07.11.2024, 15:21 Uhr
«Der Goldpreis steigt vor dem Hintergrund des wachsenden Goldbedarfs», schreibt Christian Brenner, Geschäftsführer philoro Schweiz. Laut World Gold Council konnten die weltweiten physisch besicherten...
Es scheint es kein Halten zu geben. Am Dienstag markierte der Goldpreis mit 2266 Dollar pro Unze ein neues Höchst – ein Anstieg von 11 Prozent in nur einem Monat. Und ein Ende der Rekordjagd ist nicht auszumachen.
Am Dienstag stieg der Goldpreis den dritten Tag in Serie auf Rekord. Weiterhin dominieren Spekulationen über Leitzinssenkungen. In der Eurozone hatten zuletzt Inflationsdaten aus Frankreich und Italien Zinssenkungserwartungen durch die Europäische Zentralbank geschürt.
Ausserdem deuten Daten aus deutschen Bundesländern auf einen Rückgang der Inflation in der grössten Volkswirtschaft der Eurozone hin, fasst die Nachrichtenagentur AWP die Lage zusammen. Die zuletzt in den USA veröffentlichten Konjunkturdaten sandten eher widersprüchliche Signale, doch auch da stehen, wie Marktbeobachter mehrheitlich erwarten, ab Sommer bis Ende Jahr drei Zinssenkungen bevor.
Sinkende Zinsen sind grundsätzlich positiv für den Goldpreis. Die zinslose Goldanlage erscheint in dieser Situation relativ zu anderen Investments attraktiver, zumal die Realzinsen aktuell insgesamt eher gering sind.
Hinzu kommt die angespannte geopolitische Situation. Sie liefert ein weiteres, starkes Argument für die Zuflucht von Investoren in sichere Häfen, wie das gelbe Metall traditionell einer ist.
Selbst der zum Franken wieder stärkere Dollar hat den Goldpreis nicht belastet. Eine festere US-Währung macht Gold von anderen Währungen aus gesehen teurer, was Käufer abschrecken könnte, doch nicht so im aktuellen Fall.
«Die Gründe für den rekordhaften Anstieg sind starke Zukäufe der Nationalbanken, das Bedürfnis das Anlage-Portfolio abzusichern, die sinkenden Inflationszahlen und die Aussicht auf niedrigere Zinsen», erklärt Christian Brenner, CEO von Philoro Schweiz: «Jeder Punkt für sich spricht für eine Steigerung. Alle zusammen genommen sind sie aus Sicht eines Goldanlegers ein Sweet-Spot-Szenario.»
Jetzt ist Philoro als Goldhandelsunternehmen nicht unbefangen. Das gilt es zu bedenken, wenn Schweiz-CEO Brenner fast schon euphorisch verkündet, «wir sind am Beginn eines goldenen Zyklus, in der die aktuellen Allzeithochs des Goldpreises nur ein Etappenziel markieren.»
Aber Philoros positive Einschätzung steht nicht isoliert da. Der US-Finanzdienstleister Bloomberg beispielsweise sagt einen Unzenpreis von 3000 Dollar voraus.
Philoro ist mit seiner Perspektive für den Goldpreis in Schweizer Franken etwas vorsichtiger, äussert sich mittel- bis längerfristig aber klar zuversichtlich. Das angebrochene Jahrzehnt sei ein goldenes, an dessen Ende der Preis bei über 100'000 Franken pro Kilogramm stehen werde, hält Brenner fest. «Das heisst, auch für die Unze Gold wird der Preis von 3'000 Franken langfristig durchbrochen.»
Zurückhaltender zeigt sich die Zürcher Kantonalbank. Der kräftige Preisanstieg werde die Nachfrage bei wichtigen Investorengruppen unmittelbar dämpfen, schreibt sie in ihrem April-Bulletin. «Gerade Zentralbanken hätten sich in der Vergangenheit preissensitiv gezeigt und nach starken Preisanstiegen ihre Zukäufe temporär gedrosselt.
Zuletzt wurde die Nachfrage und damit wohl auch der Preisanstieg stark von spekulativen Käufern getrieben, meint die Bank, und verweist auf das Long-Short-Verhältnis respektive die zuletzt gestiegenen Hausse-Positionen für Gold (vgl. Grafik).
Hingegen waren die Long-Positionen, die Engagements der höhere Preise erwartenden Investoren, auch schon beträchtlich höher, am auffälligsten zu Beginn des Jahrzehnts. Das räumt dem Goldpreis weiteres Aufwärtspotenzial ein.
So sieht es trotz ihrer kurzfristigen Skepsis auch die ZKB. Sie hält fest, dass aufgrund der robusten Preisentwicklung seit Jahresbeginn die unterliegende Goldnachfrage stärker sei als bis anhin angenommen. «Der Goldpreis dürfte in zwölf Monaten deshalb nochmals höher notieren», lautet ihr Fazit.