12.12.2024, 09:19 Uhr
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Google baut mit Plex eine Front-End-Plattform für traditionelle Finanzinstitute und wird damit immer mehr zu einer Bank. Was davon zu halten ist und welche Überlegungen sich Schweizer Banken dazu machen sollten, erläutert Andreas Dietrich im aktuellen IFZ Retail Banking Blog.
Google wird noch in diesem Jahr 2021 – vorerst nur in den USA – eine neue Bankdienstleistung namens Plex starten wird. Es handelt sich dabei nicht um ein direktes Bankdienstleistungsangebot von Google. Stattdessen werden Banken Google Plex inkl. einem Spar- und Privatkonto als Teil der digitalen Geldbörse Google Pay anbieten können.
Die vielbeschworene "Google Bank" komme zwar etwas anders daher, als man sich das noch vor einigen Jahren ausgemalt habe, schreibt Andreas Dietrich im IFZ Retail Banking Blog. Die Finanzplattform verdeutliche aber Googles Interesse im Finanzdienstleistungsgeschäft und den vom BigTech Unternehmen gewählten strategischen Ökosystem-Ansatz. "Grundsätzlich scheint klar, dass Google kein Interesse daran hat, eine Bank zu werden", meint er. Stattdessen möchte das Unternehmen die (zentrale) Rolle als Technologieanbieter für Banken einnehmen und auch die Schnittstellen noch stärker besetzen. Gemeinsam mit Banken möchte Google mit Plex ein mächtiges Finanz-Ökosystem respektive einen Marktplatz bauen, welcher es den Bankpartnern weiterhin ermögliche, ihre Finanzdienstleistungen und -produkte für ihre Nutzer anzubieten.
Google hat bereits elf Finanzinstitute als Partner für den Start von Google Plex gewinnen können (z.B. Citi, Bank of Montreal oder BBVA). Kunden, welche Plex nutzen wollen, können entscheiden, welche Bank sie als "Plex Partner" bevorzugen. Dadurch werde innerhalb des Ökosystems von Plex ein gewisser Wettbewerb lanciert, so der Experte. Plex-Angebote haben gemeinsame Elemente, werden sich aber auch voneinander unterscheiden können. Jede Bank soll die Möglichkeit haben, ihre speziellen Angebote auf der Plattform zu präsentieren und Mehrwertangebote zu unterbreiten. Gemäss ersten Berichten sollen die Privat- respektive Sparkonti keine monatlichen Gebühren oder Mindestsalden haben.
Grundsätzlich kann Google laut Dietrich einige spannende Fähigkeiten in eine solche Beziehung einbringen: "Erstens hat Google technologisches Know-how und Ressourcen, über die keine Bank verfügt. Zweitens hat Google viele Händlerbeziehungen, die in einem solchen Ökosystem möglicherweise mitmachen wollen. Drittens weiss Google sehr gut, wie man Kunden anlocken kann. Und als viertes kann Google die Banking Angebote unter anderem in ihre Suchmaschine einbinden, was sicherlich auch von Vorteil ist."
Ob das aber genügt, damit eine Bank eine strategische Partnerschaft mit Google eingeht und ein Plex-Konto anbieten soll, ist aus Dietrichs Sicht eine schwierige Entscheidung. Für einige Partner könne dies durchaus Möglichkeiten eröffnen, neue Kunden zu gewinnen oder innerhalb von kurzer Zeit ihren Kunden ein gutes "Smartphone Banking" anzubieten. Unklar sei ihm bisher aber noch, wie, respektive ob, die Partner in der Lage sein werden, gute Beziehungen zu Google Plex-Kunden aufzubauen. Dietrich stellt folgende Fragen in den Raum: "Dürfen Banken die Daten nutzen für eigene Angebote, z.B. bei der Säule 3a? Werden die Google Plex-Kunden auch Services von den Filialen und Callcentern der von ihnen gewählten Banken erhalten? Wie stark ist der Kannibalisierungs-Effekt? Sprich: Schliessen am Schluss nicht bestehende Kunden ihre Konti und melden sich stattdessen bei der gleichen Bank bei Plex an, bei welchem sie für die gleichen (?) Services keine Gebühren bezahlen?"
Die zentrale Frage sei zudem vor allem: Wollen Schweizer Kundinnen und Kunden Google Plex? Aus Kundensicht könnte die Kombination aus einem Technologieunternehmen mit einer guten User Experience gepaart mit der Sicherheit und dem Vertrauen, das sie von einer Bank erwarten, zwar durchaus interessant sein. Auf der anderen Seite gebe es gerade gegenüber Google gewisse Vorbehalte, die möglicherweise nicht so einfach wegzuräumen seien. Diskussionen zum Thema Datenschutz würden sicherlich aufkommen.
Interessant ist aus Dietrichs Sicht, dass Google – im Gegensatz zur exklusiven Apple Card-Partnerschaft zwischen Apple und Goldman Sachs – mehrere Partner ins Boot holen möchte. Google bräuchte eigentlich auch nicht mehr als einen Partner. Finanziell könnte es sich aber durchaus ausbezahlen, wenn man sich als Technologie-Anbieter als Ökosystem-Orchestrator für mehrere Banken positionieren könne, meint er. Des Weiteren könne ein weiteres Ziel der Tech-Firma sein, zusätzlich ihre Cloud-Dienste für die entsprechenden Banken anbieten zu können.