11.11.2024, 13:42 Uhr
Trotz hoher Volatilität und fallender Kurse in zahlreichen Märkten verzeichneten europäische ETFs im Oktober deutliche Mittelzuflüsse von 29,9 Mrd. US-Dollar, was den besten Monat des Jahres darstellt und das...
Die Kosten von aktiv verwalteten Aktienfonds sind in den vergangenen Jahren gesunken. Ob das ausreicht, um den Aufstieg von Indexfonds auszubremsen, ist laut dem Datenanbieter Morningstar aber mehr als fraglich.
Aktiv verwaltete Aktienfonds sind in Europa seit der Finanzkrise deutlich günstiger geworden. Wie aus einer aktuellen Auswertung von Morningstar hervorgeht, sind die Fondsgebühren seit Mai 2009 von durchschnittlich 1,91 Prozent auf 1,60 Prozent zurückgegangen. Das entspricht einer Kostenreduktion um knapp 16 Prozent. Die Datenuntersuchung "Fondskosten ohne Transaktionskosten seit 2009" enthält wichtige Gebühren, die seit Inkrafttreten der EU-Richtlinie MiFid II von Fondsgesellschaften offengelegt werden müssen.
Neben den Management-Gebühren enthält diese Kostenquote auch die Fonds-Nebenkosten, etwa Depot- und Prüfgebühren, sowie die erfolgsabhängigen Gebühren, die ein Fonds dann erhebt, wenn eine vordefinierte Erfolgsmarke übertroffen wird. Nicht inkludiert sind hier die Handelskosten, die anfallen, wenn der Fondsmanager Wertpapiere kauft oder verkauft.
Die Kosten-Kurve von aktiv verwalteten Aktienfonds weist auch unter Einbeziehung der Handelskosten nach unten. Zwischen Ende Dezember 2017 und Ende April 2019 gingen die Fondskosten von total 1,90 Prozent auf inzwischen 1,84 Prozent zurück. Die Datenhistorie ist hier deutlich geringer als bei den Fondskosten ohne Transaktionsgebühren, da diese Daten von Fonds erst seit rund zwei Jahren erhoben werden und die Datenbasis erst seit Ende 2017 einigermassen befriedigend ist, wie Morningstar erläutert.
In die Untersuchung von aktiv verwalteten Publikumsfonds wurden inzwischen auch liquidierte Fonds einbezogen, zu denen Fondskosten vorliegen. Es wurde der einfache Durchschnitt der ältesten Fondstranche der aktiv verwalteten Aktienfonds mit Domizil in Europa berechnet.
Wie aus den Morningstar-Daten weiter hervorgeht, sind alle Kostenkomponenten bei aktiv verwalteten Fonds auf dem Rückzug, allerdings in unterschiedlichem Masse. So sanken die Managementgebühren seit Ende 2017 von 1,19 Prozent auf 1,12 Prozent per Ende April dieses Jahres. Entsprechend gingen auch die laufenden Gebühren, bei denen die Management-Gebühren den grössten Block ausmachen, von 1,56 Prozent auf 1,44 Prozent recht deutlich zurück. Weniger ausgeprägt waren die Rückgänge bei den Transaktionsgebühren und den Performance-Gebühren.
Das deutet darauf hin, dass die Manager aktiv verwalteter Fonds aktuell vor allem bei der Management Fee den Rotstift ansetzen. Die Höhe der Transaktionsgebühren variiert stark nach Strategie, und die Performance-Gebühren sind entsprechend der Vertragsbedingungen fixiert, sodass diese beiden Kostenpositionen kurzfristig nicht so stark verändert werden können wie die Management-Gebühren.
"Es ist allerdings fraglich, ob die Gebührensenkungen bei aktiv verwalteten Aktienfonds zu einer grundsätzlichen Änderung der Nachfragesituation am Fondsmarkt in Europa führen werden", gibt Ali Masarwah von Morningstar zu bedenken. Denn auch passive Fonds haben in den vergangenen Jahren die Gebühren merklich gesenkt. Demnach sind vor allem nichtbörsennotierte Indexfonds in Europa seit 2009 deutlich günstiger geworden. Deren Kosten (ohne Transaktionsgebühren) gingen von durchschnittlich 0,90 Prozent per Ende Mai 2009 auf 0,42 Prozent per Ende April 2019 zurück. Das ist mehr als eine Halbierung der Kosten.
Die Kosten der ohnehin deutlich kompetitiver gepreisten ETFs gingen (ohne Transaktionskosten) von 0,42 Prozent per Ende Mai 2009 auf 0,35 Prozent per Ende April dieses Jahres zurück. Inklusive Transaktionskosten liegen die Kosten für nichtbörsennotierte Aktien-Indexfonds aus Europa bei 0,48 Prozent und bei 0,42 Prozent für europäische Aktien-ETFs.
Noch immer weisen Aktien-ETFs weniger als ein Viertel der Kosten aus, die bei aktiv gemanagten Aktienfonds fällig werden. Diese Tatsache dürfte - nicht zuletzt auch wegen der bescheidenen Performance von aktiv verwalteten Fonds - den Indexfonds weiter Auftrieb geben, zumal sich immer mehr Anleger bewusst werden, dass tiefe Kosten das beste Rezept für den Anlageerfolg sind.
Seit dem zweiten Quartal 2009 konnten Aktien-Indexfonds in Europa Mittelzuflüsse von 452 Milliarden Euro verbuchen, während die Zuflüsse bei aktiv verwalteten Fonds in den vergangenen zehn Jahren mit 262 Milliarden Euro deutlich geringer ausfielen. Inzwischen beläuft sich der Marktanteil von Aktien-Indexfonds am gesamten Aktienfondsmarkt in Europa auf knapp 28 Prozent. Ende 2009 hatte die Quote noch bei 15 Prozent gelegen.