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UBS Outlook: Musterschülerin Schweiz auf Abwegen?

Das Arbeitsmarktpotezial könnte besser genutzt werden, beispielweise bei den über 65-Jährigen. (Bild: Shutterstock.com/metamorworks)
Das Arbeitsmarktpotezial könnte besser genutzt werden, beispielweise bei den über 65-Jährigen. (Bild: Shutterstock.com/metamorworks)

Laut UBS stellen die Herausforderungen beim Wachstum, den Exporten und der Fiskalpolitik die Schweiz als wirtschaftspolitische Musterschülerin in Frage. Die Grossbank empfiehlt: Das heimische Arbeitsmarktpotenzials besser nutzen und die Innovationstätigkeit stärken.

09.07.2024, 17:02 Uhr
Konjunktur

Redaktion: hf

Bei Vergleichen der Wettbewerbsfähigkeit belegt die Schweiz regelmässig Spitzenplätze. Auf den ersten Blick ist das Land beim Wachstum, den Exporten und der Fiskalpolitik auch vorbildlich, konstatiert die UBS. Es offenbaren sich aber auch grössere Herausforderungen.

Wachstum bröckelt

Mit Blick auf das letzte Vierteljahrhundert fällt die Bilanz im internationalen Vergleich gemischt aus. Seit 2000 wuchs die Schweizer Wirtschaft kumuliert und real um fast 50 Prozent. Das ist mehr als in Deutschland und nur leicht weniger als in den USA (28 resp. 55 Prozent). Das Pro-Kopf-Wachstum lag im selben Zeitraum aber hinter dem deutschen und deutlich hinter demjenigen der USA (23, 25, resp. 31 Prozent).

Was steckt dahinter und wo besteht noch Potenzial, das Wachstum zu stärken? Antworten lieferten die UBS-Ökonomen Daniel Kalt, Alessandro Bee und Florian Germanier an einer Medienkonferenz und zusammengefasst im 'UBS Outlook Schweiz'.

Trotz einer hohen Arbeitsmarktbeteiligung gehört als Kernpunkt zur Wachstumssteigerung die Beschäftigung. Mit rund 12 Prozent ist die Erwerbsquote in der Schweiz von über 65-jährigen Personen nur halb so hoch wie in den USA. Gleichzeitig besitzt die Schweiz bei der Teilzeitarbeit den zweithöchsten Anteil im Vergleich zu den EU-Staaten.

Auch bei den Exporten besteht Verbesserungspotenzial. In den letzten 20 Jahren haben sich die Ausfuhren zwar solide entwickelt, aber dahinter steht als Haupttreiberin die Pharmaindustrie. Die hohe Abhängigkeit von Pharmaprodukten wirft Fragen zu Konzentrationsrisiken auf und der Vorteil gegenüber neuen Marktakteuren wie China schrumpft.

Auf Innovation setzen

Um ihre Position zu festigen, muss die Schweiz auf Innovation setzen, so das einhellige Credo der UBS-Experten. Unser Land schneidet im internationalen Vergleich bei der Innovationsfähigkeit sehr gut ab, besitzt jedoch in gewissen Bereichen noch Luft nach oben.

Verbesserungspotenzial sehen der Chefökonom Schweiz, Daniel Kalt, und seine Kollegen vom CIO Global Wealth Management in einer engeren Zusammenarbeit mit der EU, denn Schweizer Unternehmen und Start-ups sind aufgrund des kleinen Heimmarktes oft auf das Ausland angewiesen.

Einen weiteren Bremsfaktor machen sie in der mitunter relativ langen Verfahrensdauer aus, beispielsweise bei Firmengründungen und Produktzulassungen. Ein Abbau dieser Hürden könnte den Innovationsprozess stärken.

Demografie bedroht Fiskalpolitik

Die Verschuldung der Schweiz ist deutlich geringer als im Ausland und war in den letzten Jahren sogar rückläufig. Der demografische Wandel stellt jedoch auch den Sozialstaat und damit die Fiskalpolitik vor hohe Hürden.

Alessandro Bee hält fest: «Die bessere Ausnutzung des heimischen Arbeitsmarktpotenzials sowie die Verlängerung der Lebensarbeitszeit würden zu einem nachhaltigen Staatshaushalt beitragen. Gemeinsam mit einer Stärkung der Innovationstätigkeit kann der Status der Schweiz als Musterschülerin erhalten werden.»

Aktuell entwickelt sich die Schweizer Wirtschaft verhalten positiv, aber unter dem Trend. Das BIP-Wachstum dürfte 2024 bei 1,3 Prozent (bereinigt um Sportereignisse bei 0,9 Prozent) liegen, prognostiziert die UBS. Gleichzeitig dürfte die Inflation von 1,2 in diesem auf 1,0 Prozent im nächsten Jahr sinken.

Nächste SNB-Zinssenkung im September

Daniel Kalt erklärt: «Wenn die Schweizer Wirtschaft 2025 zum Gleichgewicht zurückfindet, dürfte die SNB die Leitzinsen nach einer letzten Senkung im kommenden September bei einem Prozent stabil halten.»

Der Franken dürfte sowohl gegenüber dem US-Dollar als auch gegenüber dem Euro zulegen, wenn auch aus unterschiedlichen Gründen, fährt Kalt fort: Zinssenkungen in den USA machten den Franken gegenüber dem Dollar attraktiver (UBS-Prognose USD/CHF im Juni 2025 bei 0.81).

In der Eurozone seien es politische Risiken, die zu einer höheren Nachfrage nach dem sicheren Hafen Franken führen könnten (Prognose EUR/CHF im Juni 2025 bei 0.92).

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