18.12.2024, 10:08 Uhr
«Seit Jahren rüstet sich Indien auf, um mit China als führendem Technologieführer der Region konkurrieren zu können. Jetzt ziehen die Kapitalanlagen nach», schreibt Dina Ting von Franklin Templeton ETFs.
Aufgrund einer Analyse der Aktienmarktfaktoren in Europa und den USA glaubt Paul Jackson, Head of Multi-Asset bei Invesco PowerShares, dass wir uns noch immer in der Aufwärtsphase einer Hausse befinden und eine Baisse nicht unmittelbar bevorsteht.
Analysen zeigen, dass alle Faktorindizes seit dem Höhepunkt der Dotcom-Blase höhere Renditen als ihre jeweiligen Benchmarks erzielt hätten. Daher erwartet Paul Jackson, Head of Multi-Asset bei Invesco PowerShares, dass sich die Faktoren US Value und European Quality und Price Momentum am besten entwickeln werden. "Nach der Lancierung unserer europäischen Equity Factor Suite im September haben wir die gleiche Methodik für die USA übernommen. Die Hauptunterschiede zwischen Europa und den USA bestehen darin, dass in den USA der S&P 500-Index Benchmark und Universum ist (gegenüber dem Stoxx 600 in Europa), dass wir die Renditen in US-Dollar messen und dass die historischen Daten im September 1989 beginnen", so Jackson. In beiden Regionen offerierte der Faktor Low Volatility das beste Verhältnis zwischen Risiko und Ertrag. Die anderen Faktoren verzeichneten Renditen, die mehr oder weniger im Verhältnis zu ihrer Volatilität standen.
Interessant sei, wie sich die Faktorindizes in unterschiedlichen Marktumgebungen verhalten: "Welche outperformen in Bullenmärkten? Welche limitieren das Verlustpotential in Bärenmärkten?", fragt sich der Experte. Um das zu beurteilen, definiert er Perioden mit Kursverlusten von 20% oder mehr als Baissen. Bullenmärkte sind die Zeiträume dazwischen. "Die Charts bestätigen unsere Annahme, dass die Faktoren Growth, Size und Value in Baissen zu den schlechtesten Performern in Bärenmärkten zählen, während Low Volatility den grössten Schutz bietet. In Haussen war es genau umgekehrt", sagt Jackson.
Langer Anlagehorizont zum Ausgleich der Volatilität
Im Detail sieht es jedoch komplexer aus: Erstens scheint es sich beim Bärenmarkt nach der "Tech-Blase" um einen Ausreisser zu handeln. Zweitens müssen die Anleger abschätzen können, Faktoren zu switchen, je volatiler diese werden. Dazu nennt Jackson ein Beispiel: Selbst wenn der US-Value-Index die Anleger für das langfristige Risiko zu entschädigen scheint, könne er sich in Bärenmärkten deutlich unterdurchschnittlich entwickeln und weist den höchsten maximalen Kursverlust auf. Das andere Extrem ist Low Volatility. Der Faktor weise dann zwar die höchsten volatilitätsbereinigten Renditen über den gesamten betrachteten Zeitraum auf. Die Anleger müssen aber eine Underperformance in Haussemärkten als Preis für den gebotenen relativen Schutz akzeptieren.
Daher sei es notwendig, einen extrem langen Anlagehorizont zu haben, um die Volatilität der volatilsten Faktoren auszugleichen. Einen Mittelweg bieten gemäss dem Experten Price Momentum, Growth oder Quality.
Nach der Baisse ist vor der Baisse
Die meisten Anleger haben jedoch nicht den Luxus, einen Anlagehorizont über mehrere Zyklen zu haben. Eine naheliegende Lösung besteht darin, Bärenmärkte zu vermeiden. Bleibt immer noch die Frage, was während Bullenmärkten passiert. Diese hat Paul Jackson in drei Perioden eingeteilt: Als erstes erfolge die Erholung in den ersten sechs Monaten nach einer Baisse. Danach eine Mittelperiode, in der sich die Märkte nach oben schrauben und schliesslich die letzten sechs Monate vor Beginn der nächsten Baisse.
Jacksons Analyse bestätigt bis zu einem gewissen Grad, dass in Phase unterschiedliche Faktoren besser abschneiden als andere: "Sowohl in Europa als auch in den USA haben sich Value und Size im ersten Halbjahr deutlich besser entwickelt als alle anderen Faktoren. Underperformed haben Low Volatility mit ihrem niedrigen Beta und Price Momentum, das nach Wendepunkten im Markt tendenziell zu kämpfen hat", erklärt der Experte.
Analyse von Europa und den USA
Interessanterweise konnte Value seine Führungsposition in den USA in der mittleren Periode behaupten, auch wenn sich die Differenz der annualisierten Renditen gegenüber der Vorperiode verringert. In Europa sind die Renditeunterschiede noch geringer, wobei Quality und Price Momentum die besten Ergebnisse liefern. Low Volatility hinkte in beiden Regionen hinterher.
In der letzten Phase einer Hausse führte in den USA eindeutig Price Momentum, wenngleich auf der Grundlage begrenzter Daten (die letzten sechs Monate der Bullenmärkte 1990 bis 2000 sowie 2003 bis 2007). In Jacksons Stichprobe schienen sich Size und Value im Vergleich abzuschwächen. Es gab vier solcher Perioden in Europa, in denen Price Momentum ebenfalls zu Topperformern zählte, wobei Quality im Schnitt knapp über dem Durchschnitt lag. Growth wies ähnliche Renditen auf, wobei Size nicht weit dahinter lag. Value und Low Volatility hinken hinterher, verzeichneten aber immer noch gute Renditen.
Als letztes Puzzleteil gelte es gemäss Jackson herauszufinden, in welchem Marktumfeld wir uns befinden, und vorauszusehen, wohin es in den nächsten 12 Monaten gehen wird. "In unserem Outlook für 2018 gehen wir davon aus, dass sich die USA und Grossbritannien in der späten Expansionsphase befinden, während die Eurozone kurz davor steht, in diese Phase einzutreten. Aktien schneiden in dieser Zeit traditionell gut ab. Sofern das zutrifft, befinden wir uns immer noch in der Aufwärtsperiode der aktuellen Hausse. Unser Bärenmarktindikator deutet ebenfalls darauf hin, dass eine Trendwende nicht unmittelbar bevorsteht", bestätigt Paul Jackson.