18.12.2024, 14:33 Uhr
Während in den USA und Europa die Zahl der Börsengänge im laufenden Jahr noch zugenommen hat, ist das Geschäft in China eingebrochen. Dort sanken die Erlöse gegenüber dem Vorjahr laut EY um 65 Prozent.
Die 40 Dax-Konzerne haben laut Berechnungen des Handelsblatts 27 Milliarden Euro für Aktienrückkäufe vorgesehen. Allein 2024 dürften die Firmen für die Rekordsumme von rund 15 Milliarden Euro Aktien vom Markt nehmen.
Im vergangenen Jahr belief sich das Volumen auf rund acht Milliarden Euro, im bisherigen Rekordjahr 2008, kurz vor der Finanzkrise, waren es 14 Milliarden Euro gewesen. Am meisten Geld in solche Programme investieren derzeit Mercedes-Benz mit drei Milliarden Euro, SAP mit fünf und Siemens mit sechs Milliarden Euro.
Gemessen an der Wall Street sind die deutschen Zahlen aber gering. Allein die vier amerikanischen IT-Konzerne Apple, Alphabet, Microsoft und Meta haben aktuell Rückkaufprogramme im Wert von umgerechnet 228 Milliarden Dollar laufen.
Allerdings werden die US-Konzerne vorsichtiger. Binnen eines Jahres kauften die Unternehmen im Börsenindex S&P 500 Anteilsscheine im Wert von 787 Milliarden Dollar, wie Berechnungen von S&P Dow Jones zeigen. Das waren gut 15 Prozent weniger als 2022.
Ein Grund für die Zurückhaltung der Unternehmen im abgelaufenen Jahr ist die Anfang 2023 von der demokratischen Regierung um US-Präsident Joe Biden eingeführte Steuer von einem Prozent auf das zurückgekaufte Volumen bei Aktienrückkäufen. Von den Mehreinnahmen in einstelliger Milliardenhöhe will die Regierung einen kleinen Teil ihres billionenschweren Konjunkturpakets finanzieren.
Die Steuer allein erklärt allerdings nicht das gesunkene Volumen. Anders als in Deutschland war es in den USA in Zeiten der Niedrigzinsphase gängige Praxis, Aktienrückkäufe mit Krediten zu finanzieren.
Vor allem angelsächsische Finanzmarktteilnehmer setzen darauf, dass auch europäische Unternehmen die Aktienkurse durch eine Verknappung des Angebots – so, wie es in den USA gängige Praxis ist – nach oben treiben.
So hat die Investmentbank Goldman Sachs ihre Kaufempfehlung für Mercedes-Benz Ende vergangenen Jahres damit begründet, dass nach dem fünf Milliarden Dollar schweren Aktienrückkaufprogramm des Konkurrenten General Motors nun die Chancen gut stünden, dass auch Europas Autohersteller, einschliesslich Mercedes und BMW, ähnliche Programme auflegen würden.
«Die Aktienrückkäufe von GM dürften als Benchmark für die gesamte Branche betrachtet werden», schrieb Analyst George Galliers in seiner Studie. Mercedes hat bereits ein vier Milliarden Euro teures Programm laufen, doch Galliers spekuliert offenbar auf mehr.
Neu unter den Rückkäufern sind die Banken. Seit der Finanzkrise 2008/09 durften sie keine Aktien mehr zurückkaufen, damit das Eigenkapital gestärkt wird und der Steuerzahler in künftigen Krisen nicht erneut mit Bürgschaften oder Finanzspritzen einspringen muss. Die Commerzbank darf Aktien im Volumen von bis zu 600 Millionen Euro zurückkaufen, nachdem die Europäische Zentralbank (EZB) die entsprechende Genehmigung erteilt hat.
Daran ändert auch nichts, dass der Bund mit 15 Prozent immer noch an der Commerzbank beteiligt ist. Doch angesichts eines Rekordnettogewinns von voraussichtlich mehr als zwei Milliarden Euro im abgelaufenen Geschäftsjahr will die Commerzbank ihre lange Zeit leidgeprüften Aktionäre stärker am Erfolg beteiligen.
Zuvor hatte bereits die Deutsche Bank Aktien für 450 Millionen Euro zurückgekauft, nachdem die EZB dem Vorhaben zugestimmt hatte.