18.12.2024, 14:45 Uhr
«Der S&P 500 zeigt, dass Demokraten im ersten Jahr ihrer Präsidentschaft eine bessere Performance hatten als Republikaner. Die erste Amtszeit von Donald Trump war jedoch eine positive Ausnahme», schreibt Peter...
Die mögliche Unabhängigkeit Schottlands und die jüngste EZB-Entscheidung veranlasst LGT zur Schliessung ihrer Pfund-Position und zu Leerverkäufen im Euro. Darüber hinaus reduzieren sie primär zugunsten asiatischer Aktien und Schwellenländer-Anleihen ihre Aktienquoten in Europa und den USA. Insgesamt reflektiert ihre «TAA (Tactical Asset Allocation)» aber nach wie vor ein wirtschaftlich konstruktives «Weltbild», einschliesslich verbesserter Aussichten für die Schwellenländer.
LGT veröffentlicht einen wöchentlichen Kommentar zu ihrer taktischen Asset Allokation. Im Vorfeld zum Referendum in Schottland haben sie nun folgende Einschätzungen:
Globales Hauptszenario: ausreichendes Wachstum ohne Inflation
Auf globaler Ebene bleiben wir bei unserem Hauptszenario vom ausreichenden und inflationsfreien Wirtschaftswachstum. Allerdings beobachten wir inzwischen eine wachsende Divergenz zwischen den wirtschaftlich robusten USA und Europa, wo die Konjunkturmotoren zu stottern begonnen haben: Italien steckt wieder offiziell in der Rezession, Frankreich stagniert und sogar Deutschland wirkt etwas geschwächt. Infolgedessen divergieren nun auch die Marschrichtungen der Notenbanken: In den USA wird nun langsam der Weg für Leitzinsenerhöhungen freigemacht, während die Europäische Zentralbank an der Lancierung der altkontinentalen Version der «quantitativen Lockerung» arbeitet.
Gespaltenes Risikoszenario
So müssen wir unser Risikoszenario für das kommende Quartal in grundsätzlich gegensätzliche Richtungen zweiteilen: Während in den USA und anderswo (mit geringerer Wahrscheinlichkeit) doch noch die Inflation ausbrechen könnte, besteht in Europa die Gefahr eines Abgleitens in eine deflationäre Stagnation nach berüchtigtem japanischem Muster.
Abenomics: Befreiungschancen bleiben intakt
In Japan selbst sind die Befreiungschancen aus der jahrzehntelangen Deflationsspirale allerdings intakt geblieben, auch wenn die Wirtschaftsdaten in letzter Zeit (v.a. aufgrund der im April in Kraft getretenen Mehrwertsteuer) erwartungsgemäss volatil ausgefallen sind. Nach dem anfänglichen Überschuss an Vorschusslorbeeren ist der Glanz von «Abenomics» inzwischen etwas verblasst - sei es in den Augen der eigenen Wähler oder ungeduldiger Investoren. Trotzdem: Die vielen kleinen Reformschritte der «Nippon AG» dürften mit der Zeit eine deutlicher spürbare Dynamik entfalten. Dazu kommt das klare Engagement der Notenbank, diesen Prozess mit kontinuierlicher und massiver Geldmengenausweitung zu unterstützen.
«Emerging Markets» mit stabilisiertem Ausblick
In den Schwellenländern hat sich der Ausblick insgesamt aufgehellt. Neben der robusten US-Wirtschaft wirken auch wachstumsfreundliche Konjunktur- und Reforminitiativen wie beispielsweise in Indien oder Mexiko positiv, während Chinas Wirtschaft die Talsohle inzwischen hinter sich gelassen haben dürfte. So zeigen die relevanten konjunkturellen Frühindikatoren inzwischen entweder wieder nach oben oder zumindest seitwärts - die Talfahrt scheint in den meisten grösseren Schwellenländern also gestoppt zu sein.
Geopolitische Krisen oft irrelevant
Auch die geopolitischen Entwicklungen wurden erneut diskutiert: Faktum ist, dass sich aus breiter Finanzmarktsicht diese Risiken in Zeiten einer Hausse zumeist nur als vorübergehend relevant erweisen (wenn überhaupt). Politische Ereignisse wie beispielsweise Terroranschläge sind zudem nicht voraussagbar. Dezidierte Vorbereitungen auf mögliche Krisenreaktionen erweisen sich daher nicht selten als ebenso «falsch», wie Aktionen unmittelbar danach.
Schottlands Referendum
Das morgige Unabhängigkeitsreferendum in Schottland könnte sich als Ausnahme erweisen. Eine Abspaltung vom Vereinigten Königreich wäre eine tiefe Zäsur, die eine Kabinettskrise in London als unvermeidlich erscheinen lässt, mit längerfristigen spürbaren Folgen für die britische Wirtschaft und Position in der Welt, wenn nicht für die Europäische Union insgesamt. Wir bleiben in Bezug auf das Ergebnis der Abstimmung selbstverständlich agnostisch. Klar ist aber auch, dass wir unsere Anlagepositionierung noch einmal überprüfen werden müssen, wenn uns die schottischen Bürger vor neue politische Tatsachen stellen sollten.
