18.12.2024, 14:45 Uhr
«Der S&P 500 zeigt, dass Demokraten im ersten Jahr ihrer Präsidentschaft eine bessere Performance hatten als Republikaner. Die erste Amtszeit von Donald Trump war jedoch eine positive Ausnahme», schreibt Peter...
Erstmals seit vier Jahren erleben die Aktienmärkte eine «Korrektur», die diesen Namen auch verdient. Es kann sein, dass die Volatilität kurzfristig hoch bleibt und sogar weiter steigt. Insgesamt bleibt das Makroumfeld jedoch freundlich, Chinas Wachstumsprobleme sind ein «alter Hut», während zinssensitive US-Sektoren seit einiger Zeit sehr gut laufen. Diese Faktoren deuten darauf hin, dass sich die Kräfte der Hausse relativ rasch zurückmelden werden.
Der S&P 500 verlor im Laufe der letzten Woche rund 10%. Ein vergleichbarer Einbruch wurde zuletzt zwischen dem 2. und 8. August 2011 verbucht, als der US-Index rund 13% verlor. Damals wurde das US-Kreditrating gesenkt, eine US-Rezession schien nahe, im Kongress tobte der Schuldenstreit und in Europa die Eurokrise. Diesmal beunruhigt der anhaltende Ausverkauf chinesischer Aktien, die anschliessende unerwartete Abwertung des Yuan und die Absicht der US-Notenbank, ihre Leitzinsen demnächst (ganz leicht) anzuheben. Kommt es diesmal anders als 2011? Steht uns jetzt eine Baisse bevor? Wir denken nicht - zumindest noch nicht.
Erstens wird Chinas globale Rolle eher übertrieben. Die US-Exporte nach China betragen nur 0.5% des US-Bruttoinlandsprodukts. Die Werte für Europa und Japan liegen bei 1% bzw. 2.5% - die Binnennachfrage ist in Industrieländern einfach weit wichtiger. Zudem wissen wir aus der Geschichte, dass globale Aktienhaussen anhalten können, selbst wenn das Wachstum sehr grosser Länder einbricht - wie etwa 1995, als Japans Stagnation begann, sowie 1980 und 1992, als Europa zyklische Rückschritte erlebte - und Japan war damals deutlich grösser als China, während Euroland natürlich weiterhin deutlich vor China liegt (siehe Seite 2).
China-Ängste sind übertrieben und dürften wieder verblassen
Hinzu kommt, dass sich nach den bisher fünf Zinssenkungen seit November die chinesische Konjunktur demnächst doch zumindest temporär stabilisieren dürfte. Die Daten enttäuschen schliesslich schon seit längerer Zeit - das kann man selten geradlinig fortschreiben. Eigentlich lag das Hauptproblem des vergangenen Jahres schliesslich darin, dass die Festlandinvestoren die Fundamentaldaten ignorierten und die Aktienbewertungen zu schnell auf unrealistische Niveaus trieben. Zudem sollten wir uns auch daran erinnern, dass Chinas CSI 300 immer rund 33% höher notiert als vor einem Jahr - d.h. der Vermögenseffekt dürfte also immer noch positiv sein, wenn wir eine etwas weniger kurzfristige Perspektive betrachten. Gewiss: Die Bewertungen in China dürften wohl noch weiter sinken (wobei das bei steigenden Firmengewinnen auch in einem breiten Seitwärtstrend geschehen kann). China-bezogene globale Konjunkturängste sollten jedoch bald wieder in den Hintergrund treten - auch deswegen, weil Konjunkturenttäuschungen aus China letztlich einen «alten Hut» darstellen.
US Rate empfindliche Sektoren sind unter den Outperformer gewesen
Zweitens, was die US-Zinsängste betriff, zählen seit geraumer Zeit ausgerechnet die zinssensitiven Sektoren (Banken, Häuserbauer, Hypothekenvermittler und Immobilienaktien) zu den relative starken Segmenten des US-Marktes (z.B. der Häuserbausektor erreichte letzte Woche ein neues Zyklushoch). Nach mehr als sechs Jahren extrem expansiver Geldpolitik und Schuldenabbau scheint der Markt subtil die Gesundung des Kreditsystems zu signalisieren - was natürlich positive mittelfristige Konjunkturperspektiven eröffnen würde. Ähnliches können wir auch in Japan und Europa beobachten, wenn auch weniger deutlich, weil die Konjunkturzyklen dieser Länder schliesslich den USA hinterherhinken.
Einen konstruktiven Blick auf Märkten beibehalten
Selbstverständlich müssen wir natürlich stets unsere Einschätzungen hinterfragen und die Risiken angemessen steuern. Unsere Portfoliomanager haben auch zeitnah entsprechend gehandelt: So wurden Put-Optionen auf Aktienindizes gekauft, als die Volatilität niedrig war - und nach dem Anstieg der Volatilität zu deutlich höheren Kursen verkauft. Vorerst betrachten wir solche Gegenmassnahmen als ausreichend. Eine Revision der globalen Markteinschätzung werden wir allenfalls nach unserem umfassenden Quartalsstrategieprozesses im nächsten Monat vornehmen. Die Qualität der kommenden Erholung, die wir erwarten, wird dabei sicherlich einen wichtigen Faktor in unserer Neueinschätzung bilden.
Quelle: LGT