22.11.2024, 13:09 Uhr
Die Kerninflation in Japan lag im Oktober bei 2,3 Prozent, das ist etwas weniger als noch im September. Aber minimal mehr als erwartet worden war.
Die Bank of England, die Europäische Zentralbank, sowie die Türkische Zentralbank haben gestern ihre Leitzinsentscheidungen bekannt gegeben. Garland Hansmann, Portfolio Manager bei Investec Asset Management, vergleicht die drei Zentralbanken in ihren unterschiedlichen Situationen.
Während es bei der Bank of England (BoE) und der Europäischen Zentralbank (EZB) mehr auf Nuancen ankam, war es bei der Entscheidung der Türkischen Zentralbank ein Bangen um das Ergebnis. Der Markt war besorgt, dass die Zentralbank die Zinsen nur wenig oder gar nicht erhöhen würde, was nach Ansicht von Garland der Krise in der Türkei neuen Zundern gegeben hätte.
Doch trotz den gegenteiligen Bemerkungen des türkischen Präsidenten Erdogans nur Stunden zuvor, hat die Zentralbank beschlossen den Zins um 3 Prozentpunkte von 21% auf 24% zu erhöhen. Diesen Schritt wird der Markt wahrscheinlich als ausreichend starkes Signal ansehen um der Krise zumindest etwas entgegenzuwirken. Dies war der Grund, so Garland, weshalb die Türkische Lira gleich im Anschluss deutlich anstieg.
BoE: Es brodelt unter der Oberfläche
Anders ist die Situation bei der Bank of England, wo kein einziger Analyst oder Ökonom eine Anhebung der Zinsen erwartet hatte und somit sich nach der Verkündung der unveränderten Sätze auch nicht viel bewegte. "Aber nur weil es auf der Oberfläche ruhig aussieht, heisst das nicht, dass im Tiefen sich nicht viel bewegt", kommentiert der Experte.
Die Bank of England merkte dann auch an, dass die derzeitige Zinspolitik auf einer konjunkturellen Annahme beruht, die von einer relative ruhigen Anpassung der Konjunktur nach dem Brexit ausgeht. Das sei natürlich nicht zwingend gegeben, mahnt Garland und sagt weiter: "Wir würden in der nächsten Zeit nicht unbedingt eine Zinserhöhung der Bank of England erwarten und der Markt scheint das auch so zu sehen die Wahrscheinlichkeit einer Zinserhöhung ist noch vor dem Brexitdatum bei 30% einpreist."
Der Markt gibt sich zu optimistisch
Kurz nach der Türkischen und der Englischen Zentralbank gab dann auch die EZB ihr Votum bekannt, das ähnlich wie bei der Bank of England zum grössten Teil bereits vorher schon feststand. Der Markt hatte keine Änderung erwartet, und somit musste er auch nicht reagieren. Die einzige Unsicherheit war, ob das Ende des Wertpapierankaufprogrammes bestätigt wird, denn die EZB hatte sich hier die Option für den Risikofall noch etwas offen gelassen. Ab September wird der Ankauf auf EUR 15 Milliarden reduziert, aber noch nicht beendet.
Ähnlich wie bei der Bank of England erwartet der Markt auch in naher Zukunft keine Zinserhöhung. "Hier finden wir, dass der Markt eventuell etwas zu optimistisch ist, und fast schon davon ausgeht, dass mit dem Euro, den Emerging Markets oder dem Handelskrieg etwas was schief läuft", sagt Garland. Sollte das aber nicht eintreffen, glaubt der Experte, dass die EZB die Zinsen vielleicht doch schneller anheben müsse, als es der Markt heute einpreist.