresmonat. Somit liegt die Inflationsrate seit vielen Monaten deutlich über der von der Zentralbank angestrebten Rate von mittelfristig 2%. Nun steuert die Notenbank gegen: Mit ihren Leitzinserhöhungen will die Fed Kredite rasch verteuern, um die Nachfrage insgesamt zu bremsen. Das hilft dabei, die Inflationsrate zu senken, schwächt aber auch das Wirtschaftswachstum. Für die Notenbank ist es daher ein gefährlicher Balanceakt: Sie will die Zinsen so schnell und stark anheben, dass die Inflation ausgebremst wird – ohne dabei aber gleichzeitig Konjunktur und Arbeitsmarkt abzuwürgen.
Daher erwarten Marktbeobachter der DWS mit Blick auf das Jahr 2023, dass Wachstumsbedenken zu dieser "sehr aufmerksamen" Haltung hinzukommen werden. Im Moment scheine es jedoch so, als ob die Notenbanker mit dem Tempo der Wirtschaft zufrieden seien. Jerome Powell bestätigte, dass "die zugrunde liegende Dynamik stark bleibt".
Powell erklärte, das Ziel sei es, die Werkzeuge der Zentralbank so einzusetzen, dass sich Angebot und Nachfrage wieder anpassten und die Inflation zurückgehe. Die Konjunktur solle sich in einer Weise abkühlen, die nicht zu einer Rezession führen werde. "Ich gehe davon aus, dass das eine grosse Herausforderung wird", sagte Powell. "Es wird nicht einfach." Derzeit gebe es auf dem Arbeitsmarkt aber so viele offene Stellen, dass auch eine leichte Abkühlung der Konjunktur die Arbeitslosigkeit kaum erhöhen dürfte.
Der Einmarsch Russlands in der Ukraine, die Situation in China im Zusammenhang mit den Lockdowns infolge der Corona-Pandemie und die anhaltenden globalen Versorgungsengpässe sorgen allerdings für deutliche Unsicherheiten beim volkswirtschaftlichen Ausblick, wobei wohl noch nicht endgültig gesagt ist, wie genau deren Zusammenspiel auf Wachstum, Inflation, Inflationserwartungen und damit letztlich auch die Geldpolitik wirken werden. Daher dürfte der Zinspfad trotz der recht deutlichen Kommunikation noch lange nicht in Stein gemeisselt sein.
Kritiker werfen der mächtigsten Zentralbank indes vor, zu spät auf den Anstieg der Preise reagiert zu haben. Ihrer Meinung nach hätte die Notenbank bereits in der zweiten Hälfte des vergangenen Jahres ihre Programme zur Unterstützung der Konjunktur aus der Corona-Krise einstellen und die Zinsen erhöhen sollen. Die Fed hatte die Inflation 2021 grösstenteils noch als "vorübergehendes" Phänomen beschrieben.