"Zurich" fordert bei Unternehmen stringente Nachhaltigkeit
VR-Präsident Michel Liès: "Wenn eine Gesellschaft keinen Plan zur CO2-Reduktion hat, beenden wir die Beziehung." (Bild: PD)
Der Versicherungskonzern Zurich Insurance verschärft seine Haltung gegenüber grossen Verursachern von CO2-Emissionen. Wie VR-Präsident Michel Liès in einem Interview mit dem "Tages-Anzeiger" erklärt, dränge man Unternehmen im Gespräch dazu, den CO2-Ausstoss deutlich zu reduzieren. Gebe es dafür keinen Plan, beende man die Beziehung.
31.10.2022, 16:33 Uhr
Redaktion: hf
Wie "Zurich"-VR-Präsident Michel Liès im Interview versichert, führt der Konzern viele Gespräche mit den grossen Öl- und Gasproduzenten sowie Industrie- und Logistikunternehmen über deren Pläne, den CO2-Ausstoss deutlich zu senken. "Wenn wir feststellen, dass eine Gesellschaft, die zum Beispiel im Bereich Kraftwerkskohle oder Ölsand tätig ist, keinen solchen Plan hat, dann beenden wir die Beziehung", sagt er.
Die "Zurich" habe sich deshalb auch schon von solchen Kunden getrennt. "Dafür haben wir klare Richtlinien definiert."
Nicht unendlich Geduld
Falls eine Gesellschaft über einen glaubwürdigen Übergangsplan verfüge, begleite man sie gerne. "Aber auch dann haben wir nicht unendlich Geduld. Wir geben ihnen höchstens fünf Jahre". Wenn es dann keine Resultate gebe, beende man die Kundenbeziehung, so der VR-Präsident.
Zurich Insurance tut das durchaus auch aus Eigeninteresse. Die Schäden, die dem Lebens- und Schadenversicherer wegen der Klimaerwärmung durch Naturkatastrophen entstanden sind, beziffert Michel Liès fürs erste Halbjahr 2022 auf über 500 Mio. US-Dollar. Das sei mehr, als man erwartet habe. "Die Naturkatastrophen, die uns am meisten gekostet haben, waren Überflutungen in Australien und Stürme in Europa," erläutert er.
Auch "Zurich" verzeichnet Grossschäden durch Naturkatastrophen
Auch "Zurich" ist nicht vor Grossschäden gefeit. Die Swiss Re hatte letzte Woche für die ersten neun Monate 2022 einen hohen Verlust von 285 Mio. US-Dollar bekanntgegeben, hervorgerufen durch verschiedene Grossschäden, unter andere des Hurricans "Ian", der aus der Karibik über Florida und South Caroline hinweggefegt war.
Was passiere, wenn der Ukraine-Krieg sich zu einem nuklearen Krieg, allenfalls sogar zu einem Weltkrieg ausweite, wurde Liès des weitren gefragt. Der 68-jährige Luxemburger antwortete, er sei besorgt, nicht unbedingt für die "Zurich". Diese habe in der Firmengeschichte eine grosse Krisenfestigkeit bewiesen. Aber als Menschen betrübe ihn, "dass es scheint, dass die Menschheit Schwierigkeiten hat, Frieden zu erleben, ohne in eine kriegerische Lage zurückzufallen."
Eine zweigeteilte Welt wäre tragisch
Mehr wirtschaftliche Unabhängigkeit in Europa sei begrüssenswert. Doch die Zusammenarbeit mit China, um die es in erster Linie gehe, das wirtschaftlicher viel bedeutender ist als Russland, und damit auf die Vorzüge der Globalisierung zu verzichten, halte er für falsch. Eine polarisierte Welt helfe niemandem.
Der wirtschaftliche Schaden sei das eine. Für uns im Westen würden wohl einige Güter teurer, wenn man sie nicht mehr in China herstellen könne. Aber das sei zu bewältigen. Die menschliche Ebene ist wichtiger: "Es wäre traurig, wenn wir in einen neuen kalten Krieg abrutschen würden und die Welt zweigeteilt würde."