Leichte Reduktion des Übergewichts der Aktienquote
Die globale Hausse bleibt bemerkenswert robust, (siehe PDF, Seite 2) untermauert von wachsenden Unternehmensgewinnen, lockerer Geldpolitik und nicht zuletzt dem Mangel an Anlagealternativen. Zu den üblichen technischen Warnsignalen und «Alterserscheinungen» (Marktbreite, einseitige Positionierung, Überschwänglichkeit, usw.) mischen sich inzwischen aber auch fundamentale Risiken ins Bewusstsein der Anleger. Dazu zählen die Sorgen über eine deflationäre Entwicklung in Europa oder die Marktreaktion auf die anstehenden Zinserhöhungen in den USA, wo Aktien teilweise als relativ «teuer» bewertet gelten.
Verschiebung zugunsten der asiatischen Schwellenländer
So haben wir beschlossen, die Aktienquote auf Kosten Europas und der USA zugunsten Asiens und der «Emerging Markets» («EM») zu verschieben, wobei wir im Falle der Letzteren derzeit Länder wie Indien, China, Malaysia und Südkorea vorziehen, während wir im Hinblick auf Ost- und Zentraleuropa vorsichtig bleiben. Am deutlichsten zweifeln wir an der Nachhaltigkeit der vor einigen Monaten beobachtbaren relativen Stärke der Börsen Lateinamerikas, insbesondere Brasiliens. In Summe ergibt sich daraus für unsere Fonds ein insgesamt leicht reduziertes Übergewicht in Aktien, welches geographisch etwas ausgewogener ausfällt als im Vorquartal. «Asien-Pazifik ohne Japan», eine Mischung aus Industriestaaten und Schwellenländern, zählt jetzt ebenso wie Nordamerika, Europa und Japan zu den übergewichteten Regionen. Die Schwellenländer bleiben trotz der Zukäufe noch unter Neutralposition, wenn auch in geringerem Masse als zuvor.
Fixed Income bleibt untergewichtet
Zur Überraschung vieler tendierten die ohnehin historisch niedrigen Umlaufrenditen von Staatsanleihen bisher in diesem Jahr erneut tiefer. Auch Euro-Peripherieanleihen liefen weiterhin sehr gut, dank des Engagements der EZB. Allerdings haben die teilweise sehr starken Renditerückgänge die fundamentale Attraktivität der Anlageklasse nur weiter reduziert. Wir bleiben daher weiterhin untergewichtet. Auch die durchschnittliche Laufzeit der Anleihen in unseren Portfolios bleibt kürzer als in der neutralen Haltung.
«High Yield»-Anleihen haben sich von der scharfen Marktkorrektur vom August zwar zum Teil deutlich erholt, doch diese Episode erinnert nur daran, was ansteht, wenn Anleger im grossen Stil aus dieser Anlageklasse aussteigen. Wir betrachten das derzeitige Niveau der Kreditrisikoprämien jedenfalls weiterhin als fundamental zu tief, insbesondere angesichts der sehr niedrigen Staatsanleihenrenditen. So bleiben wir auch im Bereich «Credit» untergewichtet.
Infolge der erwähnten Stabilisierungstendenzen in den Schwellenländern haben wir allerdings beschlossen, «EM»-Staatsanleihen in lokaler Währung etwas aufzustocken. Die Quote bleibt allerdings immer noch untergewichtet (im gleichen Ausmass wie auch «EM»-Hartwährungsanleihen). Dank ihrer Aktienoptionen bleiben somit Wandelanleihen als einzige Kategorie im festverzinslichen Anlagebereich nicht untergewichtet, sondern neutral positioniert.
Alternative Investments: MLPs weiter aufgestockt
Die Übergewichtung hat sich im Bereich der Immobilienaktien («Global Real Estate Investment Trusts») im vergangenen Quartal erneut gelohnt, bei Rohstoffen jedoch nicht. Agrarrohstoffe waren am schwächsten, aber auch das Energiesegment enttäuschte trotz guter Nachfrage und bewaffneter Konflikte im Nahen Osten. Da die fundamentalen Kernargumente zugunsten von Rohstoffen jedoch intakt geblieben sind, behalten wir unsere Übergewichtung bis auf Weiteres aufrecht. Auch «REITs» bleiben übergewichtet. Alle anderen Alternativsegmente («Listed Private Equity», Hedgefonds, Gold) bleiben bzw. sind (nach bescheidenen Zukäufen im HF-Bereich) neutral positioniert. Im Bereich der US-Energieinfrastrukturaktien («Master Limited Partnerships») haben wir den zweiten von drei geplanten Aufbauschritten hin zu einer neutralen (d.h. strategischen) Quote getätigt. Dieses Segment wurde im ersten Halbjahr auf strategischer Ebene unseren Portfolios hinzugefügt.
Währungen: USD-Präferenz durch EUR-Leerverkäufe und GBP-Eliminierung verstärkt
Wir bevorzugen weiterhin klar den US-Dollar und untermauern jetzt diese Tatsache durch das Eröffnen einer «Short»-Position im Euro zusätzlich. Darüber hinaus haben wir unsere «Long»-Position im Britischen Pfund geschlossen.
Das schottische Referendum neutralisiert derzeit die Gründe, die für das Pfund sprechen und trübt die britischen Wachstumsaussichten ein. Die Bank of England hat den noch bis kürzlich vergleichsweise restriktiven Zinsausblick ohnehin schon zum Teil relativiert. Wir werden das Pfund neu bewerten, sobald diese wichtigen politischen Unsicherheiten beseitigt sind. Die meisten anderen Währungen bleiben untergewichtet, auch wenn sich die Quote der SchwellenländerWährungen aufgrund unsere Zukäufe bei Aktien und Anleihen in den entsprechenden Regionen etwas erhöht hat.
Lesen Sie "The Beacon" von LGT hier
Quelle: LGT