19.12.2024, 10:35 Uhr
Die schwedische Zentralbank hat ihren Leitzins schon zum fünften Mal in diesem Jahr gesenkt. Und weitere Schritte dürften folgen.
Die Nationalbank belässt den SNB-Leitzins bei -0,75%. Die Unsicherheit habe sich infolge der russischen Invasion der Ukraine weltweit stark erhöht. In dieser Situation sichere die Nationalbank mit ihrer Geldpolitik die Preisstabilität und unterstütze die Schweizer Wirtschaft.
Wie die Schweizerische Nationalbank (SNB) bei ihrer geldpolitischen Lagebeurteilung am Donnerstag mitteilte, ist sie bei Bedarf bereit, am Devisenmarkt zu intervenieren, um Aufwertungsdruck auf den Franken entgegenzuwirken. Dabei berücksichtige sie die gesamte Währungssituation und den Inflationsunterschied zum Ausland. Der Franken sei weiterhin hoch bewertet.
Die Inflation hat in den letzten Monaten weiter zugenommen und lag im Februar bei 2,2%. Der Hauptgrund dafür war der deutliche Preisanstieg von Erdölprodukten und von Waren, die von Lieferengpässen betroffen sind. Laut SNB dürfte die angespannte Situation bei diesen Gütern wegen des Kriegs in der Ukraine in den nächsten Monaten bestehen bleiben. Die neue bedingte Inflationsprognose der SNB liegt daher insbesondere für dieses Jahr über derjenigen vom Dezember (vgl. Grafik). In der längeren Frist ist die Aufwärtsrevision weniger ausgeprägt. Für 2022 liegt die neue Prognose bei 2,1%, für 2023 und 2024 bei 0,9%. Die bedingte Inflationsprognose beruht auf der Annahme, dass der SNB-Leitzins über den gesamten Prognosezeitraum bei -0,75% bleibt.
Die SNB geht in ihrem Basisszenario für die Weltwirtschaft davon aus, dass die Energiepreise vorerst hoch bleiben, es aber in den grossen Wirtschaftsräumen nicht zu akuter Energieknappheit kommt. Zudem wird damit gerechnet, dass sich die globale Konjunkturerholung trotz des Kriegs in der Ukraine insgesamt fortsetzt, wenn auch etwas gedämpft. Die gestiegenen Rohstoffpreise werden die Teuerung in der kurzen Frist weiter anheben.
In der Schweiz hat sich das Wirtschaftswachstum verlangsamt. Nach einem starken Anstieg in den beiden Vorquartalen nahm das BIP im vierten Quartal 2021 um 1,1% zu. Insgesamt wuchs die Schweizer Wirtschaft 2021 aber um 3,7%. Die Dynamik blieb bis Februar 2022 positiv.
Auch am Arbeitsmarkt verbesserte sich die Lage weiter. Der Krieg in der Ukraine hat die Konjunktur in der Schweiz bisher vor allem über den starken Anstieg der Rohstoffpreise beeinflusst. Die höheren Rohstoffpreise dürften den Konsum belasten und die Produktionskosten für die Unternehmen erhöhen, erwartet die SNB. Der Aussenhandel dürfte ebenfalls vom Krieg betroffen sein, aber nicht schwerwiegend, da die direkten wirtschaftlichen Verflechtungen der Schweiz mit der Ukraine und Russland gering sind. Die Lieferengpässe bei importierten Vorprodukten könnten sich weiter verschärfen, und die Unsicherheit könnte die Investitionstätigkeit beeinträchtigen.
Die Nationalbank rechnet in ihrem Basisszenario für dieses Jahr mit einem im Vergleich zur letzten Prognose reduzierten BIP-Wachstum von rund 2,5%. In diesem Szenario wird das Wachstum kurzzeitig gedämpft und danach wieder ansteigen, und die Arbeitslosigkeit dürfte nochmals etwas zurückgehen. Der weitere Kriegsverlauf und seine wirtschaftlichen Auswirkungen seien schwierig abzuschätzen. Die Prognosen für die Weltwirtschaft und die Schweiz unterliegen daher sehr grosser Unsicherheit.
Die Wachstumsrisiken sind laut SNB bedeutend und nach unten gerichtet. Demnach könnten insbesondere eine weitere Eskalation des Krieges und eine Ausweitung der Sanktionen den Wirtschaftsgang global und in der Schweiz stärker belasten als im Basisszenario angenommen. Gleichzeitig könnte eine Verschärfung der Rohmaterialknappheit die Inflation global nochmals erhöhen. Damit würde auch das Risiko steigen, dass sich die Inflationsdynamik über Zweitrundeneffekte verfestigt. Zusätzlich sei eine erneute Verschärfung der Pandemielage nicht auszuschliessen, so die SNB.
Die Dynamik am Hypothekar- und Immobilienmarkt ist ungebrochen. Die Verwundbarkeiten haben insgesamt weiter zugenommen. Vor diesem Hintergrund reaktivierte der Bundesrat auf Antrag der Nationalbank am 26. Januar 2022 den sektoriellen antizyklischen Kapitalpuffer und legte ihn auf 2,5% der risikogewichteten Positionen fest, bei denen eine Wohnliegenschaft im Inland als Grundpfand fungiert. Dadurch werden die Eigenmittelanforderungen für diese Positionen per 30. September 2022 ansteigen und die Widerstandsfähigkeit des Bankensektors aufrechterhalten bzw. wo nötig gestärkt. Die Nationalbank werde die Entwicklungen am Hypothekar- und Immobilienmarkt weiterhin aufmerksam beobachten.