Verkauf des Chinageschäfts hat sich ausbezahlt
Auf die Frage, wie sich "Zurich" darauf vorbereite, falls China militärisch aggressiv werde und zum Beispiel Taiwan überfalle, antwortete er: "Diese Frage stellt sich für uns nicht." Das China-Geschäft der Zurich Insurance sei sehr klein, seit der Konzern 2013 eine Unternehmensbeteiligung in China an Swiss Re verkauft habe. "Das heisst", gibt er lachend zu, "ich habe sie damals der Zurich abgekauft, als ich Chef der Swiss Re war." (Vor seinem Wechsel zu "Zurich" im April 2018 war Liès Swiss-Re-CEO).
Ob er froh sei, dass "Zurich" nicht mehr in der Volksrepublik tätig sei, beantwortet Liès mit: "Im Moment ja."
Zurich Insurance setzt Finanzziele deutlich nach oben
16.11.2022, 09:03 Uhr
Die Zurich Insurance setzt sich ambitionierte Ziele: Die auf dem Betriebsgewinn lautende Eigenkapitalrendite soll in den nächsten drei Jahren über 20% nach bisher mindestens 14% betragen. Die Margen in der Schaden-...
Die Versicherungsgruppe Zurich steigerte die Bruttoprämien in der grössten Sparte Schaden- und Unfallversicherung in den ersten neun Monaten um 8% auf 33,5 Mrd. US-Dollar. Ein Grund für das Wachstum waren höhere...
Wirtschaftliche Bedenken treten vor Umwelt- und Cyberrisiken
08.11.2022, 06:40 Uhr
Die Auswirkungen der rasanten Inflation, Schuldenkrisen und Rezessionsgefahr bilden in den G20-Ländern in den kommenden beiden Jahren die grössten Bedrohungen für die Geschäftstätigkeit. Der Übergang zu...
Neu können KMU in der Schweiz im E-Banking von UBS direkt Versicherungslösungen von Zurich beziehen. Mit diesem Angebot weiten UBS und Zurich ihre Zusammenarbeit im Bereich "Bancassurance", einer Kombination von...
Die Zurich steigert den Betriebsgewinn im ersten Halbjahr um 25%. Der Reingewinn stieg trotz negativer Auswirkungen der Finanzmärkte um 1% auf 2,2 Mrd. USD. Der Versicherer kündigt ein weiteres...
Zurich verkauft deutschen Altbestand eines Lebensversicherungsportfolios
24.06.2022, 10:58 Uhr
Der Verkauf des Altbestands an traditionellen Lebensversicherungspolicen an Viridium wird laut Zurich die Kapitalintensität und das Zinsrisiko weiter verringern. Die geringere Empfindlichkeit gegenüber Zinssätzen...
Mit dem Verkauf des Altbestands ihres italienischen Lebens- und Rentenversicherungsgeschäfts an GamaLife reduziert die Zurich das Kreditrisiko innerhalb der Gruppe erheblich.
Die Zurich-Gruppe hat in den ersten neun Monaten die Bruttoprämien in der grössten Sparte, der Schaden- und Unfallversicherung, um 14% auf 31,2 Mrd. US-Dollar gesteigert. Weniger als erwartet um 7% auf 2,75 Mrd....
Zurich macht Ernst auf dem Weg zur Klimaneutralität
07.09.2021, 11:18 Uhr
Die Zurich Insurance Group ergreift Massnahmen, um die CO2-Emissionen aus der Geschäftstätigkeit schneller zu verringern, beispielsweise durch eine Reduktion geschäftlicher Flugreisen. Für Kunden entsteht ein...
Zurich ernennt Paolo Mantero zum neuen Chefstrategen
31.08.2021, 16:20 Uhr
Die Zurich Insurance Group hat Paolo Mantero per Anfang des nächsten Jahres zum Chief Strategy Officer ernannt. Er folgt auf Giovanni Giuliani, der zukünftig Länderchef des Versicherungskonzerns in Italien sein wird.