19.12.2024, 10:35 Uhr
Die schwedische Zentralbank hat ihren Leitzins schon zum fünften Mal in diesem Jahr gesenkt. Und weitere Schritte dürften folgen.
Seit dem Jahr 2011 verfolgt die Europäische Zentralbank eine lockere Geldpolitik mit Zinssenkungen. Diese Woche wird die EZB aller Voraussicht nach eine Zinserhöhung von 25 Basispunkten beschliessen. Der Zinsschritt könnte bei weiter steigender Inflation aber auch höher ausfallen.
Nach mehr als einem Jahrzehnt ultraniedriger Zinsen wird die EZB am kommenden Donnerstag ihre Leitzinsen anheben und damit der Mehrheit der Zentralbanken der grossen Volkswirtschaften folgen. Die Entscheidungsträger kündigten bereits auf ihrer letzten Sitzung an, dass die erste Zinserhöhung seit 2011 in Höhe von 25 Basispunkten für alle drei Leitzinsen erfolgen wird. "Einige Gouverneure zogen es vor, die Tür für eine stärkere Anhebung offen zu halten, und diese Stimmen könnten lauter werden, wenn die endgültigen Inflationszahlen für Juni überraschend über den bereits hohen Wert von 8,6 % hinausgehen", sagt Pietro Baffico, European Economist bei abrdn im Vorfeld der EZB-Sitzung
Auch wenn die EZB an ihrer Ankündigung für diesen Monat festhalten könnte, dürfte der zunehmende Inflationsdruck, der durch das wachsende Risiko von Energieengpässen noch verstärkt wird, die EZB in nächster Zeit zu einer restriktiveren Haltung veranlassen. Die politischen Entscheidungsträger könnten im September eine stärkere Anhebung um 50 Basispunkte und später in diesem Jahr weitere Anhebungen bestätigen, meint Baffico.
Andere Marktbeobachter erachten es als möglich, dass angesichts der sich verschlechternden Konjunkturaussichten und der Gefahr einer Rezession sowie der jüngsten Abschwächung des Euro eine aggressivere Zinserhöhung bereits in dieser Woche möglich ist, was der Währung eine gewisse Unterstützung geben würde. "Die Tatsache, dass der Euro gegenüber dem USD abgewertet und nicht aufgewertet hat, deutet darauf hin, dass der Markt die europäischen Wachstumsaussichten eher pessimistisch einschätzt", sagt Lale Akoner, Marktstrategin von BNY Mellon Investment Management.
Unter den führenden Notenbanken ist die EZB in puncto Zinswende ein Nachzügler. In den USA hat die Federal Reserve schon viel früher auf den anhaltenden Inflationsschub mit Zinserhöhungen reagiert. Die Fed hob im Juni ihre Leitzinsen sogar um 0,75% an, was der grösste Zinsschritt seit 1994 war. Die EZB hält dagegen nach wie vor ihren Schlüsselsatz auf dem Rekordtief von 0,0%, auf dem er bereits seit März 2016 liegt.
"Trotz des historischen Tages werden sich die Anleger noch stärker auf das neue Anti-Fragmentierungsinstrument konzentrieren, das die EZB entwickelt. Ein neues 'Backstop'-Instrument könnte unbegrenzt ausfallen und makroökonomische Bedingungen sowie eine Sterilisierung der Liquidität mit sich bringen", sagt Pietro Baffico. Doch der Teufel stecke im Detail, und die jüngsten Kommentare der Zentralbankpräsidenten liessen vermuten, dass es noch immer unterschiedliche Ansichten gebe. Es bestehe daher das Risiko, dass Präsidentin Lagarde nicht in der Lage sei, alle Fragen zu beantworten, was zu mehr Volatilität an den Märkten führen könnte. "Letztendlich erwarten wir, dass die EZB die Risiken für die Staatsanleihen wirksam begrenzen wird", so Baffico.