19.12.2024, 10:35 Uhr
Die schwedische Zentralbank hat ihren Leitzins schon zum fünften Mal in diesem Jahr gesenkt. Und weitere Schritte dürften folgen.
Die EZB kämpft gegen die hohe Inflation an. Sie will mit einer ersten Anhebung des Leitzinses um 25 Basispunkte im Juli Gegensteuer geben. Eine weitere Erhöhung steht für September auf dem Plan. Ein grösserer Zinsschritt sei dann möglich. Aufgrund der aktuellen Beurteilung erachten es die Währungshüter als angemessen, danach die Leitzinsen schrittweise, aber nachhaltig weiter anzuheben.
Im Mai zog die Inflation erneut kräftig an, was vor allem auf – auch wegen der Auswirkungen des Ukraine-Krieges – stark steigende Energie- und Nahrungsmittelpreise zurückzuführen ist. Der Inflationsdruck hat jedoch an Breite und Intensität gewonnen, was sich in erheblichen Preissteigerungen bei zahlreichen Waren und Dienstleistungen zeigt.
Fachleute des Eurosystems haben ihre Basisprojektionen zur Inflationsentwicklung deutlich nach oben korrigiert, wie die Europäische Zentralbank (EZB) anlässlich ihrer geldpolitischen Beschlüsse am Donnerstag mitteilte. Diese Projektionen deuten darauf hin, dass die Inflation einige Zeit unerwünscht hoch bleiben wird. Langsamer steigende Energiekosten, das Nachlassen pandemiebedingter Lieferengpässe und die Normalisierung der Geldpolitik dürften jedoch dazu führen, dass die Inflation sinke.
Den Projektionen zufolge wird die jährliche Inflationsrate 2022 bei 6,8% liegen, bevor sie in den Jahren 2023 und 2024 auf 3,5% bzw. 2,1% zurückgehen wird. Diese Werte wurden gegenüber den März-Projektionen nach oben korrigiert. Dies bedeute, dass die Gesamtinflation zum Ende des Projektionszeitraums geringfügig über dem Zielwert der EZB liegen dürfte. Die durchschnittliche Inflation ohne Energie und Nahrungsmittel wird den Erwartungen zufolge 2022 bei 3,3%, 2023 bei 2,8% und 2024 bei 2,3% liegen. Auch dies stellt eine Aufwärtskorrektur im Vergleich zu den März-Projektionen dar.
Trotz Ukraine-Krieg, dessen Folgen die europäische Wirtschaft und Regionen darüber hinaus stark belasten und das Wachstum dämpfen, sieht die EZB Bedingungen für ein weiteres Wirtschaftswachstum jedoch gegeben. Als Gründe dafür nennen die Währungshüter die andauernde Wiederöffnung der Wirtschaft nach der Pandemie, eine gute Arbeitsmarktlage, finanzpolitische Unterstützung und während der Pandemie aufgebaute Ersparnisse. Sobald der derzeitige Gegenwind abflaue, dürfte die Wirtschaftstätigkeit nach Meinung des EZB-Rats wieder anziehen. Dieser Ausblick spiegele sich weitgehend in den von Fachleuten des Eurosystems erstellten Projektionen wider, denen zufolge die Jahreswachstumsrate des realen BIP im laufenden Jahr bei 2,8% und 2023 sowie 2024 bei jeweils 2,1% liegen werde. Gegenüber den März-Projektionen wurde der Ausblick für 2022 und 2023 deutlich nach unten, für 2024 indes nach oben korrigiert.
Nach mehr als elf Jahren will die EZB im Juli das erste Mal die Leitzinsen wieder erhöhen. Der EZB-Rat ist zum Schluss gekommen, dass die Bedingungen, die gemäss seiner Forward Guidance erfüllt sein sollten, bevor er mit der Erhöhung der Leitzinsen der EZB beginnt, erfüllt sind. Dementsprechend, und im Einklang mit der zeitlichen Abfolge der geldpolitischen Massnahmen, beabsichtige die EZB, die Leitzinsen auf ihrer geldpolitischen Sitzung im Juli um 25 Basispunkte zu erhöhen.
Des Weiteren plant die EZB eine Anhebung der Leitzinsen im September. Mit 50 Basispunkten könnte sie dann kräftiger ausfallen als im Juli, falls sich der derzeitige Inflationstrend bestätigen sollten. Auf Grundlage ihrer aktuellen Beurteilung geht die EZB davon aus, dass es nach September angemessen sein werde, die Leitzinsen schrittweise, aber nachhaltig weiter anzuheben. Im Einklang mit dem Bekenntnis des EZB-Rats zu seinem Zielwert von 2% auf mittlere Sicht, werde das Tempo, in dem die EZB ihre Geldpolitik anpasse, von den neu verfügbaren Daten und der Beurteilung der mittelfristigen Inflationsentwicklung abhängen.
Unterdessen beschlossen die Währungshüter, den Leitzins sowie die Zinssätze für die Spitzenrefinanzierungsfazilität und die Einlagefazilität unverändert bei 0,00%, 0,25% bzw. -0,50% zu belassen.
Darüber hinaus hat der EZB-Rat beschlossen, die Anleihenkäufe im Rahmen seines Programms zum Ankauf von Vermögenswerten (Asset Purchase Programme – APP) zum 1. Juli 2022 einzustellen. Was das Pandemie-Notfallankaufprogramm (Pandemic Emergency Purchase Programme – PEPP) angeht, beabsichtigt die Notenbank, die Tilgungsbeträge der im Rahmen des Programms erworbenen Wertpapiere mindestens bis Ende 2024 weiterhin bei Fälligkeit wieder anzulegen. Das zukünftige Auslaufen des PEPP-Portfolios werde in jedem Fall so gesteuert, dass eine Beeinträchtigung des angemessenen geldpolitischen Kurses vermieden werde.